„Wir wissen um die Not der Menschen“

Seit Anfang 2020 wirkt der Kölner Pfarrer Gerd Maeggi als Krankenhausseelsorger in drei katholischen Einrichtungen

„Die Menschen lieben einander nicht nach Konfessionen.“ So schlicht und doch so umfassend lautet die Antwort des Kölner Pfarrers Gerd Maeggi, wenn er gefragt wird, warum er sich als evangelischer Christ in drei katholisch geführten Krankenhäusern als Seelsorger engagiert. Daher kümmert er sich dort ebenso selbstverständlich um christlich geprägte Patientinnen und Patienten, wie um Menschen aller anderen Glaubensrichtungen. „Wir stehen doch in unserem Alltag jederzeit im konfessionellen Dialog – warum also nicht auch in der Seelsorge“, sagt er nachdrücklich.

Seit Februar 2020 wirkt der Pfarrer als Krankenhausseelsorger. Aktuell teilt er seine Zeit zwischen dem Heilig-Geist Krankenhaus in Köln-Longerich, dem St. Franziskus-Hospital in Ehrenfeld und dem St. Vinzenz-Hospital in Nippes, allesamt Einrichtungen der Stiftung der Cellitinnen zur heiligen Maria, auf.

„Unser Angebot des Gesprächs wird gerne angenommen.“ Die Grundfragen, die die Menschen bewegten, seien ja im Grunde immer dieselben: „Wir wissen um die Not der Menschen. Schwersterkrankte fragen sich, wie ein guter Gott dieses Leid zulassen kann. Das Pflegepersonal braucht das Gespräch als Kraftquelle, und die Angehörigen der Patienten beruhigt es, in Zeiten der eingeschränkten Kontakte, dass Seelsorger sich um ihre Lieben kümmern.“, hat der Theologe beobachtet.

„Einer alleine würde das gar nicht schaffen“

Seine Zusammenarbeit mit dem katholischen Krankenhauspfarrer, Monsignore Ulrich Hennes, sieht er als großes Glück: „Einer alleine würde das gar nicht schaffen. Ich bin froh darüber, die Seelsorge gemeinsam mit meinen katholischen Geschwistern anbieten zu können.“ Dass aktuell die unglaubliche Unterstützung der Grünen Damen, also der ehrenamtlich Tätigen in der stationären Krankenpflege, aufgrund der Beschränkungen durch die Pandemie fehlt, wird laut Pfarrer Gerd Maeggi überall spürbar. Umso wichtiger sei die interkonfessionelle Zusammenarbeit.

Natürlich gibt es Themen, die dann doch wieder stärker evangelisch geprägt sind, räumt Pfarrer Gerd Maeggi ein. „Wir gehen mit Dingen wie dem Schwangerschaftsabbruch oder dem assistierten Suizid etwas anders um. Wenn also jemand speziell den Austausch mit mir wünscht, besuche ich diesen Patienten.“ Letztlich allerdings gehe es ihm und Ulrich Hennes aber immer darum, einen oftmals belasteten, manchmal sehr traurigen Aufenthalt im Krankenhaus etwas leichter zu machen. Zuhören, Unterstützung bei einem Telefonat mit Angehörigen und – zumindest vor der Zeit der Corona-Pandemie – auch einfach das Halten der Hand der/des Kranken, geben den Patientinnen und Patienten viel Kraft. Zumal sie wissen, dass jedes Gespräch vertraulich bleibt.

Seelsorge mit Instagram, Twitter und Facebook

Wie sehr die vergangenen Monate die Kommunikation verändert haben, wie sehr plötzlich kreative Lösungen nötig wurden, beschreibt der Theologe, wenn er davon erzählt, wie gut er sich im Laufe des Jahres 2020 digital vernetzt hat. „Ich bin ein optimistischer und lösungsorientierter Mensch. Als klar wurde, dass die Kontakte eingeschränkt werden, haben wir sehr schnell über digitale Seelsorge nachgedacht.“ Inzwischen ist der Theologe bei Instagram aktiv, er twittert und postet bei Facebook, um in Kontakt zu bleiben.

Dabei gibt es Situationen, berichtet er schmunzelnd, in denen ihn ein großes Dankeschön erreicht, und der Seelsorger, ob der oftmals fantasievollen Usernamen, nicht weiß, wer da geschrieben hat. Regelmäßig erreichen den Pfarrer mittlerweile aber auch über die digitalen Kanäle Tipps, wer einen Besuch braucht, wem gerade ein Gespräch fehlt.

Mit ganzem Herzen auch vor Ort im Dienst

Denn Besuche waren immer möglich. Zwar in Schutzkleidung und mit Maskenpflicht, doch eingeschränkt wurde der Seelsorger nie. „Ich bekam von Beginn an das Material, das ich brauchte und wurde im Umgang damit sehr gut geschult.“ Trotzdem sei jede Rufbereitschaft mit Herzklopfen verbunden: „Jedes Haus hat etwas andere Regeln, es ist jederzeit ein gewisses Risiko dabei, auch wenn ich regelmäßig auf Covid-19 getestet werde. Die Sorge schwingt ganz klar mit. Doch als Pfarrer bin ich immer im Dienst, und das sehr gerne, mit ganzem Herzen.“

Obwohl der Zwiespalt zwischen der Sorge um das eigene Leben, natürlich auch das der Familie und dem Dienst für die Menschen immer wieder in den Gedanken auftaucht. „Wenn das passiert, finde ich Trost und Kraft im abendlichen Gebet, im Zusammensein mit meinen Kindern.“ Zudem sei es wunderbar, Teil der Krankenhausteams zu sein, sich zugehörig zu fühlen – als evangelischer Seelsorger in katholischen Krankenhäusern, der immer den Menschen in seiner Not im Blick hat und nicht die Konfession.

Mehr über die Krankenhausseelsorge in Köln und Region erfahren Sie hier.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Gerd Maeggi

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