Unsere Archivale im Mai: Evangelisches Krankenhaus Weyertal – Von der Idee zur Institution

Bei unserer Archivale im Mai geht es ums Evangelische Krankenhaus Weyertal: Seit der Gleichstellung der Protestanten und Katholiken in Köln im 19. Jahrhundert waren die evangelischen Gemeinden in der Stadt rasch angewachsen. Bald wurde die Antoniterkirche zu klein, um alle Mitglieder zu fassen. Daher strebten die Gemeinden neue Kirchbauten an. Doch nicht nur die geistliche Versorgung sollte sichergestellt sein. Auch im Bereich der Pflege in Krankenhäusern wollte man aktiv sein.

1852 entstand erstmals der Gedanke ein eigenes Krankenhaus zu bauen. Bisher waren in den Bürgerspitälern nur katholische Ordensfrauen tätig. Aus evangelischer Sicht war gegen ihre pflegerische Arbeit nichts einzuwenden, jedoch hatte man den Eindruck, dass manche Ordensschwester sich nicht nur auf die Pflege beschränkte, sondern missionierte. Besonders weibliche Patienten seien von diesem Vorgehen betroffen. Um diesem Treiben entgegen zu wirken, sollte ein Krankenhaus mit evangelischen Pflegepersonal entstehen.

Elf Jahre lang wurde in den verschiedenen Gemeinden um Spenden für den Bau des Krankenhauses geworben. Ferner wurde ein geeigneter Bauplatz gesucht. Doch auf Grund des raschen Anstiegs der Gemeindeglieder und dringend benötigend Kirchen, trat das Gesuch vorerst in den Hintergrund. Erst als die Bauprojekte Trinitatiskirche (1860) und Christuskirche (1894) abgeschlossen waren, wurde ein neuer Versuch unternommen.

Zu besseren Steuerung des Vorhabens gründete sich ein Förderverein, der sowohl Gelder akquirierte als auch den Architektenwettbewerb betrieb. Den Wettbewerb gewann ein Architekt aus Leipzig, Alfred Ludwig. Sein Plan sah ein Gebäude im deutschen Renaissance Stil vor.

Zurück ins Jahr 1902.
Zurück ins Jahr 1902.

Am 01.12.1900 konnte der Grundstein des ersten evangelischen Krankenhauses zusammen mit dem Waisenhaus der Karl- Immanuel- Küpper-Stiftung am Weyertal gelegt werden. Nach Fertigstellung und Einweihung am 21.10.1902 übernahmen zunächst Kaiserswerther Schwestern die Betreuung der Kranken. Die Zusammenarbeit mit den Schwestern gestaltete sich nach einigen Jahren als schwierig, so dass die Schwestern von ihrem Mutterhaus abgezogen und anderen Tätigkeitsfeldern zu geführt wurden. Um keine lange Vakanz entstehen zu lassen und im schlechtesten Fall die Arbeit des Krankenhauses zum Erliegen zu bringen, konnte mit Unterstützung der Kaiserin, die als Schirmherrin des Krankenhauses fungierte, schnell Ersatz besorgt werden. Die Kaiserin unterhielt Kontakte zu Sophie von Wurstemberger. Diese hatte eine Diakonissen-Schule gegründet. Die Schwestern aus Bern versorgten ab 1908 die Bedürftigen in Köln. Bis zum Kriegsausbruch wurden 55% Evangelische, 40% Katholische und ca.5% Andersgläubige im Krankenhaus versorgt.[1]

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914) übernahm das Krankenhaus immer mehr die Versorgung und medizinische Betreuung von verwundeten Soldaten. Unter der englischen Militärregierung (1918) musste das gesamte Krankenhauspersonal samt Patienten in einen kleineren Ersatzbau an der Zülpricherstr. umziehen. Das Krankenhaus diente nun dem britischen Militär als Versorgung ihrer Soldaten.

Der Neubau 1967.
Der Neubau 1967.

Sieben Jahre später konnten Schwestern und Ärzte wieder zurück. Das Gebäude befand sich in einem schlechten Zustand. Medizinisches Gerät fehlte, die Räume waren heruntergekommen. Erst Ende des Jahres 1926 konnte die Arbeit wieder aufgenommen werden. Während des nationalsozialistischen Regimes führten Ärzte aufgrund des 1933 erlassenen Gesetzes „zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ Zwangssterilisationen durch.

1945 begann der Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Krankenhauses. Bald kam auch die Idee eines kompletten Neubaus auf, der 1967 eröffnet wurde.

[1] Fünfzig Jahre Evangelisches Krankenhaus Koeln 1902-1952, S.16.

Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann

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