Machtkritik, Kirchenentwicklung und ein Blick in die Zukunft – Nachrichten von der Kreissynode Köln-Mitte
Bei hochsommerlichen Temperaturen und begleitet vom Kaffeemobil des Projektes „Himmel und Bohne“ sind die 46 Mitglieder der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte am Freitagabend, 13. Juni 2025, in der Stephanuskirche der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Niehl-Riehl zusammengekommen. Im Mittelpunkt der 91. ordentlichen Tagung der Synode standen unter anderem die Weiterarbeit im Rahmen der Aufarbeitung der ForuM-Studie, der Prozess „Hier+Weiter“ sowie der Übergang in den neuen Kirchenkreis Köln-Linksrheinisch.
Eröffnungsgottesdienst und Begegnung bei „Himmel und Bohne“
Bereits ab 16 Uhr luden Espresso und Cappuccino am Coffee-Anhänger der Projektgruppe „Himmel und Bohne“ zur Begegnung ein. Der Coffee-Anhänger ist Teil des Prozesses „Hier+Weiter“ und bot eine erste Gelegenheit zum Austausch in entspannter Atmosphäre.
Den Eröffnungsgottesdienst gestaltete Pfarrerin Nicola Thomas-Landgrebe. Sie stellte in ihrer Predigt die Frage nach der Macht in der Kirche und zitierte den Apostel Paulus: „Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater.“ Die von Gott gegebenen Gaben sollen den Menschen helfen, sich gegenseitig in Liebe zu stärken. In Beziehung dazu setzte sie das Wort Jesu aus dem Lukasevangelium: „Sondern wer unter euch der Wichtigste ist, soll sein wie der Geringste – und wer führen will, wie einer, der dient.“ Musikalisch wurde der Abendmahlsgottesdienst von Kreiskantor Johannes Quack und dem Saxophonisten Wolfgang Stinshoff begleitet. Die Kollekte kam dem „Ökumenischen Netzwerk Asyl in der Kirche NRW e.V.“ zugute.

Im Anschluss an den Gottesdienst begrüßte Superintendentin Susanne Beuth die Synodalen und die Gäste. Zum ersten Mal nahmen Superintendent Bernhard Seiger (Köln-Süd) und Superintendent Markus Zimmermann (Köln-Nord) an der Synode teil. Mit Blick auf die Fusion der drei Kirchenkreise betonte Bernhard Seiger: „Unsere Kirchenkreise haben sich seitdem 60 Jahre eigenständig entwickelt und Profile ausgebildet, die wir jeweils schätzen. Daher unser Grundsatz bei allen Zukunftsüberlegungen: Wir wollen die Schätze der Kirchenkreise bewahren und in eine gut gestaltete gemeinsame Zukunft überführen.“ Markus Zimmermann hob die Freude am Zusammenwachsen und an der entstehenden Vielfalt im neuen Kirchenkreis hervor. Es werde noch jeweils eine Synode im Herbst geben, dann werde sich die neue Synode des Kirchenkreises Köln-Linksrheinisch zum ersten Mal Ende Februar 2026 in Bergheim treffen.
Die neuen Vertrauenspersonen Siggi Schneider und Stefan Jansen-Haß stellten sich ebenfalls den Synodalen vor. Sie üben diese Funktion bereits im Kirchenkreis Köln-Süd aus.
Machtkritik, Awareness und der Umgang mit Macht

Mit dem Thema Macht beschäftigte sich auch der erste große inhaltliche Punkt der Tagesordnung. Bereits im Herbst 2024 hatte die Kreissynode im Zuge der Beratungen über die ForuM-Studie die Arbeitsgruppe „Machtkritik“ eingesetzt. Vikarin Lisa Kluge, Pfarrerin Dorit Felsch und Pfarrerin Mareike Maeggi stellten stellvertretend für die Gruppe ein gemeinsam erarbeitetes Awarenesskonzept vor.
Sie verdeutlichten die Herausforderungen im Umgang mit Macht, Machtstrukturen und Diskriminierungsrisiken innerhalb kirchlicher Gremien. Als Instrument zur Reflexion eigener Privilegien wurde das „Rad der Privilegien“ vorgestellt. Besonders hervorgehoben wurde, dass beispielsweise bereits die Sitzordnung einer Synode Ausdruck von Wahrnehmung und Sichtbarkeit sein kann.
Ziel des Awarenesskonzepts ist es, diskriminierungssensible Strukturen zu schaffen, die über eine reine Reaktion auf die ForuM-Studie hinausgehen. Mit großer Mehrheit beschloss die Synode, das Awarenesskonzept auf der Herbstsynode 2025 einzuführen. Darüber hinaus verabschiedete die Synode die Schaffung von Onboarding-Prozessen.
