Segen für Karnevalisten – ökumenischer Gottesdienst im Dom mit Stadtdechant Kleine und Stadtsuperintendent Seiger

Kirche und Karneval – das gehört in Köln untrennbar zusammen. Deshalb gibt es die von Kardinal Meisner vor Jahren begründete Tradition, dass sich das Kölner Dreigestirn in jedem Jahr den Segen von ganz oben im Kölner Dom abholt. Nach der Pandemie war der Dom endlich wieder für jedermann geöffnet, der dieses Spektakel miterleben wollte. So kamen dann auch mehrere tausend Jecken sowie viele Karnevalsvereine mit ihren Standarten. Stadtdechant Robert Kleine und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger führten gemeinsam durch den Gottesdienst und gaben den Segen für die neue Session.

Dombesuch in Ornat und mit Standarte

Beeindruckend sah es aus, als sich die Karnevalisten  langsam sammelten, um rechtzeitig in den Dom zu kommen. Bunte Kostüme, Uniformen und Standartenträger prägten das bunte Bild rund um die mächtige Kirche, die fröhliche Atmosphäre wurde beim feierlichen Einzug mit in das Gotteshaus genommen.  Der Wortgottesdienst, zu dem evangelische und katholische Kirche gemeinsam eingeladen hatten, war geprägt von karnevalistischen, aber auch ernsten Momenten. Es wurde gesungen, sogar geschunkelt und applaudiert, in ernsten Momenten auch nachdenklich geschwiegen.

Karnevalskerze vom Kinderdreigestirn gestaltet

Zu Beginn des Gottesdienstes hat Robert Kleine eine Karnevalskerze gesegnet, die vom designierten Kinderdreigestirn gestaltet wurde. Mit der Kerze bitten die Kölner Karnevalisten um Schutz für die Session. Symbolhaft soll diese Kerze die bunte Kölner Gesellschaft und ihren Karneval darstellen. Sie wird bis Aschermittwoch im Dom am Dreikönigsschrein brennen und kann dort besichtigt werden. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn stellte bei dieser Gelegenheit auch die neue Standarte zum 200. Jubiläum vor, die ebenfalls den Segen von Dechant Kleine bekam.

Robert Kleine: Lebensfroh und zuversichtlich trotz Krisen

Mit einer Erinnerung den verstorbenen Papst Benedikt begann Robert Kleine sein Grußwort und erinnerte daran, dass das damalige Dreigestirn einer Audienz beiwohnte und dem Papst Blutwurst, Schwarzbrot und eine Prinzenspange mitgebracht hatte. Dann kam auch Robert Kleine in seiner Predigt um die ziemlich komplizierte Gegenwart nicht herum. Er erinnerte an ein Lied von Emil Jülich, der vor 100 Jahren verstorben ist. „Wir lassen nicht vom Fasteleer“, sang einst der kölsche Sänger und das legte Robert Kleine den Karnevalisten ans Herz. „Was für eine Lobeshymne auf die Stadt und den Karneval.“ Der Karneval habe viel erleben müssen in den 200 Jahren seiner Geschichte, habe dunkle Zeiten überstanden und selbst in bittersten Stunden habe er den Menschen Fröhlichkeit gebracht. „Die DNA der Kölschen ist Lachen, auch wenn einem nicht danach zumute ist.“ Robert Kleine brachte die heiligen drei Könige ins Spiel, die sich erst falsch orientierten, dann aber wieder dem Stern zum Stall nach Bethlehem gefolgt sind. Auch in der Kirche gehe einiges kreuz und quer, das passe zum diesjährigen Sessionsmotto. Zum Schluss gab es noch einen Aufruf an alle Karnevalisten: „Versuchen wir im Kleinen, Frieden zu bringen, dann wird die Welt heller. Bleiben wir solidarisch, empathisch und sozial, aber auch lebensfroh und zuversichtlich.“

Bernhard Seiger: Nur die Liebe gewinnt

Auch die Predigt von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger war von den aktuellen Ereignissen geprägt. Dabei nahm er Bezug auf den Song „Liebe gewinnt“ der Kölner Band Brings. „Wer will schon einem Bruder, einer Schwester Schaden zufügen? Was für ein Irrsinn“, singen die kölschen Rocker in dem Song. Man könne meinen, sie hätten das Lied zum Kriegsbeginn im vergangenen Jahr geschrieben. „Das ist doch genau das, was Jesus den Menschen seiner Zeit und uns im Jahr 2023 in der Bergpredigt auf den Weg gibt“, so Bernhard Seiger.  „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ So sei es toll, „dass wir in diesem Jahr ,ov krüzz oder quer‘ 200 Jahre Kölner Karneval feiern!“ Auch das Brings-Video habe einen krassen Bezug zur Realität: „Da sind im Video die Bilder von einem Schützengraben zu sehen, von Soldaten, die einen Kameraden retten, von Menschen mit Angst im Gesicht.“

Und dann als Kontrast: spielende Kinder, Lachen, Freude, Hineinspringen in einen Teich an einem sonnigen Tag. So stellt er als Fazit fest: „Wir müssen endlich kapieren, dass wir alle gleich sind, dass die Liebe gewinnt, dass Freude und Musik Grenzen überwinden!“ Man solle seinem Gegenüber in die Augen schauen, das helfe, Hass und Gewalt zu überwinden. Auch Jesus sei mit seinem Leben und Handeln dafür eingetreten, dass die Liebe gewinne. „Am Ende wird sich die Liebe durchsetzen, weil Gott uns die Liebe aufgegeben hat und weil alleine sie auf die Dauer uns Menschen voranbringt.“ Der Stadtsuperintendent sieht den Rosenmontagszug gemeinsam mit dem Festkomitee als „eine riesige Friedensdemo, deren Botschaft für unsere Stadt Köln steht und die weit in der Republik wahrgenommen wird“. Besonders in der braunen Vergangenheit sei sowohl im Karneval als auch auf Seiten der evangelischen Kirche nicht alles optimal gelaufen, darum appellierte Bernhard Seiger umso mehr aus der Gegenwart heraus: „Karneval und die Botschaft Jesu von Liebe, Respekt für Vielfalt und von der Sehnsucht nach Verständigung über alle Grenzen und Frieden gehen zusammen.“ Man müsse nur beim Ursprung der Botschaft Jesu bleiben.

Kollekte: Spendenprojekte des Dreigestirns

Die Kollekte kommt in diesem Jahr den Vereinen Ein Herz für Rentner e.V.  sowie wünschdirwas e.V.  zugute. Viele Rentner beziehen eine Rente von unter 900 Euro, sie benötigen dringend Unterstützung. Wünschdirwas e.V. erfüllt Herzenswünsche von schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen. Beides sind die diesjährigen Spendenprojekte des Dreigestirns.

Kölsches Finale

Auch die Musik bei diesem Gottesdienst war dem Karneval angepasst. Gemeinsam sangen alle das Lied vom Veedel sowie die Hymne vom Stammbaum. Alle intonierten mit Inbrunst die kölschen Lieder, schnell sang die ganze Gemeinde lauthals mit. Mit einem Vaterunser sowie dem Segen für alle Karnevalisten und einem beeindruckenden Ausmarsch wurde der Gottesdienst beendet.

Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann

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