Bildung als Schwerpunktthema auf der Landessynode ab Sonntag in Düsseldorf

„Sensibel für Vielfalt, offen für Gott – Bildung. Evangelisch. Frei“, so lautet das Schwerpunktthema der 76. Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Mitglieder des obersten Leitungsgremiums der Kirche treffen sich erstmals seit 2020 wieder in Präsenz: von morgen, 15. Januar, bis 20. Januar 2023 in Düsseldorf. Für Präses Dr. Thorsten Latzel, der während der coronabedingt digital abgehaltenen Synode 2021 gewählt wurde, ist das die erste unmittelbare Begegnung mit den 199 stimmberechtigten Abgeordneten aus den 37 Kirchenkreisen zwischen Niederrhein und Saarland. Darunter sind auch die Vertreterinnen und Vertreter der vier Kölner Kirchenkreise.

Warum „Bildung“ Schwerpunktthema der Landessynode ist, erläutert Oberkirchenrätin Henrike Tetz „Ganz elementar gesagt: Weil Bildung unser Menschsein stärkt. Bildung hilft, Mensch zu werden und menschlich zu bleiben“, so die Leiterin der Abteilung Erziehung und Bildung. „Das ist eine Lebensaufgabe – manche sprechen hier auch von lebenslangem Lernen. Zum Menschsein gehören gute, von Freiheit geprägte, lebensdienliche Beziehungen. Beziehungen zu mir, zu anderen und – aus christlicher Perspektive – zu Gott.“

Mehr Unterstützung für Familien bei der religiösen Bildung

Ein Impulspapier blickt auf die vielfältige Bildungslandschaft der Evangelischen Kirche im Rheinland. Es schaut aber auch auf die Veränderungen im persönlichen Leben von Menschen, die sich durch erhöhte Mobilität, mehrfach veränderte familiäre Situationen, gesellschaftliche Veränderungen und die fortschreitende Digitalisierung ergeben. Zu dem, was daraus folgt, zählt nach Einschätzung von Oberkirchenrätin Tetz zum Beispiel die intensivere Begleitung von jungen Erwachsenen, die Religionslehrerinnen und -lehrer werden. „Wir unterstützen sie dabei, sich in der kirchlichen Bildungslandschaft Unterstützung zu erschließen und sich zu vernetzen.“ In Köln und Region übernimmt diese Aufgabe unter anderem das Schulreferat des evangelischen Kirchenverbandes. Für Henrike Tetz sind aber auch Familien Orte für „informelle Bildung“. „Wir fragen, in welcher Weise religiöse Bildung hier ihren Ort hat und wie Familien dabei unterstützt werden können“, sagte die Oberkirchenrätin im Vorfeld der Synode. „Mit einem Podcast entwickeln wir ein niederschwelliges digitales Format, um Familien bei diesem Thema zu erreichen. In den Kindertagesstätten, den Angeboten der Gemeinden und der Familienbildung entstehen Resonanzräume, in denen das Gespräch weitergeht und vertieft werden kann.“

Allein 2,7 Millionen Euro mehr für Energie eingeplant

Wie in jedem Jahr befasst sich die Landessynode auch mit Finanzen. „Im laufenden Jahr betragen die Mehreinnahmen bei den Kirchensteuern 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, stellte Oberkirchenrat Henning Boecker fest. Das entspricht 32 Millionen Euro. Im Jahr 2023 rechnet die Evangelischen Kirche im Rheinland mit Mehreinnahmen von knapp drei Prozent. „Diesen Einnahmen stehen höhere Ausgaben aufgrund der Inflation gegenüber. Insbesondere im Bereich der Energiekosten rechnen wir im nächsten Jahr mit erheblichen zusätzlichen Kosten. Allein für die Energieversorgung haben wir für das nächste Jahr 2,7 Millionen Euro an Mehrkosten gegenüber dem laufenden Jahr eingeplant“, so Boecker. Im Vorfeld der Synode hat der Ständige Finanzausschuss unter dem Vorsitz von Markus Zimmermann, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Köln-Nord, den landeskirchlichen Haushalt beraten, die Finanzen sollen auf  der Synode beschlossen werden.

Haushalt: In Bildung fließt das meiste Geld

Die Summe der Ausgaben für das Jahr 2023 beträgt nach dem Haushaltsplan der Landeskirche rund 584 Millionen Euro. Das sind rund 40 Millionen mehr als 2022. 15 Prozent (87 Millionen Euro) werden im Rahmen des Finanzausgleichs zwischen den Kirchenkreisen verteilt. Insgesamt werden rund 284 Millionen Euro von den Gemeinden, die die Kirchensteuern einnehmen, erhoben und anschließend verteilt. Der landeskirchliche Haushalt, aus dem die Aufgaben der Landeskirche finanziert werden, beträgt rund 300 Millionen Euro. Knapp 30 Prozent dieser Summe werden nach Angaben Boeckers für die Besoldung der Pfarrerinnen und Pfarrer verwendet, die von der Landeskirche besoldet werden. Weitere knapp 30 Prozent werden für unterschiedliche Aufgaben der Bildung verwendet, insbesondere für die Finanzierung der zehn landeskirchlichen Schulen. Von allen Tätigkeitsfeldern der Landeskirche ist das der Bildung mit Abstand das größte.

Kirchenordnung wird verschlankt

Bei der Tagung der Landessynode im Januar entscheiden die Delegierten aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland auch über die Verschlankung der Kirchenordnung. Sie beschreibt die Funktionen und Aufgaben der drei Ebenen in der Evangelischen Kirche im Rheinland: der Gemeinden, der Kirchenkreise und der Landeskirche. „Bisher waren dazu 170 Artikel notwendig, künftig sind es nur noch 80“, stellte Vizepräsident Dr. Johann Weusmann fest. „Das ist möglich geworden, weil wir die Kirchenordnung auf ihre Grundsätze reduziert haben. Zahlreiche Vorschriften konnten gebündelt werden, andere wurden ausgelagert, wiederum andere erwiesen sich als überholt.“ Eine der Änderungen des sogenannten Kirchenorganisationsgesetzes betrifft zum Beispiel die Zahl der Delegierten eines Kirchenkreises für die Landessynode. Hier soll eine Obergrenze aufgehoben werden. Dies ist für die drei linksrheinischen Kirchenkreise in Köln wichtig, denn sie wollen nach der geplanten Fusion in den nächsten Jahren entsprechend der Zahl ihrer Mitglieder auch Delegierte in das oberste Entscheidungsgremium der Landeskirche entsenden.

Weitere Themen auf der Landessynode

Außerdem beschäftigt sich die Landessynode auch mit den Themen Energiekrise und Armut, Klimagerechtigkeit, Flüchtlingsschutz an den EU-Außengrenzen, Arbeitszeiten im Pfarrdienst und einem Friedensethischer Beschluss. Auf der Internetseite landessynode.ekir.de finden sich alle Informationen zur 76. ordentlichen Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Außerdem ist über diese Internetseite der Livestream von der Synode zugänglich. Beginn ist morgen um 16 Uhr mit einem Gottesdienst aus der Mutterhauskirche in Düsseldorf-Kaiserswerth. Die Synode dauert bis zum 20. Januar und tagt in einem großen Hotel in Düsseldorf.

Text: Jens Peter Iven / APK
Foto(s): APK

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