Prozess „Hier+Weiter“: Kirche in Bewegung
Synodalassessorin Miriam Haseleu, Skriba Christoph Rollbühler und Pfarrerin Dorit Felsch berichteten über den aktuellen Stand des Kirchenentwicklungsprozesses „Hier+Weiter“. „Mit der Namensfindung ging ein Prozess einher, in dem wir in der Steuerungsgruppe unseren Markenkern gesucht und definiert haben. Dabei wurden wir ehrenamtlich professionell begleitet“, schilderte Miriam Haseleu. „Wir machen das, um evangelische Kirche anders erlebbar zu machen, zu zeigen, wir sind eine offene, moderne Kirche mit viel Freiheit im Glauben.“
Mehrere Projekte sind bereits erfolgreich angelaufen. „Eat n Great“ in Nippes bietet einen Begegnungsort für Menschen im Alter zwischen 25 und 40 Jahren, ein queeres Netzwerk für Haupt- und Ehrenamtliche wurde etabliert, und das Kooperationsprojekt „Zentrum Zuflucht“ entstand gemeinsam mit der Melanchthon-Akademie und dem Diakonischen Werk Köln und Region. In einer kirchlichen Unterkunft leben aktuell neun akut durch Abschiebung gefährdete geflohene Personen im Kirchenasyl.
Auch ein kirchlicher Coworking-Space in Köln ist in Planung. Der Coffee-Anhänger „Himmel und Bohne“ kann nach dem Sommer für gemeindliche und kirchliche Veranstaltungen gebucht werden. „Hier+Weiter“ spricht gezielt innerstädtische Zielgruppen an und lädt Menschen über die Gemeindegrenzen hinaus zur Mitwirkung ein. Dies zeigt sich angefangen vom modernen Corporate Design über das professionelle Prozessmanagement im Hintergrund bis in die innovativen Ansätze der einzelnen Projekte.
Seit April 2025 unterstützt Pfarrer Daniel Phan den Prozess mit einer 50%-Stelle im Probedienst. Die Synode nahm den Bericht dankend zur Kenntnis und sprach sich dafür aus, den Zukunftsprozess auch im neuen Kirchenkreis fortzusetzen.
Schwerpunktthema: „Wer sind wir? Wohin gehen wir?“
Unter der Moderation von Miriam Haseleu und Heike Henneken diskutierten die Synodalen in Kleingruppen die Identität und Zukunft des Kirchenkreises. Anhand von vorbereiteten Leitfragen wurden Impulse gesammelt: Was wollen wir mitnehmen? Was bedeutet dies für die Zukunft? Was bringen wir in den neuen Kirchenkreis ein?
Zum Auftakt hatte Christoph Rollbühler in einem Film alte Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter des Kirchenkreises zu Wort kommen lassen, darunter Superintendent i.R. Rolf Domning, die Frauenbeauftragte Heike von Hagen und Pfarrer i.R. Jost Mazuch. Die Stimmen aus dem Video wurden ergänzt von Beiträgen aus der Synode.
In der Auswertung der Gruppenarbeiten wurden besonders die langjährige klare und auch politisch relevante Haltung des Kirchenkreises zu Themen wie Kirchenasyl oder der Segnung homosexueller Paare sowie die Georg-Fritze-Gedächtnisgabe hervorgehoben, die seit 1981 Menschen und Institutionen auszeichnet, die sich in besonderer Weise für Opfer von Diktatur, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen einsetzen. Die Innovationskraft des Kirchenkreises soll auch in den neuen Kirchenkreis eingebracht werden. Die Ergebnisse fließen in die weitere Arbeit des Kreissynodalvorstandes ein.
Personalia, Initiativen und Ausblick
In den Mitteilungen erinnerte Superintendentin Susanne Beuth an die Entpflichtung von Pfarrerin Ulrike Gebhardt am 25. Mai 2025 sowie an die Ordination von Pfarrer Daniel Phan am 1. Juni 2025. Zudem wurde auf die Initiative „Wie geht evangelisch gegen rechts“ der Melanchthon-Akademie, des Evangelischen Jugendreferates Köln und Region und des Diakonischen Werkes Köln und Region hingewiesen.
Am 15. November 2025 wird die letzte Kreissynode in Köln-Mitte tagen, bevor der Kirchenkreis im Zuge der Regionalstrukturreform im neuen Kirchenkreis Köln-Linksrheinisch aufgeht. Die konstituierende Synode des neuen Kirchenkreises findet am 28. Februar 2026 statt, die nächste reguläre Synode am 7. November 2026. Besonders hingewiesen wurde auf die Verabschiedung von Superintendentin Susanne Beuth, die am 7. Dezember 2025 um 15 Uhr in der Johanneskirche gefeiert wird.
Ausklang beim gemeinsamen Grillen
Den Abschluss der Synode bildete ein gemeinsames, vegetarisches Grillen, bei dem die Synodalen den Abend in entspannter Atmosphäre ausklingen ließen und die vielen Gespräche des Tages vertiefen konnten.
Text: Sammy Wintersohl
Foto(s): Sammy Wintersohl
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