Jugendliche erinnern sich beim Jugendkreuzweg ans Leiden Christi
Die Beziehung zu sich selbst ausloten, die zu den Mitmenschen und zu Gott – und über das Verhältnis zum Tod nachdenken: Es sind keine Themen, die sich im Vorbeigehen abhandeln lassen, die beim ökumenischen Jugendkreuzweg im Mittelpunkt stehen. 40 Jugendliche und Erwachsene sind auf Einladung des Jugendreferats Köln und Region in die Jugendkirche CRUX gekommen, um sich unter dem Motto „beziehungsweise“ während der Passionszeit Fragen zu ihren Beziehungen im Leben zu stellen. Sie möchten gemeinsam den letzten Stunden in Jesu Leben nachzuspüren, sich auf Ostern vorbereiten und in Beziehung zu Gott zu treten.
Den Kreuzweg der Jugend gibt es seit 1958. Er lädt dazu ein, sich immer wieder neu, inspiriert durch unterschiedlichste Impulse mit dem Ostergeschehen, der Kreuzigung, dem Sterben, aber auch der Hoffnung durch die Auferstehung, auseinander zu setzen.
Ökumenisch wurde die Jugendaktion 1972. Mit aktuell rund 60.000 Teilnehmenden ist der Jugendkreuzweg mittlerweile eine der größten ökumenischen Aktionen junger Menschen. „Auch in den Niederlanden, Österreich und in Teilen von Luxemburg, Belgien sowie der Schweiz und in vielen deutschsprachigen Auslandsgemeinden weltweit beten junge Christinnen und Christen jedes Jahr neu in dieser Tradition“, heißt es auf der Website des Jugendkreuzweges.
„Wir wollen Gott hören“
Jugendpfarrer Daniel Phan, theologischer Referent im evangelischen Jugendreferat, ist seit 2015 im Organisationsteam und gestaltet den diesjährigen Jugendkreuzweg mit Pfarrer Matthäus Hilus, katholischer Stadtjugendseelsorger sowie Jugendreferentin Agnes Jusinski von der Katholischen Jugendagentur. In seiner Begrüßung skizziert Daniel Phan, worum es an diesem Abend geht: „Wir wollen Gott hören, uns von ihm und unseren Mitmenschen berühren lassen, erkennen, dass Gott in Beziehung zu uns tritt.“
„Was macht euch Mut?“
In Gruppen aufgeteilt wandern die Teilnehmenden nach der Begrüßung von Station zu Station. Im Papstsalon geht es um essenzielle Fragen: „Was macht euch Mut?“ und „Wofür setzt ihr euch ein?“ Die Jugendlichen notieren auf großen Blättern ihre Antworten. Freunde und Familie tauchen auf, der Einsatz für Geflüchtete und die Umwelt ist den jungen Leuten wichtig. Elias (13) aus der Hoffnungsgemeinde in Worringen erzählt, dass er sich für seine große Schwester einsetzt: „Ich bin immer für sie da, wenn sie traurig ist.“ Es geht weiter, wieder in den Kirchenraum, hier ist das Stichwort „Lebensweg“. Sätze zum Thema Tod und ein offener Sarg treffen auf ernste Gesichter der Jugendlichen, die meisten schweigen bei diesem schwierigen Thema. Da, wo es um die Auferstehung geht, können Samenkörner eingepflanzt werden. Elias streut einige in den Topf voller Erde, während Finja (14) aus der Horremer Kreuzkirchengemeinde sagt: „Der Tod gehört zum Leben. Es ist aber gut, dass wir das nicht allein durchstehen müssen.“
Es geht eine Tür weiter. Unter dem Oberbegriff „Machthaber“ kommen die Teilnehmenden mit Emma Kerlin, FSJlerin im Jugendreferat, ins Gespräch. Sie hält ein Bild bereit: zwei Menschen im handfesten Streit, niemand kümmert sich, keiner hilft. Die Gruppe schreibt mögliche Gedanken der Menschen auf. Finjas Satz lautet: „Ich denke, ich mache von der Szene ein Video, das gibt viele Likes.“ Es ist ein Satz, der betroffen macht. Zumal Finja berichtet, dass sie einer solchen Situation wie im Bild ausgesetzt war. Sie war Zeugin eines Konflikts, erlebte, dass von den Umstehenden gefilmt wurde, statt zu helfen und sagt: „Das war ein schlimmes Gefühl. So etwas ist respektlos und unzivilisiert.“
„Tod mitten im Leben“
Wie ehrlich die Jugendlichen sich den Fragen des Kreuzwegs stellen, zeigt die Station „Tod mitten im Leben“. Sie beschriften kleine Holzlöffel, Symbole für das sprichwörtliche „Löffel abgeben“ mit den Dingen, die sie vor dem Tod noch erleben oder erledigen möchten.
Eine Teilnehmerin möchte Architektin werden, jemand wünscht sich, am Meer in die Unendlichkeit zu blicken, ein Teilnehmender möchte schlicht einen letzten Döner essen. Glück ist ein Wunsch, Sorge um das Glück der Familie wird notiert und Osama (12), ebenfalls aus Horrem, hat den Wunsch als Fußballlegende unvergesslich zu werden. Am Ende des Weges werden alle von Pfarrer Matthäus Hilus mit einem Holzkreuz am Lederband beschenkt und haben viele Impulse zum Nachdenken zum Thema „beziehungsweise“ erhalten. Das Organisationsteam ist noch da und bereit zum Gespräch und dazu, nach dem Segen beim gemeinsamen Essen in Beziehung zu den Jugendlichen zu treten.
Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl / Birgit Arndt – fundus-medien.de
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