„Ehrenamt ist eine Herzensangelegenheit“ – 22. Ehrenamtspreis „KölnEngagiert“ verliehen

Zum 22. Mal wurde jetzt der Ehrenamtspreis der Stadt Köln „KölnEngagiert“ verliehen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die diesjährige Ehrenamtspatin, die Moderatorin Laura Wontorra, zeichneten die Preisträgerinnen und Preisträger im Historischen Rathaus aus. Eingebettet war die Preisverleihung in den Ehrenamtstag 2022, der mit einem bunten Fest auf dem Kölner Heumarkt und auf dem benachbarten Alter Markt gefeiert wurde.

Zu den Preisträgern zählt der Kölner Künstler Cornel Wachter. Er gehört – neben weiterem Engagement – seit langem zu den Unterstützern des Vringstreff, Begegnungs- und Beratungsstelle sowie Restaurant für Wohnungslose, das sich direkt hinter der Kirche St. Severin befindet und von Hans Mörtter, bis vor kurzem Pfarrer an der Lutherkirche, mitinitiiert wurde. Mörtter und Pfarrer Mathias Bonhoeffer von der Kartäuserkirche sind auch im Vorstand des Vringstreff e.V. Wachter ist zudem Gründungsmitglied im „Club der offenen Herzen“, der sich seit 20 Jahren für Obdachlose in Köln engagiert.

Cornel Wachter sorgt immer wieder mit besonderen Aktionen für Aufmerksamkeit, die dem Vringstreff öffentliche Wahrnehmung und in der Folge oft neue Unterstützung bescheren. So lud er einmal den früheren Gitarristen der Band Genesis, Steve Hackett, zu einem Besuch ein. Er organisiert zudem immer wieder Lesungen mit prominenten Autoren wie Frank Schätzing und hat auch dafür gesorgt, dass seit 15 Jahren jedes Kölner Dreigestirn den Vringstreff während seiner Amtszeit besucht.

Motiviert zu seinem Engagement hat den 1961 Geborenen das Vorbild seines Vaters, der wie schon der Großvater Arzt am „Klösterchen“, dem Krankenhaus der Augustinerinnen in der Kölner Südstadt war. Der Vater habe immer einen „Heiermann“, ein Fünf-Mark-Stück, „für einen Burschen oder ein Mädel in der Tasche“ gehabt, „die diesen ganz, ganz nötig brauchten und dann aber am nächsten Tag dem Doktor zurückgaben und das Saufen dann auch aufgeben wollten“, erzählte Wachter einmal in einem Interview.

Miteinander-Preis für muslimische Notfallseelsorge

Ausgezeichnet wurde zudem die Christlich-Islamische Gesellschaft e.V. Sie erhielt den zum Dritten Mal verliehenen „Miteinander-Preis für Demokratie“ für die Muslimische Notfallbegleitung. Die Ehrenamtlichen stehen rund um die Uhr für muslimische Betroffene von Krisensituationen oder Notfällen bereit. Ein Grundkurs zur Qualifizierung muslimischer ehrenamtlicher Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger war vor mehr als zehn Jahren in Zusammenarbeit mit dem Landespfarramt für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie weiteren Organisationen entwickelt worden.

Die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger haben eine 27/7-Rufbereitschaft und leisten „Erste Hilfe für die Seele“, wo Musliminnen und Muslime von Unfällen, Todesfällen und Bränden oder auch von großen Schadensereignissen und Katastrophen betroffen sind.

OB Reker: Ehrenamt zentral für eine solidarische Gesellschaft

„Das Ehrenamt ist für eine solidarische, mitfühlende Gesellschaft wie ich sie mir vorstelle, ein ganz zentrales Element – und zwar zu jeder Zeit“, betonte Oberbürgermeisterin Henriette Reker in ihrer Ansprache. Es gebe aber Situationen, in denen die Bedeutung von Engagement nochmals zunehme. „Wir alle wissen allzu gut, in welcher schwierigen Lage Europa, Deutschland, unser Land und unsere Stadt derzeit sind“, so Reker. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sei zu beobachten, dass vermeintliche Gewissheiten infrage stehen: „Steigender Wohlstand, günstige Energie, planbare Ausgaben für den Lebensunterhalt“, nannte die Oberbürgermeisterin Beispiele. „Oder um es auf den Punkt zu bringen: Unser sozialer Zusammenhalt wird auf die Probe gestellt. Dass ich dennoch zuversichtlich bin, dass Köln zusammensteht – das liegt auch und besonders an Ihnen – an den über 220.000 ehrenamtlich Tätigen in Köln. Es liegt an Ihnen, die Sie sich entschieden haben, Verantwortung für andere zu übernehmen, Mitmenschlichkeit walten zu lassen und Solidarität in konkretes Handeln umzusetzen.“ Bei Treffen wie dem Ehrenamtstag spüre sie „die ungeheure positive Stärke, die das Ehrenamt entfaltet“. Reker weiter: „Das Ehrenamt ist eine Herzensangelegenheit, es ist der Wille zur Selbstwirksamkeit, es ist die Überzeugung, Missstände nicht nur zu beklagen, sondern sie aus eigener Kraft zu mildern oder gar zu beseitigen.“

Weitere Preisträgerinnen und Preisträger

Aus mehr als 120 Einsendungen wählte die Jury die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger. Mit dazu gehören auch das Blau-Gelbe Kreuz e.V., das sich seit 2014 für eine freie und unabhängige Ukraine engagiert und sich seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine für Kriegsopfer und Geflüchtete einsetzt. Das Blaue Kreuz gehört nach Angaben der Stadt Köln zu den ersten Hilfsorganisationen, die vor Ort Unterstützung leisten und mit verschiedenen Maßnahmen den Ukrainerinnen und Ukrainern, insbesondere Kindern und Binnengeflüchteten, Verletzten und anderen stark bedürftigen Menschen aus den vom Krieg betroffenen Regionen Hilfe leisten.

Weitere Auszeichnungen gingen an Martina Böhmer, die 2010 den Verein Paula e.V. als Träger der 2012 eröffneten Beratungsstelle Paula e.V. gründete, eine Beratungsstelle für Frauen ab 60 Jahren, die in der Vergangenheit belastende Ereignisse bis hin zu traumatischer Gewalt erlebt haben, sowie EssensRetter e.V., die Bezirksschüler*innenvertretung Köln, Canan Durma und die BNP Paribas Leasing Solution.

Alle Informationen zu KölnEngagiert gibt es auf www.stadt-koeln.de

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Stadt Köln

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