Joachim Gauck zu Gast in der Diakonie Michaelshoven: Ein Appell für Verantwortung und Zusammenhalt
Ein besonderer Tag voller Begegnung, Werte und Zuversicht: Bundespräsident a. D. Joachim Gauck hat vor kurzem die Diakonie Michaelshoven anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens gewürdigt. Im Mittelpunkt stand Gaucks Rede in der Erzengel-Michael-Kirche zum Thema „Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Zuversicht auch in schwierigen Zeiten“.
Freiheit braucht Verantwortung
In seiner Rede würdigte Gauck das jahrzehntelange Engagement der Diakonie Michaelshoven für benachteiligte Menschen und rief zu gesellschaftlicher Verantwortung und demokratischer Teilhabe auf. „Die Freiheit der Erwachsenen heißt Verantwortung“, betonte er und verwies auf die Bedeutung eines Lebens in Bezogenheit auf andere. Wer Verantwortung übernehme, erfahre Glück nicht als flüchtigen Rausch, sondern als nachhaltige Lebensform.
Appell gegen Ausgrenzung und Vorurteile
Vor mehr als 200 Gästen rief Gauck dazu auf, zentrale Werte wie Freiheit, Verantwortung und demokratische Teilhabe zu verteidigen. Er warnte eindringlich vor der zerstörerischen Kraft von Vorurteilen und Ressentiments: „Was jede Gesellschaft nicht braucht, ist der Brandbeschleuniger von Ressentiments gegenüber anderen. Das zerstört Zusammenhalt.“ Kritik am demokratischen System, so Gauck, müsse in politischen und demokratischen Prozessen ausgetragen werden – nicht durch Ausgrenzung oder Abwertung.
Diakonie als Ort der gelebten Wertschätzung
Gauck würdigte das jahrzehntelange Engagement der Diakonie Michaelshoven für benachteiligte Menschen. Besonders hob er das diakonische Leitmotiv hervor: „Ich sehe dich – das ist der Satz, der hier gelebt wird.“ In Michaelshoven gehe es nicht nur um Versorgung, sondern um Begegnung auf Augenhöhe, um das Wahrnehmen des Anderen als gleichwertigen Partner. „Der andere ist nicht unter mir und nicht über mir – er ist neben mir“, so Gauck. Diese Haltung sei die Grundlage einer Arbeit, die echte Teilhabe ermögliche.
Vielfalt der Angebote beeindruckt
Er zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Angebote: von Programmen für Kinder und Jugendliche im stationären wie ambulanten Bereich über inklusive Wohngruppen bis hin zu Begegnungsformaten im Quartier. Besonders hob er Projekte hervor, die jungen Erwachsenen unter schwierigen Voraussetzungen neue Wege in Ausbildung und Arbeit eröffnen.
Begegnungen mit allen Generationen
Ebenso bedeutsam wie die Rede selbst waren die persönlichen Begegnungen an diesem Tag: Im Albert-Schweitzer-Haus traf Joachim Gauck auf Seniorinnen und Senioren, mit den Kindern der Kita MorgenLand sang er das Lied „Die Gedanken sind frei“, und im Austausch mit dem Michaelshovener Jugendparlament begegnete er Jugendlichen auf Augenhöhe. Diese Gespräche, geprägt von Respekt und Offenheit, spiegelten den gelebten diakonischen Geist wider – generationenübergreifend und nah am Menschen.
Ein Zeichen für Zusammenhalt und Werte
„Gerade in einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt und demokratische Werte mehr denn je gefordert sind, ist es ein starkes Zeichen, dass wir hier geeint zusammenstehen“, sagte Prof. Uwe Ufer, kaufmännischer Vorstand der Diakonie Michaelshoven. „Und deshalb erfüllt es uns mit besonderem Stolz, dass wir heute einen Mann begrüßen durften, der wie kaum ein anderer für Freiheit, Verantwortung und Zivilcourage steht.“
Raum für Begegnung und Reflexion
Auch Rainer Schmidt, theologischer Vorstand, betonte den diakonischen Anspruch des Tages: „Es ist ein Ort der Begegnung, es sind viele Menschen da, sie sollen miteinander ins Gespräch kommen, einmal kurz abschalten vom Alltag, ausruhen, hinsetzen, zuhören, nachdenken, orientieren und dann wieder in diese Gesellschaft gehen, die wir mitgestalten.“
Ein Ort der Hoffnung
Zum Abschluss seines Besuchs betonte Gauck, wie sehr ihn die Atmosphäre und Haltung in Michaelshoven beeindruckt hätten. Die Diakonie Michaelshoven sei nicht nur ein Ort der Hilfe, sondern auch ein Ort der Hoffnung und des gesellschaftlichen Aufbruchs. „Das ist einfach Zutrauen – und daraus kann Gelingen werden.“
Text: Melani Köroglu
Foto(s): Diakonie Michaelshoven
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