„Gott ist ein Ort, an dem ich sicher sein kann“: Synodalassessorin Miriam Haseleu ordiniert Judith Schaefer zur Pfarrerin

Augen auf bei der Berufswahl. Nicht wenige sind da in jungen Jahren auf Irrwegen gelandet. Diese Gefahr bestand bei Judith Schaefer nie. „Die wusste schon mit neun Jahren, dass sie Pfarrerin werden wollte“, erzählte Synodalassessorin Miriam Haseleu, die Judith Schaefer in der Klettenberger Johanneskirche in einem Gottesdienst zur Pfarrerin ordinierte. Haseleu erklärte zum Vergnügen des Publikums den eigentlichen Sinn der Veranstaltung: „Ordination ist, wenn jemand als Vikarin in einen Gottesdienst hinein geht und als Pfarrerin am Ende herausgeht.“

20 Jahre nachdem sie ihren Berufswunsch verkündet habe, werde Judith Schaefer nun beauftragt, das Evangelium zu verkünden. Als lutherische Pfarrerin nach den Bekenntnisschriften Luthers und der Barmer Erklärung. Mit Blick auf das Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“, mit dem man in den Ordinationsgottesdienst eingezogen sei und das zu jeder Reformationsfeier unbedingt dazu gehöre, sagte Haseleu, dass Gott auch ein Ort sei, „an dem ich sicher sein kann, ein Ort, an dem ich sein kann, wie ich will, ein Ort, an dem mir zum Feiern zumute sein kann“.

„Die lutherische Tradition bedeutet dir sehr viel“, fuhr sie an Schaefer gewandt fort. Mit der Ordination in Klettenberg schließe sich für die neue Pfarrerin ein persönlicher Kreis: „Deine Oma ist in Klettenberg geboren.“

„Du tust der Kirche und unseren Zukunftsprozessen gut“, lobte Haseleu das Engagement Schaefers, die am 9. März 1994 geboren wurde. Sie wuchs auf in Niederkassel am Rhein zwischen Köln und Bonn. 2013 begann sie ein Studium der Theologie in Wuppertal. Zwischen dem Grund- und dem Hauptstudium belegte sie einen Russisch-Intensivsprachkurs an der Linguistischen Universität in Minsk, Belarus. Und sie absolvierte ein Praktikum in der evangelisch-lutherischen Gemeinde in St. Petersburg. Bis zum Examen studierte sie in Göttingen.

„Das Wichtigste ist, dass die Menschen sich wohlfühlen“

Sie solle gnädig sein gegenüber anderen und gegen sich selbst, gab die Synodalassessorin der jungen Pfarrerin mit auf den Weg. „Das Wichtigste ist, dass die Menschen sich wohlfühlen.“ Und weiter: „Denn ich schäme mich meines Evangeliums nicht!“ Diese Kraft des Evangeliums mach selig und ganzheitlich gut, stehe in der Bibel. „Du hattest schon mit neun Jahren den Wunsch, dieses Evangelium, das selig macht, an andere weiterzugeben. Die Kirche ist dein Ort und deine Heimat. Ich hoffe, dass die Kraft des Evangeliums dich trägt und selig macht.“ Die Kirche ordiniere Einzelne in den Dienst. Und an die Gemeinde gewandt: „Ihr braucht sie. Und sie braucht euch.“ Die Gemeinde antwortete mit lang anhaltendem, herzlichen Applaus.

Judith Schaefer predigte über 1. Mose 13,1-12. Darin geht um die Trennung von Abraham und Lot, die ihre Ländereien unter sich aufteilen. „Und das Land konnte es nicht ertragen, dass sie beieinander wohnten; denn ihre Habe war groß und sie konnten nicht beieinander wohnen. Und es war immer Zank zwischen den Hirten von Abrams Vieh und den Hirten von Lots Vieh.“ Dazu Schaefer: „Sie wollten keinen Streit. Niemand benutzte Gott, um seine liebste Lösung zu finden. Keiner von beiden will sein Handeln als Gottes Wille legitimieren. Die Lösung des Problems führte nur über das Gespräch.“ Dass Menschen auf der Suche nach einem Platz zum Leben seien, sei höchst aktuell. Damals habe man die Dinge innovativer geregelt. Friedlich.

„Gott sieht unsere Konflikte“

In der Klettenberger Gemeinde habe sie als junge Vikarin gleich gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Und den Sinn für pragmatische Lösungen. Für das Teilen. „Gottes Wille ist nicht immer ersichtlich.“ Als Vikarin eingestiegen ist sie während der Pandemie. Als die ersten Geflüchteten aus der Ukraine kamen, habe man Räume bewohnbar gemacht. Die Johanneskirche sei ein Ort, der Trost und Kraft spende. „Die Gemeinde ist offen für Neues.“

Gott sei mit Abraham und Lot gegangen. Abraham sei zu seinem Altar zurückgekehrt und habe zu Gott gebetet. Es gehe darum, Gott mitzunehmen in den Alltag. „Gott sieht unsere Konflikte. Und er geht einfach mit. Egal, welchen Weg wir gehen: Gott ist dabei.“ Auch auf ihrem. Denn mit Blick auf Abraham, Lot und ihre nächste Aufgabe schloss sie ihre Predigt mit den Worten: „Die nächste Weide wartet schon. In Weiden.“ Dort wird sie die Synodalassessorin Monika Crohn entlasten.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

Der Beitrag „Gott ist ein Ort, an dem ich sicher sein kann“: Synodalassessorin Miriam Haseleu ordiniert Judith Schaefer zur Pfarrerin erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.