Für Klangzauberer und Team-Player: Mobiler Orgelspieltisch in der Trinitatiskirche eingeweiht 

Organisten und Oganistinnen als musikalische Einzelkämpfer und Einzelkämpferinnen, die das Konzertpublikum höchstens beim Schlussapplaus wirklich zu Gesicht bekommt –  dieses Bild wird dank des neuen mobilen Orgelspieltisches in der Trinitatiskirche nun endgültig der Vergangenheit angehören. Im Jahr 2021 war der Wunsch nach einer solchen modernen Erweiterung der spieltechnischen Möglichkeiten erneut aufgekommen. Der Vorstand des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region beschloss, die Hälfte der Gesamtkosten von rund 120.000 Euro zu übernehmen, wenn es gelänge, die andere Hälfte durch Spenden über den „Förderverein Kultur an der Trinitatiskirche“ einzuwerben. Vor diese Herausforderung gestellt, erwies sich Wolf-Rüdiger Spieler, Programm- und Organisationsleiter der Trinitatiskirche, als wahres „Fundraising-Talent“.

Dank der Spenden zahlreicher Institutionen, Banken, Chöre und Privatleute konnte bereits im Dezember 2021 der Auftrag für den mobilen Spieltisch erteilt werden. Dieser bietet, neben eindrucksvollen Klangeffekten, zum Beispiel die Möglichkeit, drei Manuale frei zuzuordnen und durch eine sogenannte „Registrierfessel“ kann eine Klangkombination konserviert werden, während man parallel bereits neue Register wählt. Zudem können durch „Oktavkoppeln“ Klangeffekte in die Höhe oder Tiefe verschoben werden. Nicht zuletzt wird in Zukunft auch das gleichzeitige (vierhändige und vierfüßige) Spiel an zwei Spieltischen realisierbar sein.

„Meilenstein in der Geschichte dieser Kirche“

Welches Potenzial in dem mobilen Spieltisch steckt, war bereits zu Beginn der musikalischen Feierstunde zu seiner Einweihung spür- und vor allem hörbar. Der reger chor köln unter Leitung von Wolf-Rüdiger Spieler und Marc Jaquet an der Klais-Orgel jubelten gemeinsam und in Sichtweite: „O be joyful in the Lord“ (Jubilate in B-Dur op. 10 von Charles Villiers Stanford).

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger sprach von einem „Meilenstein in der Geschichte dieser Kirche“ und betonte, dass sowohl der Kosten- als auch der Zeitrahmen eingehalten worden seien. Nicht nur hätten die Zuhörer und Zuhörerinnen jetzt die Möglichkeit, den Organisten zu sehen, sondern der mobile Spieltisch böte auch „neue Erfahrungsmöglichkeiten“ –  auch wenn in der Trinitatiskirche bereits seit längerem Beamer-Technik im Einsatz sei, um das Orgelspiel auch visuell erlebbar zu machen. Wie im Fußball, so sei auch in der Musik Team-Spiel erfolgreicher, z.B. sei nun Blickkontakt mit dem Chor möglich oder virtuoses „Doppelpass-Spiel“ zwischen zwei Musikern wie Marc Jaquet und Heiner Wilberny am Altsaxophon, die als Duo die Feierstunde ebenfalls musikalisch gestalteten. Das Ziel für die Zukunft seien „neue Perspektiven durch Kooperation“.

„Die musikalische Landschaft in Köln wird bereichert“, freute sich Bürgermeisterin Brigitta von Bülow zu Beginn ihres Grußwortes. Sie erinnerte an die Einweihung der Klais-Orgel vor 14 Jahren und wies auf die hervorragende Akustik der Trinitatiskirche hin. Diese gehöre zu den „besonderen Orten“ in Köln und sei aus der Kultur- und Kunstszene in Köln nicht wegzudenken. Durch das „mutige Projekt“ des mobilen Spieltisches entstehe ein „Möglichkeitsraum“ und die Trinitatiskirche könne ihren Ruf als „überregionale Kulturkirche“ weiter ausbauen. Von Bülow wies auch auf den von Wolf-Rüdiger Spieler konzipierten Orgelwettbewerb hin, der nicht nur dem Organisten und Organistinnen-Nachwuchs eine Bühne bietet, sondern auch eine gute Gelegenheit ist, die Möglichkeiten des Instrumentes hörend zu entdecken.

Die Orgelbaufirma Klais war durch Markus Bendel vertreten. Er ging auf die besondere Geschichte  der 1987 gebauten Orgel der Trinitatiskirche ein. Diese war zunächst für die Aachener Dreifaltigkeitskirche geplant, wurde jedoch bereits 2009 aufgegeben. Beinahe ohne Veränderungen konnte das Instrument in Köln eine neue Heimat finden. „Wir sind glücklich, dass sie so wunderbar genutzt wird“, erklärte Bendel und fügte hinzu: „Ich finde, dass sie hier viel besser klingt, als sie in Aachen je geklungen hat.“ Der Orgelbauexperte hob die zusätzlichen Möglichkeiten durch den mobilen Spieltisch hervor und verriet zum Schluss, dass die Orgel nun „prinzipiell auch alleine spielen könnte“ – eine Zukunftsvision, die allerdings weder bei den anwesenden Organisten, noch beim begeisterten Publikum auf Gegenliebe gestoßen sein dürfte.

„Wie könnte man eine solche Feierstunde passender beenden als mit den „Laudes Organi?“, fragte Bernhard Seiger und Zoltán Kodálys Fantasie für Chor und Orgel über eine Sequenz des 12. Jahrhunderts war wirklich ein würdiger – wenn auch nur vorläufiger – Schlusspunkt, bevor Heiner Wiberny und Marc Jaquet beschwingt und beinahe tänzerisch zum anschließenden Empfang überleiteten.

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Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke/Andy Ebels

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