„Raum für Risse. Kreativer Erkundungstag“ auf dem Gelände der Kartäuserkirche
Das „große Rahmenthema“ der Melanchthon-Akademie (MAK) im 2. Halbjahr lautet „Raum für Risse“. Nun luden auf dem Gelände der Kartäuserkirche in der Kölner Südstadt Lea Braun, Lena Felde und Dorothee Schaper, Studienleiterinnen der evangelischen Bildungseinrichtung, zu einem kreativen Erkundungstag ein. Dieser fand statt in Kooperation mit Pfarrerin Dr. Dorit Felsch, Leiterin Ausbildung Ehrenamtlicher in Seelsorge, und Pfarrerin Miriam Haseleu von der Lutherkirche Nippes.
Betitelt war dieser Tag ebenfalls mit „Raum für Risse“. Bei Angeboten innen wie außen „begegneten“ sich Kunst und Kultur, Theater und Gebet, Lesung, Klang, Meditation und Stille. Brüche aushalten, Schmerz wahrnehmen, Trost suchen und Hoffnung keimen lassen – das stand im Mittelpunkt.
„Ob sich ein Riss danach anders anfühlt oder nicht, vermag niemand hier zu sagen“, schickte Haselau in der Begrüßung voraus. Risse machten uns im Leben ja besonders sensibel. Für uns selber, für andere, für den Dialog, für das Stillsein, für die Worte, die möglich und auch für die, die nicht möglich seien. „In der Vorbereitung haben wir gedacht, heute sei der Zielpunkt dieses Themas“, so Schaper. Aber nun erkenne man, „heute ist der Anfang, weil vieles schon passiert ist an Gesprächen sowie Resonanzen“.
„Was machst Du, wenn es dir nicht gut geht?“
Im September hatten Teilnehmende des Workshops „Vorraum für Risse“ Kunst-, Kreativ- und Wortwerke angefertigt. Einige von diesen, vor allem auf Pappen geschriebene Fragen, hingen am Erkundungstag am Baum im Großen Galiläa und „sprachen“ Besuchende direkt an: Was ist deine Zerreißprobe? Welche Risse müssen offen bleiben? Oder, elementar: Wer bist du? Wer mochte, konnte im „stillen Baum-Gespräch“ eigene Werke dazu hängen.
Inspirierende Fragen mit der Möglichkeit, sie auf Notizzetteln umgehend zu beantworten, erwarteten die Gäste auch im Gemeindesaal. „Was machst Du, wenn es dir nicht gut geht?“: Darauf reagierte eine Person, „ schreibend versuchen ,es‘ in Worte zu fassen“. „Mit meiner Freundin telefonieren“, eine andere. „Was kommt nach dem Tod?“ Diese Frage wurde beantwortet etwa mit „Stille“, „Das werde ich sehen, wenn es soweit ist“, „Weiß nicht, ein warmes Gefühl“.
Ausgestellt fanden sich auch Ergebnisse des Projekts „Die Stadt aus meiner Perspektive“. Darin haben Klienten der Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie am Salierring mit Einwegkameras eine Vielzahl von Motiven fotografiert. Alltagsmomente, die Einblick geben in die Lebenswelt von wohnungslosen Menschen. Persönlichen Geschichten erzählt ganz ohne Worte.
„Der ,Raum für Risse‘ war ein besonderer, ungewöhnlicher Erfahrungsraum“, stellten Braun und Felde am Abend für das Risse-Team fest. „Auf vielfältige Weise haben wir uns über verschiedene Kunstformen und -sprachen biografischen und gesellschaftlichen Rissen angenähert.“
Text: Engelbert Broich/APK
Foto(s): Engelbert Broich
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