Erlöserkirche in Köln-Weidenpesch: Thematischer Gottesdienst zur Ausstellung „Apokalypse“

„Sie sind noch genauso aktuell wie vor 2000 Jahren“, begrüßte Pfarrerin Susanne Zimmermann zum Themengottesdienst in der Erlöserkirche. Sie, das sind die vier biblischen apokalyptischen Reiter des Sehers Johannes im letzten Buch der Bibel. Der Künstler Thomas Baumgärtel hat sie mittels vier Gemälden in die Gegenwart „übertragen“. Bis zum 22. November (Finissage, 17 Uhr) sind die Großformate in der evangelischen Kirche in Köln-Weidenpesch (Derfflingerstraße 9, 50737 Köln) ausgestellt.

Auseinandersetzung mit den Bildern und Hoffnungen

Pfarrerin Susanne Zimmermann predigt im Gottesdienst zwischen den großformatigen Werken von Thomas Baumgärtel und setzt sich dabei mit den Herausforderungen unserer Zeit auseinander.

Im Gottesdienst inmitten der Kunstwerke zählte Zimmermann die von Baumgärtel behandelten Gefahren der Digitalisierung, des Internets und des Wegnehmens von Freiheitsrechten auf. Sie nannte Klimawandel, Umweltverschmutzung, die ungerechte Ressourcenverteilung und die immer wieder auch kriegerischen Auseinandersetzungen und Despotentum. „Ganz bewusst setzen wir uns in diesen Wochen mit diesen Bildern und Herausforderungen auseinander. Wo sehen wir da die Zukunft und Hoffnung, die Gott uns versprochen hat?“ In diesem Sinne wolle man heute mit der Bibel Hoffnungsperspektiven entdecken, wolle man Widerstandskraft und Aufbegehren erkennen, die Kraft zum Neuanfang.

„Alles ist möglich dem, der glaubt“, erinnerte Zimmermann eingangs ihrer Predigt an das Wort Jesu (Markus 9,17–25). Es ist gerichtet an einen Vater, der ihn um die Heilung seines Sohnes bittet. Jesus spürt, dass der Hilfesuchende zweifelt. „Wer Gott vertraut, dem ist alles möglich“, betonte die Pfarrerin. „Alles kann die- oder derjenige schaffen, die oder der vertrauen kann ins Leben, in andere Menschen, in Gott.“ Aber wie schaffe man es, trotz widrigster Umstände nicht aufzugeben – in Krankheit, die einfach nicht aufhört, in Gefangenschaft, nach Schicksalsschlägen, Verlusten oder nach Erfahrungen von Scheitern? Zimmermann sprach von Selbstheilungskräften, „die alle Menschen in sich haben“. Von seelischer Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten. „Etwas, was uns geschenkt ist, das aber immer wieder ausgegraben, an das erinnert werden muss.“ Ein besonderes Zeugnis dieser Resilienz hat Zimmermann im Tagebuch der von den Nazis ermordeten Anne Frank gefunden.

Akzeptanz und Zuversicht

Die Pfarrerin betonte die besondere Bedeutung („Was macht Menschen stark für das Leben?“) des Begriffs Resilienz in der Pädagogik und Psychologie. Akzeptanz und Zuversicht in bedrängenden Zeiten bezeichnete sie als wesentliche Faktoren der Widerstandskraft. Diese Stichworte „ziehen sich durch die Bibel“. Und sie „helfen, dass Menschen stark werden oder zumindest sich immer mal wieder aufrichten können“. Es gehe darum, bereit zu sein, für das eigene Leben Verantwortung zu übernehmen und es zu gestalten. Eine wichtige Säule der Resilienz bildeten in der Regel auch die Religion und religiöse Gemeinschaft. „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen“, zitierte sie Dietrich Bonhoeffer. Zimmermann findet großartig an dieser Aussage, dass es ein Anliegen Gottes sei, „dass wir diese Widerstandskraft haben“. Gott selbst sei es auch, der uns schon in der Taufe zuspreche: „Ich glaube an dich.“

Bilder vom schönen Ende

Der Weiße Reiter (links ) und der Blasse Reiter von Thomas Baumgärtel.

Die biblische Offenbarung sei ein Trost- und Hoffnungsbuch, sagte Zimmermann. In den vom Seher Johannes beschriebenen Bildern gehe es um die Zukunft. Er habe Bilder vom schönen Ende entwickelt. „Er sieht einen neuen Himmel und eine neue Erde. Gott wird alle Tränen abwischen, und es wird kein Geschrei mehr sein, kein Leid.“

Sich dem Schweren aussetzen – neu hinschauen auf die Botschaft der vier Reiter

Das Überwinden von Leiden sei nicht immer einfach, stellte Zimmermann fest. Aber es könne gut sein, all das Schwere nicht zu ignorieren, sondern sich ihm auszusetzen. Das könne helfen, wieder neu hinzuschauen auf die Botschaft dieser vier Reiter. Schließlich, sich in die Verantwortung führen zu lassen und dadurch ins Handeln zu kommen – so wie Jesus dem zweifelnden Vater sage: „Vertraue, denn alles ist möglich dem, der glaubt.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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