Lange Nacht der Kirchen lädt am Freitag in die Kölner Innenstadt 

Erneut eine große Vielfalt an Angeboten hält die diesjährige Lange Nacht der Kirchen in Köln bereit. Sie findet statt am Freitag, 21. März 2025, von 19 bis 23 Uhr in der Innenstadt. Die lange Erfolgsgeschichte der Veranstaltung, die mit Stille, Musik, Texten, Kunst, Kurzführungen, Mitmachangeboten, Meditation sowie Begegnung und Austausch aufwartet, wird also fortgesetzt. Jede und jeder kann bei freiem Eintritt die besondere Atmosphäre großartiger Räume erleben.

„Es ist ein ökumenisches, verbindendes Projekt“, stellte Bernhard Seiger im Pressegespräch in St. Aposteln heraus. „In allen wesentlichen Dingen arbeiten wir großen christlichen Kirchen zusammen“, so der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Dr. Dominik Meiering, leitender Pfarrer und Vorsitzender des Katholischen Kirchengemeindeverbandes Köln-Mitte, bezifferte die teilnehmenden Standorte auf 31. Darunter befinden sich sechs evangelische Kirchen und mit der Bahnhofsmission eine ökumenische Einrichtung.

„Menschen extrem unruhig“ ob der nationalen, europäischen und globalen Situation

Dr. Dominik Meiering, leitender Pfarrer und Vorsitzender des Katholischen Kirchengemeindeverbandes Köln-Mitte, und Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region (r.)
Dr. Dominik Meiering, leitender Pfarrer und Vorsitzender des Katholischen Kirchengemeindeverbandes Köln-Mitte, und Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region (r.)

„Alles, was man tut, hängt ja immer von dem jeweiligen Lebensumfeld ab“, bezog Seiger in seine Erläuterungen die aktuelle Situation in Deutschland und weit darüber hinaus ein. Er stellte fest, dass sich durch die Entwicklungen und Geschehnisse in den letzten Wochen das „Mindset“, die Denkweise, ziemlich gedreht habe. Das Thema Sicherheit betreffend, spürten wir momentan weltweit eine Verschiebung durch die außenpolitische Neuorientierung der USA. Ganz akut auf der Agenda stünden Fragen nach der Sicherheit für Europa und dessen Verteidigungsfähigkeit. Ebenso Fragen nach Wiedereinführung der Wehrpflicht sowie der Orientierungsrichtung hierzulande. „Vor achtzig Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende“, so Seiger. Jetzt diskutierten wir über unsere Verteidigungsfähigkeit – „und das macht Menschen extrem unruhig“.

Kirchen tun das, was sie können: Halt geben

„Da ist es gut, wenn wir als Kirchen das tun, was wir können – nämlich Halt geben. Und Halt können insbesondere unsere wunderbaren Kirchen geben. Denn diese Kirchen stehen ja selber für die Erfahrung von Krieg, Zerstörung und Erschütterung“, erinnerte der Stadtsuperintendent. 1945 seien bis auf den Dom alle Kirchen in der Innenstadt Köln zerstört gewesen. Aber auch der Dom sei stark beschädigt worden. „Und das spüren wir in diesen Wochen noch viel stärker als in anderen Zeiten“, glaubt Seiger. Denn wir merkten, dass die Unversehrtheit unserer Gebäude überhaupt nicht sicher sei.

Kirchen verkörpern die Treue Gottes und den Zusammenhalt auch in Krisen

Daher sei die Frage nach dem, was uns Halt gebe, umso wichtiger. „Kirchen stehen ja dafür, dass wir schauen, was über das aktuelle Handeln der Menschen hinaus von bleibendem Bestand ist. Das ist in jedem Fall die Treue Gottes und das ist die Erfahrung, dass Menschen zusammenhalten können auch in Krisen“, erläuterte Seiger. „Genau das verkörpern unsere Kirchen.“ Zeit zur Ruhe finden, Zeit zur Entschleunigung, Zeit, um hören zu können, was uns Halt gibt angesichts der auf uns einprasselnden Nachrichten – das hält Seiger für das Wichtigste, was wir momentan benötigten.

Sich der Stille aussetzen

Aufgrund dessen begrüßt es Seiger, dass die Kirchen an diesem Abend mit Kerzen beleuchtet werden, um zu sagen: „Wir stehen in einer sehr empfindlichen Situation mit den Kirchen da und geben Hoffnung. Manches spürt man eben erst dann, wenn man sich dieser Stille aussetzt.“ Daher schätzt er sehr, dass im Lange Nacht-Programm die Stille eine große Rolle spielt. „Es wird nicht dauernd diskutiert über Politik, über Weisheiten zum Leben, sondern es wird in die Stille geführt. Wir glauben, dass das Menschen mehr Trost gibt, als das soundsovielte Erklärformat.“

Klassische und moderne Musik

In der Antoniterkirche gibt es unter anderem „Eine geistliche Hausmusik bei Familie Bach“ mit Bariton und Orgel.
In der Antoniterkirche gibt es unter anderem „Eine geistliche Hausmusik bei Familie Bach“ mit Bariton und Orgel.

