Auf dem Weg zu einer diversen, lebendigen und zugewandten Kirche – Nachrichten von der Herbstsynode des Ev. Kirchenkreises Köln-Mitte

Mit einem Gottesdienst in der Kartäuserkirche startete am Samstagmorgen die von Superintendentin Susanne Beuth und Assessorin Miriam Haseleu, Pfarrerin in Nippes, geleitete Herbstsynode des Kirchenkreises Köln-Mitte. Auf die Kraft der Liebe verwiesen Pfarrer Armin Beuscher und Prädikantin Dr. Heike Henneken im Gottesdienst in Liturgie und Predigt. So erinnerte Pfarrer Beuscher an die Mutmach- und Abschiedsworte von Jesus, in denen dieser mahnte: „Bleibt in meiner Liebe.“ Wer Liebe hat, sei im Raum der Gottesgegenwart, betonte der Theologe und sagte: „Sind wir von der Liebe erfüllt, wird sie überfließen.“ Die Erfahrung der Liebe sei wesentlich, um auch andere Menschen zu nähren.

Spiritualität als Markenzeichen der Kirche

Pfarrer Armin Beuscher.

Dazu stellte er Seelsorge, spirituelle Erfahrungen und die Supervision in den Fokus. Seelsorge bedeute, Gott in mir und meinem Nächsten zu entdecken, aber auch die stärkende Begleitung junger Menschen in geistlichen Berufen. „Wir müssen geistliche Berufe attraktiver und alltagskompatibel machen“, nahm Pfarrer Beuscher ein späteres Thema der Herbstsynode vorweg. Spiritualität sei das Markenzeichen der Kirche, dabei sei das wichtigste Handwerkszeug das Gebet. Auch die Supervision darf nicht außer Acht gelassen werden, findet der Pfarrer und machte Mut: „Wir sollten unser professionelles Tun immer neu kritisch hinterfragen. Wir können nicht alles, dürfen also Dinge loslassen.“ Auch diesen Gedanken griffen die rund 50 Synodalen in ihren Beratungen immer wieder auf, während sie über die Zukunft ihrer Gemeinden sprachen. Menschen „mit Herz und Hand“ an seiner Seite zu haben, ist ungemein wichtig, sagte Pfarrer Beuscher zum Ende des Gottesdienstes.

Nach der Begrüßung der Synodalen durch Susanne Beuth, sprach Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen, Mitglied der Kirchenleitung und Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt, ein Grußwort. „Ich habe gerade erst die Synoden der Kölner Kirchenkreise Nord und Süd erlebt – es ist sehr spannend, zu erleben, welche Schwerpunkte jeweils gesetzt werden. Ich nehme ihre Impulse – das, was gerade wichtig ist – aus den Kirchenkreisen gerne mit.“ Auch Pfarrerin Janssen blickte in eine Zukunft der Kirche, in der Veränderung unabdingbar ist. „Wir unterschätzen das Thema“, mahnte sie. Ein guter Weg seien die von der Landeskirche geförderten Erprobungsräume, doch auch sie seien oftmals nur ein Leuchtfeuer, das wieder ausgehe. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie Theologie langfristig diverser wird, müssen vielleicht Dinge, Räume und Orte aufgeben und für diese schwierigen Schritte eine Seelsorge entwickeln.“

In die vier Himmelsrichtungen blickte Superintendentin Beuth in ihrem mit Lukas 13, Vers 29, überschrieben Jahresbericht: „Aus Ost und West, aus Nord und Süd werden die Menschen kommen und in Gottes neuer Welt zu Tisch sitzen.“

Eine Welt, in der sich „Himmel und Erde berühren“

„Verheißungen aus der Bibel können Visionen werden“, zeichnete Superintendentin Beuth das Bild einer Welt, in der sich „Himmel und Erde berühren“. Ein solche Berührung habe es im September in Karlsruhe gegeben, als die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zehn Tage lang mit 4.000 Delegierten aus aller Welt sowie zahlreichen Gästen tagte. Und als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier klare Worte in Richtung einer der ÖRK-Mitgliedskirchen äußerte: „Auf einen schlimmen, ja geradezu glaubensfeindlichen, blasphemischen Irrweg führen zurzeit die Führer der Russisch-Orthodoxen Kirche ihre Gläubigen und ihre ganze Kirche. Sie rechtfertigen einen Angriffskrieg gegen die Ukraine – gegen ihre eigenen, gegen unsere eigenen Brüder und Schwestern im Glauben.“ Ein wichtiges Grußwort sei das gewesen, blickte die Theologin auf die Versammlung zurück, bedauerte gleichzeitig, dass nur dieses Grußwort in den Nachrichten Erwähnung fand, nicht aber die Versammlung.

