Schulbildung: Mädchensache
Eine Schulpflicht für Jungen und Mädchen, wie sie heute gesetzlich verpflichtend ist, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch nicht vorgeschrieben. Ein Schulbesuch kostete Geld, das besonders Familien aus ärmeren Verhältnissen nicht bezahlen bzw. nicht für alle ihre Kinder aufbringen konnten. Aus diesem Grund erhielten meistens Jungen die Chance sich nach dem Besuch der Elementarschule noch weiterzubilden.
Schulfächer waren Rechnen, Schreiben, Zeichnen, Französisch und Handarbeit
Zu einer gravierenden Veränderung in der Bildung von Mädchen kam es in Köln durch Konsistorial- und Schulrat Karl Friedrich August Grashof (1770-1841). Er erstellte ein Programm für verschiedene Schulformen, darunter auch eine höhere Mädchenschule. Zu einer Schulgründung durch die Stadt Köln kam es indes nicht. Die evangelische Gemeinde Köln erklärte sich bereit, dass eine Mädchenschule in einem Gebäude auf dem Antoniterpfarrhof errichtet werden könnte. 1827 existierte somit erstmalig eine Schule für Mädchen. Zwölf Schülerinnen, die bereits eine gewisse vorschulische Bildung besaßen, besuchten ab August 1827 den Unterricht. Schulfächer waren Rechnen, Schreiben, Zeichnen, Französisch und Handarbeit.
Ab 1831 war es auch Mädchen ohne vorherige schulische Bildung möglich den Unterricht zu besuchen. Erster Direktor dieser privaten Mädchenschule war Pfarrer Johann Gottlob Krafft (1789-1830). Er und seine Nachfolger strebten danach die Schule durch ihre Angliederung an die evangelische Gemeinde zu sichern, das gelang jedoch erst 1898. Zunächst musste die Schule selbstständig wirtschaften. Das tat sie, in dem sie, wie auch an anderen Schulen, Schulgeld erhob.
Breitgefächertes Bildungsangebot
Dies bildete die Grundlage für die Bezahlung der Lehrkräfte und die Instandhaltung des Gebäudes. Durch ihr breitgefächertes Bildungsangebot und ab den 1880r Jahren der Einrichtung des Lehrerinnenseminars (Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen), wuchsen die Schülerinnenzahlen stetig an. 1923 wurden 580 Schülerinnen durch 8 akademische und 16 hauptamtliche Lehrerinnen unterrichtet. Das stetige Wachstum führte dazu, dass auf dem Marienplatz 2 ein neues Schulgebäude errichtet wurde.
Unter Schuldirektor Beck wurde die Schule zu einem Zehn-Klassensystem ausgebaut, unterschieden in einen Elementarbereich und einen Oberschulbereich (höhere Töchterschule). Eine Abschlussprüfung konnten die jungen Frauen jedoch erst 1910 in Köln ablegen. Vorher mussten sie nach Düsseldorf, Koblenz oder Münster fahren. Nach erfolgreichem Abschluss der höheren Töchterschule konnten sie den Beruf der Lehrerin ergreifen.
In den 1930er Jahren wurde die Schule verstaatlicht.
Die Jahresberichte stammen aus dem Bestand der evangelischen Gemeinde Köln Ja 1.
Text: Stefanie Schensar
Foto(s): Stefanie Schensar
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