Pfarrer Georg Fritze: Leichtes Gepäck?

Pfarrer Georg Fritze hat in seinem Leben einige Male die Koffer gepackt. Er studierte 1892-1895 evangelische Theologie in Halle und Marburg. Nach seinem Militärdienst und seiner Ordination 1902 war Fritze Pfarrer in der Bergarbeiterstadt Charleroi. Darauf folgten Beschäftigungen in Magdeburg und Nordhausen. Ab 1914 ist er in Köln zunächst an der Trinitatiskirche und später an der Kartäuserkirche tätig.

Leicht war sein Gepäck in all der Zeit sicherlich nicht. Davon zeugen nicht nur der zerschlissene Koffer, sondern auch die sich darin befindenden Notiz- und Tagebücher. Sie bewahren u.a. bisher noch nicht erschlossene Eindrücke, Erlebnisse und Konflikte, die Georg Fritze zwischen 1916 und 1939 erlebte. Bereits zu Beginn seiner Tätigkeit in Köln war er konfrontiert mit den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges. Anders als manch anderer Amtskollege stimmte er nicht in die Kriegsparolen mit ein, sondern erklärte sich 1917 offen gegen den Krieg.

Aufbau der Kirche

Beschimpfungen und Gegenerklärungen musste Fritze für seine Haltung hinnehmen. Nach dem Krieg trat Fritze für einen Aufbau der Kirche von unten ein. Er hegte offen Sympathien für die Sozialdemokratie und engagierte sich für eine Annäherung von Kirche und Arbeiterschaft.[1] Fritze initiierte in Köln den „Bund religiöser Sozialisten“, der sich 1921 dem in Berlin gegründeten „Bund religiöser Sozialisten Deutschlands“ anschloss. Beeinflusst wurde sein Handeln wohl durch das Wirken Christoph Blumhardts (1842-1919), eines evangelischen Geistlichen, der als erster Pfarrer 1899 in die SPD eintrat. Als Pfarrer durfte er daraufhin nicht mehr tätig sein. Dass sich Fritze mit Schriften Blumhardts auseinandersetzte, lässt der Titel eines Tagebuches schließen.

Auch den Nationalsozialisten gegenüber nahm Fritze eine ablehnende Haltung ein. Er warnte bereits Anfang der 1930er Jahre vor der NSDAP, doch ohne viel Gehör im Presbyterium zu finden. Ab 1933 stellte sich Fritze auf die Seite der Bekennenden Kirche und informierte zusammen u.a. mit Hans Encke über den Kirchenkampf. Er scheute nicht die Auseinandersetzung mit dem Presbyterium. Dieses nutzte 1938 die Gelegenheit den unliebsamen Pfarrer durch seine Verweigerung, den Eid auf Adolf Hitler zu schwören, Maßnahmen für seine Entlassung aus dem Amt zu betreiben. Man verweigerte ihm die Auszahlung des Gehaltes und forderte die Kirchenleitung auf, Fritze bis zu seiner Pensionierung in den Wartestand zu versetzen. So geschehen im Oktober 1938. Die vielen aufreibenden Auseinandersetzungen setzten der Gesundheit Fritzes stark zu. Am 03.01.1939 verstarb Georg Fritze an den Folgen eines Schlaganfalls in Köln. Er wurde auf dem Südfriedhof beigesetzt.

1980 kam es zu einer Rehabilitierung Georg Fritzes. Im Innenhof der Kartäuserkirche wurde 1982 eine Gedenktafel eingeweiht, die vom Kölner Künstler Rudolf Alfons Scholl gestaltet wurde. Zudem finden seit diesem Jahr alle zwei Jahre die Verleihung der Georg-Fritze-Gedächtnisgabe statt, die an Menschen verliehen wird, die sich besonders für Opfer von Diktaturen und Gewalt einsetzen.

[1] http://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/georg-fritze/DE-2086/lido/5e81ec12efca14.70378974

Text: APK
Foto(s): APK

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