Das Thema Ukrainekrieg bewege die Kölner Kirchengemeinden nach wie vor. Der Krieg in Europa habe sofort eine Flüchtlingsbewegung ausgelöst, aber eben auch eine Welle der Hilfsbereitschaft. „Auch unsere Gemeindeglieder und Gemeinden, Kitas und diakonischen Einrichtungen gehören zu diesen Hoffnungsträgern.“ Strukturen wie den Runden Tisch für Flüchtlingsfragen habe es glücklicherweise schon gegeben, eine Stelle zur Beratung und Vernetzung von Gastgebenden sei durch die finanzielle Hilfe des Kreissynodalvorstandes (KSV) zügig geschaffen worden. Und neben allem Schrecken und Existenzängsten, so resümierte Susanne Beuth, „hat es auch echtes Kennenlernen und viel menschlichen Austausch“ gegeben.

„Begegnung macht Kirche aus“

Zum christlichen Leben, so ist sie überzeugt, gehören Begegnungen – südlich, östlich, westlich und nördlich –  wie die mit Noel Landaverde, der 2020 bei der Klimasynode aus Honduras zugeschaltet wurde und im Herbst 2022 zu Gast in Köln war, die mit Cecelia Jambuani aus West-Papua, VEM-Freiwillige (Vereinte Evangelische Mission), die für neun Monate im Kirchenkreis zu Gast ist, der finnischen Gemeinde und nicht zuletzt die mit der Partnerstadt Kölns, Liverpool, und der dortigen ökumenischen Arbeit. „Begegnung macht Kirche aus“, war das Fazit dieses Rückblicks, bevor die Superintendentin den Synodalen Gelegenheit zum Austausch zu ihren besonderen Begegnungen gab und dann die Zukunft in den Blick nahm.

Klimaneutralität bis 2035

Das Ziel der Klimaneutralität bis 2035, das die Landeskirche anstrebt, beschäftigt natürlich auch die Kirchengemeinden in Köln-Mitte. Technische Fragen wie die, wo Photovoltaik möglich ist, stehen neben der Finanzierbarkeit der Maßnahmen, die Erhaltung von Gebäuden wird geprüft, denn, so Beuth: „Unser größter CO2-Austoß erfolgt über unsere Gebäude.“

Neue Struktur der Jugendarbeit

Alle Kölner Kirchenkreise haben der neuen Struktur der Jugendarbeit zugestimmt, die zum neuen Jahr umgesetzt werden wird.
Mit Köln-Mitte haben nun alle Kölner Kirchenkreise der neuen Struktur der Jugendarbeit zugestimmt, die zum neuen Jahr umgesetzt werden wird.

Auf einem guten Weg sei in dieser Hinsicht die Vernetzung von Impulsen und Ideen zwischen den vier Kirchenkreisen in Köln – ein Gedanke, der zum nächsten Thema des Jahresberichts führte, da in den vergangenen Monaten das neu geschaffene Jugendreferat Köln und Region gemeinschaftlich von allen Kirchenkreisen auf den Weg gebracht wurde. Vorgestellt wurde es im Anschluss an den Bericht von Superintendentin Susanne Beuth von Ulrike van Lengerich, Leiterin des Jugendpfarramtes, die sich durch diese Veränderung Chancen auf Großprojekte für Jugendliche aller Gemeinden vorstellen kann, ebenfalls eine verstärkte Vernetzung im Blick hat und einen Pluspunkt darin sieht, dass es in Zukunft klare Zuständigkeiten geben wird. Die Synodalen stimmten fast einstimmig für die neue Konzeption der zukünftigen Arbeit des gemeinsamen Jugendreferates Köln und Region. Damit haben alle Kölner Kirchenkreise der neuen Struktur der Jugendarbeit zugestimmt, die zum neuen Jahr umgesetzt werden wird.

„Ein starker Satz“ eines Gemeindegliedes der EKiR habe sie vor wenigen Tagen sehr bewegt, sagte Susanne Beuth weiter in ihrem Bericht: „Ich würde niemanden von meinen nichtkirchlichen Freundinnen und Freunden, Verwandten und Bekannten mit zu einer Veranstaltung in meiner Kirchengemeinde nehmen.“ Noch einmal gab Pfarrerin Beuth den Synodalen Zeit zum Gespräch über diesen Satz – eine rege Diskussion folgte. Beuth selbst betonte, sie sei überzeugt, dass dieser Satz für den Kirchenkreis nicht zu treffe. Kirche in Köln sei auf dem Weg der Transformation, hin zu einer vielfältigen, offenen Kirche, an den Lebensfragen der Menschen orientiert. Sie erinnerte auch an das diverse, fröhliche und kommunikative Tauffest am Rhein „Vielfalt feiern“, das die Evangelische Kirche in Köln im August deutlich sichtbar gemacht hat.