Ebenso gebe es Angebote, „die mit Musik trösten“, nannte Seiger die Beispiele Hohe Domkirche und St. Agnes. In der Christuskirche könne man sanfte Klänge sowie Cake-Pops und Tee genießen. In der Antoniterkirche gebe es unter anderem „Eine geistliche Hausmusik bei Familie Bach“ mit Bariton und Orgel. Drittens nannte Seiger die Offerte, mittels dosierten Worten Orientierung und Halt zu geben. „Deshalb gibt es in vielen der Kirchen kurze biblische Lesungen und Meditationen. Wir denken, dass wir in dieser Kombination aus Kerzen in der Dunkelheit, tröstender Musik, Texten, die orientieren, und Stille, die uns hilft, die Fülle von Gedanken sortieren können.“ Aus dem Wiederaufbau unserer Kirchen in Köln zieht Seiger auch diese Gewissheit: „Kirchen stehen dafür, dass die Menschen so viel Leistungskraft haben und dass sie gegenüber allem Zerstörerischen immer wieder auch den Hoffnungswillen und Trost setzen können.“

Bewusst mehr Möglichkeiten zum Gespräch geschaffen

Meiering freute sich, dass mit St. Heribert in Deutz eine Kirche neu teilnimmt. „An verschiedenen Kirchorten haben wir besondere Ausstellungen“, verwies er etwa auf St. Gereon. Dort präsentiert der österreichische Künstler Jakob Kirchmayr eine monumentale Fasteninstallation. In St. Aposteln kann das Triptychon „Notre Dame“ des Kölner Künstlers Gerd Mosbach betrachtet werden. Meiering kündigte an, dass Besuchende „in diesem Jahr an ganz vielen Orten die Möglichkeit haben, auch nicht in die Kirche zu gehen“, sondern sich austauschen können bei Brot, Wein und Wasser. „Wir wollen, dass die Menschen nicht nur in die Kirchen gehen, sondern in Kontakt kommen“, begründete der Vorsitzende des Katholischen Kirchengemeindeverbandes Köln-Mitte.

Kartäuserkirche: Iona-Liturgie und Austausch

„Die Menschen können wählen, wir haben Angebote für verschiedene Bedürfnisse“, so Seiger. Auch für die Menschen, die bewusst sich nicht austauschen wollten. „Die im letzten Jahr gemachten Erfahrungen zeigen aber, dass viele das Gesprächsangebot gerne annehmen.“ So wird es in der Kartäuserkirche in der Südstadt die Iona-Liturgie mit Seiger geben, um ein Stück von der Spiritualität erfahrbar zu machen, die auf der einsam im schottischen Nordsee-Meer gelegenen Insel gelebt wird. Daneben besteht die Möglichkeit des Zusammenkommens bei Getränken, Brot und Käse.

„Konzertchen“ im Dom

„Der Dom ist immer dabei“, so Meiering. Lange habe man bedauert, dass die Kathedrale zu diesem Anlass zwar geöffnet sei, aber in ihr kein Programm stattfinde. Das sei in diesem Jahr anders. Denn Menschen aus der Dommusik führten an verschiedenen Orten im Dom „kurzweilige kleine Konzertchen“ auf. Überhaupt seien die Angebote der einzelnen Programme an den jeweiligen Adressen nicht abendfüllend konzipiert. Jedes für sich dauere meist nie länger als eine halbe Stunde.

Besuchende sollen auf Bildern eingefangene Atmosphäre posten

„Ganz viele Leute sollen posten“, wünscht Seiger sich für die Lange Nacht der Kirchen. „Am liebsten jeder Zweite.“  Man stelle fest, „dass das Leben immer mehr im digitalen Raum stattfindet. Deswegen haben wir schon beim letzten Mal angefangen, noch viel mehr auf Instagram und Facebook zu machen.“ In diesem Jahr lade man Besuchende bewusst ein, an den verschiedenen Orten die Atmosphäre mit Fotos und Videos einzufangen und diese in Sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. „Gerade für jüngere Menschen ist es oft so, dass sie erst mal auf Social Media gucken, ob es sie überhaupt interessiert. Wir haben den Ehrgeiz zu sagen, wir wollen über Social Media die Marke Lange Nacht der Kirchen sehr stark auch als Kölner Markenzeichen weiterentwickeln“, bittet Seiger um Posts unter #langenachtderkirchen. Mit unseren Kirchen in Köln seien wir wohl so gut aufgestellt wie kaum eine andere Stadt in Deutschland.

Empfehlung: vier bis fünf Kirchen aussuchen

Laut Meiering werden innerhalb der Veranstaltung ein paar tausend Leute in der Stadt unterwegs sein. „Im letzten Jahr haben wir in manchen Kirchen am Abend 200 bis 400 Leute gezählt.“ Seiger geht für 2024 im Schnitt von fünfzig bis hundert Besuchenden je Kirche aus. „Man schafft natürlich nie alle Orte“, empfahl er, sich auf vier, fünf zu konzentrieren. Ansonsten komme man gar nicht in die an und von den Orten ermöglichte spezielle Stimmung. Church-hopping jedenfalls hält er für nicht sinnvoll. „Zwanzig Minuten braucht man schon, um einen Ort zu spüren“, stellte Seiger fest. „Und wenn man die Wege noch dazurechnet, ist die Zeit schnell um.“ Als hilfreiches Verkehrsmittel empfahl Seiger das Fahrrad.

Das gesamte Programm mit allen Stationen und Angeboten der evangelischen und katholischen Kirchen und Einrichtungen ist online abrufbar unter www.langenachtderkirchen.koeln. Viele Kirchen bieten spezielle Programmpunkte zu festen Zeiten an.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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