Diakoniespende 2022/2023 – Kölner Band Höhner: „Wohnungslose Menschen brauchen Rückhalt“
Noch bis September läuft die aktuelle Diakoniespende des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In diesem Jahr geht das gesammelte Geld an die Überlebensstation GULLIVER im Trankbogen am Kölner Hauptbahnhof. Dort werden jeden Tag bis zu 200 Gäste begrüßt, die von Obdachlosigkeit betroffen sind und Hilfe brauchen, um wieder im Leben Fuß zu fassen. Unterstützt werden diese Menschen durch eine Kleiderkammer, durch warme Mahlzeiten, Beratung, Zugang zu Computern oder Möglichkeiten, zu duschen sowie sich die Haare schneiden zu lassen. Das Besondere an der Diakoniespende: Der Evangelische Kirchenverband verdoppelt bis zu einem Spendenaufkommen von 100.000 Euro jeden Cent.
Die Mitglieder der Kölner Band Höhner sind schon sehr lange an der Seite des LObby REstaurants LORE des Kölner Arbeitslosenzentrums KALZ, das auch Trägerverein des GULLIVER ist. „Eine Herzensangelegenheit“ nennen die Musiker ihre seit 1994 bestehende Verbundenheit zum Restaurant. Insofern war kein großes Nachdenken nötig, als Karl-Heinz Iffland, Vorsitzender des KALZ und dessen Geschäftsführer Bernd Mombauer anfragten, ob die Band die Diakoniespende zugunsten der Überlebensstation unterstützen würde. „Wohnungslose Menschen brauchen Rückhalt, eine Perspektive, Zuwendung und einen Ort, der ihnen Sicherheit vermittelt“, sagt Schlagzeuger Janus Fröhlich nachdrücklich. Die zentrale Lage des GULLIVER im Bahnbogen sei einzigartig und die Arbeit, die dort geleistet werde, empfindet er als „beeindruckend und absolut wichtig!“
Der Musiker bezeichnet sich selbst zwar als „emeritiertes Huhn“, weil er sich 2015 als aktives Mitglied der Band zurückzog, das heißt aber nicht, dass er sich nicht weiter mit seinen Bandkollegen für obdachlose Menschen in seiner Stadt einsetzt. So erinnert er daran, dass seit Erscheinen des Liedes „Alles verlore“ im Jahr 1996 alle Einnahmen aus dem Stück an das LObby REstaurant gehen. „Alles verlore“ tauchte später ebenso wie die Band im Kölner Tatort auf. Die Folge „Platt gemacht“ aus dem Oktober 2009 thematisierte Obdachlosigkeit in der Domstadt.
„Solche Geschichten können uns allen passieren“
„Wir haben, bis Corona uns ausbremste, jedes Jahr im Restaurant gekellnert. Wir haben mit den Menschen dort Musik gemacht und auch schon im GULLIVER, unter anderem anlässlich der Eröffnung, Konzerte gegeben“, beschreibt er die Zusammenarbeit mit dem KALZ.
Und er gibt zu, dass er mitleidet, wenn er die Geschichten der Menschen hört. Denn rund um das Musikmachen und das Kellnern kommen die Höhner natürlich mit den Gästen des GULLIVER und des LORE ins Gespräch und erfahren, wie einfach es ist abzurutschen. „Das ist näher, als man glaubt. Solche Geschichten können uns allen passieren. Niemand bringt sich doch willentlich in die Obdachlosigkeit“, ist der Musiker überzeugt und fügt hinzu: „Ein großer Teil dieser Menschen wünscht sich, ein produktiver Teil der Gesellschaft zu sein und benötigt dafür Hilfe. Hier kommt das GULLIVER ins Spiel.“
Denn die dort Mitarbeitenden unterstützen mit Beratung, mit Computern und einem großen Netzwerk an Kontakten. Überhaupt brauche es mehr solcher Hilfsangebote zur Selbsthilfe, meint der Schlagzeuger. „Die Politik müsste da viel deutlicher in die Verantwortung geholt werden. Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum und passgenaue Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen.“ Dass die Kölnerinnen und Kölner für ihr soziales Engagement bekannt seien, macht Janus Fröhlich sehr stolz: „Darum bin ich mir auch sicher, dass wir eine ansehnliche Diakoniespende zusammenkriegen!“
Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl
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