Sie schloss ihren Bericht und den Kreis zu dem Vers aus dem Lukasevangelium in der Hoffnung, dass Kirche die Berührung von Himmel und Erde leichter macht und Menschen die Lebensbegleitung bietet, die sie benötigen – Menschen, die immer öfter aus der Kirche austreten, wie die Jahresberichte der Gemeinden zeigten. Die Statistik, die die evangelische Gemeinde Köln aufgestellt hatte, war sehr deutlich – die Zahl der Kirchenaustritte hat stark zugenommen. Dagegen steht die weiterhin sinkende Zahl der neuen Pfarrpersonen. Beide Themen wurden nach einer Aussprache über den Bericht als Punkt der Tagesordnung für die kommende Synode im Juni 2023 eingeplant.

Kirche in der digitalen Welt

Synodalassessorin Miriam Haseleu und Superintendentin Susanne Beuth (r.).

Aber auch jetzt stehen schon Ideen im Raum. Tim Lahr, Pfarrer an der Christuskirche, will im Zuge eines Erprobungsraumes mit Geldern der Landeskirche und des Kirchenkreises eine junge, digitale und queere Kirche in Köln auf den Weg bringen, damit Kirche bei Menschen zwischen 20 und 40 Jahren als offen und positiv wahrgenommen wird. „Machen wir uns nichts vor: Unsere Institution ist out. Darum wäre es gut, mal wieder etwas Cooles von uns zu hören.“ Um das nicht allein zu realisieren, biete er Hilfe beim Umgang mit Social Media an, beim Dreh von Videos und der Sprache, die auf Plattformen wie Instagram verwendet wird. Denn dieser Bedarf, wie auch Unterstützung im Bereich der Hardware, wurde in einer Umfrage geäußert, die Pfarrer Christoph Rollbühler unter dem Oberbegriff „Update – Kirche in der digitalen Welt“ als Aufgabe aus der Frühjahrstagung mitgenommen hatte.

Mit #himmelaufkoeln gibt es ein weiteres Projekt, das Menschen unmittelbar im Leben begleitet. Die Synodalassessorin Miriam Haseleu berichtete, dass es am Ewigkeitssonntag, 20. November, auf den Friedhöfen Melaten, Deutz, Nord und Süd unter dem Titel „Mit denen, die im Himmel sind“ Gesprächsangebote und „Coffee to go“ geben wird. Außerdem findet am dritten Adventssonntag ein Sternenkindergottesdienst in der Christuskirche statt, der live gestreamt wird.

Um die Zukunft und um Nachhaltigkeit geht es ebenfalls beim Netzwerk „Mitte wird grün“. Das digitale Projekt stellte Pfarrer Thomas vom Scheidt vor. „Die Seite soll farbenfroh und mit alltagstauglichen Tipps gefüllt werden. Hier darf sich jeder gerne einbringen“, lud er die Synodalen und ihre Gemeinden zur Mitarbeit ein.

Bis ins Jahr 2026 reicht die Timeline, die anschließend Superintendentin Beuth erläuterte, denn dann soll die Fusion der Kirchenkreise Nord, Mitte und Süd in die Gründung des Kirchenkreises Köln-Linksrheinisch münden, um zukunftsfähige Strukturen zu schaffen. Nach der Erörterung der weiteren Schritte, stimmte die Synode für die Fortsetzung der Beratungen mit den Nachbarkirchenkreisen, damit der Fusionsantrag 2024 bei der Kirchenleitung gestellt werden kann.

Jahresabschluss

Den Jahresabschluss erläuterte Kirchmeister Joachim Morawietz. Er sagte: „Es gab ein positives Jahresergebnis in Höhe von rund 123.000 Euro. Das gesamte Bilanzergebnis ergab eine Summe von rund 259.000 Euro, die in das kommende Jahr vorgetragen wird.“ Die Synode stimmte dem Jahresabschluss zu.

Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe

Im Anschluss an die Synode, vergab die Superintendentin in einer Feierstunde in der Kartäuserkirche die Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe. Die mit 10.000 Euro verbundene Würdigung ging an Mathilde Sabbagh, die im Frühjahr 2022 als erste Frau überhaupt in Syrien zur evangelischen Pfarrerin ordiniert wurde und in ihrer Gemeinde in Al-Hasaka unermüdlich Kinder- und Jugendarbeit leistet.

Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte

Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte setzt sich aus den sechs Gemeinden Köln, Niehl-Riehl, Nippes, Lindenthal, Klettenberg und Deutz/Poll zusammen. Geleitet wird der Kirchenkreis Köln-Mitte von Superintendentin Susanne Beuth gemeinsam mit dem Kreissynodalvorstand.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

Der Beitrag Auf dem Weg zu einer diversen, lebendigen und zugewandten Kirche – Nachrichten von der Herbstsynode des Ev. Kirchenkreises Köln-Mitte erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.