Worringer Bahnhof – Helmut-Ruhrberg-Haus

Wer den Worringer Bahnhof nicht völlig grundlos in Worringen sucht, wird ihn nicht finden: Das Gebäude steht in Nippes, seine Adresse lautet: Kempener Straße 135.
Wer dort nun auf einen Zug wartet, wird für seine Geduld nicht belohnt werden: Es wird keine Bahn kommen.
Nachvollziehbare Frage: Welchen Zweck erfüllt ein Bahnhof, der sich an einem anderen Ort befindet, als sein Name vermuten lässt und von dem schon lange kein Zug mehr abgefahren ist?
Tatsächlich wäre der um 1860 erbaute Holzbahnhof im Jahr 1984 beinahe abgerissen worden: Er war einer neuen S-Bahn-Trasse im Weg. Dass es nicht zum Abbruch kam, war einem einzigartigen Projekt zu verdanken: Eine Handvoll engagierter Menschen gründete den Verein „“Zug um Zug Baukooperative e.V.““ und kaufte 1983 den Bahnhof für eine symbolische Mark. Ihre Vision: die Errichtung eines Zentrums für Jugendarbeit.
Zunächst musste allerdings ein neuer Standort für den Bahnhof gefunden und dieser dann auf die Reise geschickt werden. Und es kam noch eine andere größere Herausforderung hinzu; die Finanzierung des Projekts. Es war Pfarrer Helmut Ruhrberg vom Kirchlichen Dienst in der Stadt, der eine Lösung fand und sich erfolgreich dafür einsetzte, dass der Kirchenkreis Köln-Mitte die Trägerschaft des Bahnhofs übernahm. Die Weichen für die Zukunft des alten Gebäudes waren damit gestellt. 1987 konnte seine Dekonstruktion mit Hilfe von 19 ABM-Kräften beginnen, und schon vier Jahre später wurde es – originalgetreu wiedererrichtet und zum schützenswerten Baudenkmal erklärt – am neuen Standort der Öffentlichkeit präsentiert. Unter der Projektleitung des Politologen Walter Schulz hatte sich auf bis dahin nicht da gewesene Weise arbeitspolitisches Engagement mit Denkmalschutz verbunden – mit einem sehenswerten Ergebnis.
Heute wird der ehemalige Bahnhof in Nippes nicht nur von „Zug um Zug“ sondern auch noch von weiteren sozial und kulturell tätigen Vereinen genutzt. Zahlreiche Menschen konnten sich hier schon im Hinblick auf ihre berufliche Perspektive beraten lassen und für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden.
Einfach nur „Worringer Bahnhof“ heißt das Gebäude übrigens nicht mehr. Hinzu gekommen ist der Namenszusatz „Helmut-Ruhrberg-Haus“ – in Erinnerung an den Mann, der im entscheidenden Moment zur Stelle war: mit großem Einsatz und genau der richtigen Idee.