Unsere Archivale im Juni: Wertschätzung mit Silbersiegel von 1527 – Ehrung für Diakonisse Else Pohle
Mit einem Siegel, das tief in der Geschichte wurzelt, ehrte der Evangelische Stadtkirchenverband Köln Menschen, die mit ihrem Wirken Glauben lebendig machten – wie Diakonisse Else Pohle, deren Einsatz über vier Jahrzehnte hinweg ein Segen für die Kölner Gemeinde war.
1975 ließ der Evangelische Stadtkirchenverband Köln, Vorgänger des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, 100 Silberabdrücke des Siegels der hochdeutsch reformierten Gemeinde Köln aus dem Jahr 1527 anfertigen. Der Stadtkirchenverband vergab diese zu besonderen Anlässen sowohl an Personen des öffentlichen Lebens als auch an Mitarbeitende des Stadtkirchenverbandes.

Der Silberabdruck zeigt auf der Vorderseite das Siegel der deutsch reformierten Gemeinde. Das Siegelbild zeigt einen kräftigen Weinstock, der sich um einen Rebstock rankt und fünf schwere Trauben trägt, drei links und zwei rechts, dazwischen zierliche Blätter und Ranken. Die Legende steht auf einem im Uhrzeigersinn umlaufenden Bande. Sie beginnt links neben dem Fußpunkt des Siegels und lautet
„VINEA D[omi]NI DOMUS ISRAHEL EST“
Auf der Rückseite stehen die Zahl „1572“ und „EVANGELISCHER STADTKIRCHENVERBAND KÖLN“.
Die Siegelschrift geht auf Jesaja 5,7 „Des Herren Weinberg ist das Haus Israel“ zurück und findet sich auch in den Protokollbüchern der hochdeutsch-reformierten Gemeinde wieder.
Eine Empfängerin dieser Ehrung war Diakonisse Else Pohle. Sie war viele Jahre in der evangelischen Gemeinde Köln als Gemeindeschwester tätig. 1938 kam die im Ruhrgebiet geborene Kaiserswerther Diakonisse nach Köln an die Kartäuser Kirche. Ihr vielfältiges Engagement in der Gemeinde sei es in der Jugendarbeit, Verkündigung, Verteilung von Hilfsgütern, Armen- und Krankenfürsorge haben das Gemeindeleben mitgeprägt und getragen. Nach 40 Jahren Dienst ging Schwester Pohle in den wohlverdienten Ruhestand. Für ihren unermüdlichen Einsatz überreichte der damalige Stadtsuperintendent Ernst Heinz Bachmann (1966-1980) Else Pohle am 28.11.1978 den Silberabdruck.
Kleiner Exkurs zur Geschichte der hochdeutsch reformierten Gemeinde
Die hochdeutsch reformierte Gemeinde war eine von vier reformierten Gemeinden (Niederdeutsch-reformierte, Französisch-reformierte und Schiffergemeinde), die sich in Köln im 16. Jahrhundert bildeten. Öffentliche Religionsausübung war bis 1802 für Protestanten in der Stadt verboten. Zwei Reformversuche unter Erzbischof Hermann von Wied (1515-1547) und Erzbischof Gebhard Turchseß (1577-1583) scheiterten. Nach diesen Versuchen wachten Stadtrat und Universität darauf, dass Evangelische keine Rechte bürgerlicher, religiöser und wirtschaftlicher Art bekamen. Folglich mussten die Gemeinden sich heimlich organisieren und außerhalb der Stadt an Gottesdiensten beispielsweise in Mülheim am Rhein oder Frechen teilnehmen. Eine Veränderung der Verhältnisse trat erst unter der französischen Besatzung ein.
Wer Interesse hat, sich den Silberabdruck im Original anzusehen, ist herzlich eingeladen sich diesen im ersten Stock im Haus der evangelischen Kirche anzusehen.
Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann
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