Solidaritätsversammlung für die Erdbebenopfer auf dem Ebertplatz

Mehr als 50 000 Todesopfer haben die Erdbeben in der Türkei und Syrien gefordert, unzählige Menschen sind verletzt worden, Hunderttausende haben alles verloren. Angesichts der Gewalt der Naturkatastrophe sprach Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, am Samstag bei einer Solidaritätsversammlung für die Erdbebenopfer von Gefühlen der Ohnmacht, Schwäche und Hilflosigkeit. Was bleibt, wenn die Erde unter den Füßen wankt, wenn Menschen in den Tod gerissen werden? Gläubige Christen und Muslime, die sich jeden Tag um die Nähe Gottes bemühen, wüssten: „Wir können Gott unser Not klagen“, ihn um Hilfe und Trost bitten, sagte Seiger.

Trotz der Ohnmacht biete Gott Halt. In diesem Sinne trug er ein Gebet vor, das eine Klage um die vielen Opfer in der Türkei und Syrien ebenso enthielt wie Bitten für diejenigen, die an Leib und Seele verletzt wurden, kein Dach über dem Kopf mehr haben, im Katastrophengebiet Hilfe leisten oder den Wiederaufbau planen. Neben den Gebeten wirkt auch tatkräftige Unterstützung der Notleidenden gegen die Ohnmacht. Seiger lobte die internationale Hilfe und erwähnte in dem Zusammenhang, dass die Diakonie Katastrophenhilfe als Ausdruck der Solidarität und Nächstenliebe über drei Millionen Euro für Hilfsgüter zur Verfügung gestellt hat.

„Wenn die Erde bebt, sind alle betroffen“

Zur Versammlung  auf dem Ebertplatz hatte ein Bündnis islamischer Religionsgemeinschaften aufgerufen, darunter die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), der Verein Atib, der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) und der Islamrat. Murat Şahinarslan, Leiter der Forums der Ditib-Zentralmoschee in Ehrenfeld, dankte Deutschland für die Solidarität und betonte, die überlebenden Opfer brauchten „nicht nur finanzielle, sondern auch psychologische und seelsorgerische Unterstützung“. Dazu passte, dass die Kundgebung stark religiös geprägt war, vom traditionellen „Sela“-Ruf zum Gedenken an die Toten über Koranrezitationen bis hin zu Gebeten. Seiger war nicht der einzige Vertreter einer nicht-muslimischen Religion, der vor den mehr als 300 Teilnehmern und Teilnehmerinnen sprach.

Stadtdechant Monsignore Robert Kleine setzte der Angst, den Fragen und Zweifeln der Menschen den treuen, liebenden Gott entgegen und sagte, in kleinen wie in großen Gesten der Hilfsbereitschaft zeige sich die Hoffnung. Brian Michaels drückte Trauer und Mitgefühl im Namen der Jüdischen Liberalen Gemeinde „Gescher LaMassoret“ aus, deren Vorstand der angehört. Neben Birsen Ürek vom Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen sprach Dorothee Schaper, Pfarrerin und Studienleiterin an der Melanchthon-Akademie, für den Kölner Rat der Religionen. „Wenn die Erde bebt, sind alle betroffen“, sagte sie. Was in einer solchen Situation entscheidend helfe, sei, mitfühlend und tätig in Verbindung miteinander zu bleiben.

Zu den politischen Rednern zählten Kalks Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer, die SPD-Landtagsabgeordnete Tülay Durdu und der türkische Generalkonsul Turhan Kaya. „Es tut gut zu sehen, dass so viele Menschen mit uns fühlen und dass wir uns auf unser deutschen Freunde uneingeschränkt verlassen können“, sagte er. „In der Stunde der Not zeigt sich wahre Freundschaft.“

Text: Clemens Schminke
Foto(s): Clemens Schminke

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