„Mit Herz und Seele“ – Acht Ehrenamtliche schließen Seelsorge-Ausbildung ab
Im September haben acht Frauen und Männer ihre über einjährige Fort- und Ausbildung Ehrenamtlicher in Seelsorge im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region abgeschlossen. Nach einem internen Kolloquium feierten sie mit ihren Angehörigen und Freunden, hauptamtlichen Mentorinnen und Mentoren sowie den Verbandsvorstands-Mitgliedern Hartmut Melenk und Silke Schmidt in der Kartäuserkirche einen Gottesdienst. Michaela Wiskirchen oblag die besondere musikalische Gestaltung. Die Liturgie hielt Pfarrerin Dagmar Schwirschke, die Predigt Pfarrerin Dr. Dorit Felsch. Beide leiten und führen die Ausbildung durch.
Dank und Ermutigung

Nicht nur die Pfarrerinnen richteten sich in persönlichen, dankenden wie ermutigenden Worten an die Ehrenamtlichen. Deren Dienst würdigte ebenso der im Kirchenverband für die Seelsorgebereiche und damit auch für die Ausbildung Ehrenamtlicher in Seelsorge zuständige Superintendent Torsten Krall in besonderer Weise. Schließlich erhielten sie aus seinen Händen den Qualifikationsnachweis..
„Lebenswege begleiten“ heißt das kostenlose Ausbildungsangebot. Es umfasst eine „große Basisausbildung“, gefolgt von einem Spezialisierungsmodul. Mit ihren erweiterten und vertieften Kompetenzen sind die Absolventen anschließend in verschiedenen Seelsorgefeldern tätig: in der Krankenhaus-, Altenheim-, Gefängnis-, Gehörlosen- oder Telefonseelsorge bzw. Seelsorge innerhalb einer evangelischen Kirchengemeinde.
„Was ist eigentlich Seelsorge?“ – Frage am Beginn der Ausbildung und der Predigt
„Was ist eigentlich Seelsorge?“, begann Felsch ihre Predigt mit einer Frage. Mit derselben sei die Gruppe vor einem guten Jahr in die Ausbildung gestartet. „Sie haben über ihr eigenes Seelsorgeverständnis nachgedacht, ein passendes Bild dazu ausgesucht und es uns in der Runde vorgestellt“, erinnerte Felsch. Diese Frage habe sich durch die ganze intensive Zeit der Ausbildung gezogen. Sie sei immer wieder zum Vorschein gekommen und aus verschiedenen Perspektiven heraus beleuchtet worden: „Was bedeutet es, wenn ich als Seelsorgerin oder Seelsorger Menschen begegne, ihnen gegenübersitze, ins Gespräch gehe?“
„Mit Herz und Seele auf Fragen eingelassen.“

Die Teilnehmenden hätten sich nicht nur theoretisch, sondern ganz und gar, mit Herz und Seele auf diese Fragen eingelassen, so Felsch. Eingelassen in Übungen, im Ausprobieren, in echten Gesprächen, die sie gewagt haben, in der anschließenden Reflexion dieser Gespräche. „Sie haben sich eingelassen in einer Art und Weise und Tiefe, die uns als Ausbildungsleiterinnen berührt und beeindruckt hat.“ Sie hätten sich auf Ihren Weg gemacht hin zu der Seelsorgerin, zu dem Seelsorger, die sie jeweils sein können und wollen – „mit all dem, was sie selbst an Lebenserfahrung und Persönlichkeit mitbringen“. Zum Abschluss der Ausbildung hätten sie noch einmal ihr eigenes Seelsorgekonzept reflektiert und wunderschöne Bilder und Gedanken in gemeinsamer Runde geteilt.
Felsch wies hin auf Psalm 42. Dieser beginnt mit den Sätzen: „Wie eine Hirschkuh nach Wasserbächen verlangt, so verlangt meine Kehle nach dir, Gott! Meine Kehle dürstet nach der Gottheit, nach dem lebendigen Gott.“ Den wichtigen Begriff Nefesh im hebräischen Urtext empfindet Felsch in der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache mit „meine Kehle“ als ziemlich genau wiedergegeben. Luther übersetze diese Stelle mit „meine Seele“, und auch diese Variante hält die Predigerin für richtig. „Die Kehle ist ein Organ, das mich in besonderer Weise mit meiner Umwelt verbindet“. Durch sie komme meine Stimme von innen nach außen und damit auch die Befindlichkeiten der Seele.
In der zweiten biblischen Schöpfungsgeschichte werde der Mensch dadurch zu einem lebendigen Wesen, dass Gott in die Kehle den Atem des Lebens einhauche. So werde die Kehle zum Begriff für Lebenshunger und Lebensdurst, für „Lebenskraft, Lebendigkeit“und „Leben“ selbst. All das gehöre zu dem, was wir mit „Seele“ übersetzten. Der ganze Mensch sei gemeint mit jeder Art von Lebenshunger.
Einfühlen, Resonanz geben, nach Hoffnung suchen und das Dunkel aushalten
„Meine Tränen sind mir zum Brot geworden Tag und Nacht“, bete der Psalm weiter. Die Ehrenamtlichen würden dies kennen aus schon geführten Seelsorge-Gesprächen. „Tränen rinnen also die Kehle herunter, die Tränen gehen in die Seele.“ In der Seelsorge seien die Ehrenamtlichen da und hörten zu. Sie „fühlen sich ein, geben Resonanz, suchen nach Hoffnung und halten das Dunkel aus. Sie begleiten mit dem, was aus der Kehle – der Seele – kommt.“
Felsch äußerte ihre große Freude seitens der Ausbildungsleitung, dass man die Ehrenamtlichen bei ihrem Weg zur Seelsorge und mit der Seelsorge habe begleiten und dafür ausrüsten dürfen. Sie empfindet es als etwas ganz Besonderes, dass Menschen ehrenamtlich ihre Zeit, ihre Kraft, ihr Herz dafür schenkten. Ebenso seien sie als Gruppe gewachsen. „Auch diese Gemeinschaft hat mit der Seele zu tun: mit gemeinsamem Lachen und Weinen. Dinge werden geteilt, die tief aus der Kehle kommen, die Seele berühren“, wünschte ihnen Felsch für diesen wunderbaren Dienst Gottes Segen. „Und dass sie immer wieder erfahren, wie sie anderen zum Segen werden.“
Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich
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