Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen: „Spektrum der Christenheit spürbar“

„Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ – das war das Leitwort der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen, die vom 31. August bis zum 8. September in Karlsruhe stattgefunden hat. Die Delegierten vertreten rund 580 Millionen Christinnen und Christen aus orthodoxen, anglikanischen, baptistischen, lutherischen, methodistischen und reformierten Kirchen weltweit. Es waren rund 4000 internationale Gäste aus den 352 Mitgliedskirchen des ÖRK zu Gast. Die Vollversammlung tritt in der Regel ungefähr alle acht Jahre zusammen. Pfarrerin Ulrike Graupner von der Evangelischen Clarenbach-Kirchengemeinde Köln-Braunsfeld war dabei:

Inhaltlich dominierten laut EKD Themen wie der weltweite Klimawandel und der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Vollversammlung. Zudem wurde die Forderung nach Frauen in geistlichen Führungspositionen laut. Wo gab es für Sie besondere Schwerpunkte?

Ulrike Graupner: Beim Dokument „Streben nach Gerechtigkeit und Frieden für alle im Nahen Osten“ gab es ein zähes Ringen um die Bewertung der israelischen Politik. Vor allem am Begriff der Apartheid schieden sich die Geister. Das Schlussdokument hat schließlich genau diesen Dissens auch zum Ausdruck gebracht – ein ermutigendes Zeichen, dass solche sensiblen Punkte nicht in Kampfabstimmungen gelöst werden können..

Woran haben Sie den ökumenischen Charakter und die Vielfalt der Veranstaltung vor Ort gemerkt?

Ulrike Graupner: Die ökumenische und globale Weite ist mir besonders in den Gebetszeiten bewusst geworden. Jeder Tag wurde von einer ausführlichen Morgen- und Abendandacht gerahmt, die von den verschiedenen Konfessionsfamilien gestaltet wurden. Von den uralten orthodoxen Liturgien bis zu den spontanen Gebeten der Pfingstkirchen wurde so das ganze Spektrum der Christenheit spürbar. Fünf Chorleiter aus fünf Kontinenten brachten uns auch manche fremde Zunge näher.

„Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ – wo haben Sie das Leitbild während der Veranstaltung besonders gespürt?

Ulrike Graupner: Die Kontexte und die Schwerpunkte der 352 versammelten Mitgliedskirchen sind natürlich unterschiedlich. Und doch war die gemeinsame Grundlage der Liebe Christi spürbar. Dass man zusammen beten und singen und die Bibel lesen kann, war eine gute Basis um einander wahrzunehmen und zu hören. Und das ist der erste Schritt zu Bewegung und Versöhnung und Einigung.

Wie ist Ihr Fazit der Vollversammlung?

Ulrike Graupner: Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass christliche Kirchen aus aller Welt so offen und ernsthaft miteinander tagen können. Zur Vollversammlung gehört aber auch ebenso die Umsetzung: Wie kommt der ökumenische Geist an der Basis an und wie wird er dort gelebt?

Was wünschen Sie sich für die nächste ÖRK Vollversammlung?

Ulrike Graupner: Dass Fortschritte sichtbar werden auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens und der Einheit. Dass man in acht Jahren sagen kann: das haben wir alles geschafft seit Karlsruhe.

www.oikoumene.org

Text: Frauke Komander/APK
Foto(s): Stefanie Kunde

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