Tillmann Poll in der Nippeser Lutherkirche ordiniert – Superintendentin Susanne Beuth feierte Gottesdienst neben dem Becken, in dem sie getauft wurde
Dieser Gottesdienst in der Nippeser Lutherkirche stand im Zeichen der Erinnerung und der Zukunft. Natürlich war an Palmsonntag der Einzug Jesu Christi in Jerusalem ein Thema. Aber es gab auch aktuellere Bezüge beim Ordinationsgottesdienst von Tillmann Poll, den Susanne Beuth leitete.
Die Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Mitte schaute zu Beginn ihrer Ansprache vor der Ordination ein wenig länger auf das Taufbecken rechts vom Altar. „In diesem Becken bin ich getauft worden“, warf sie einen Blick zurück in ihre frühe Kindheit. Und es blieb weiter Zeit für die Rückschau.
Polls Werdegang
Tillmann Poll hat seine Zeit als Vikar zweieinhalb Jahre in der Gemeinde Klettenberg verbracht. Dort war Pfarrer Ivo Masanek sein Mentor. Masanek war Gast beim Ordinationsgottesdienst. Sein Mentor in früheren Zeiten war Thomas Diederichs, kein Geringerer als heute Pfarrer an der Lutherkirche. An diesem Vormittag schlossen sich in Nippes also gleich mehrere Kreise.
Die Aufgabe der Superintendentin war unter anderem, Poll die Urkunde über „die Anstellungsfähigkeit als Pfarrer“ zu überreichen. Beuth erinnerte daran, dass Poll in jüngster Zeit auch Vater geworden ist. Die Elternzeit und Corona fielen zusammen. Seit einem Jahr war er in Nippes als Pfarrer im Probedienst tätig. Die Superintendentin schätzt den neuen Pfarrer-Kollegen.
Über den Glauben sprechen
„Du kannst sehr gut theologische Gedanken verständlich formulieren. Du kannst mit den Menschen über den Glauben sprechen.“ Poll gehe mit sogenannten Kirchenfernen um, „als sei diese Kirchenferne das Normalste der Welt“. Susanne Beuth erinnerte an das Lied „Gott liebt diese Welt, und wir sind sein eigen. Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen. Gott liebt diese Welt!“
Das passe in einen Ordinationsgottesdienst in diesen Tagen. Man dürfe diese Liebe aber nicht verwechseln mit „Friede, Freude, Eierkuchen“. Aber im Pfarrberuf gelte es, trotz Unfrieden und Unverstand, die herrschen könnten, „die Hoffnung zu vermitteln, weiterzuleben. Das ist die Aufgabe, zu der du heute Ja sagst.“ Der entscheidende Satz der Ordination laute „Ja, mit Gottes Hilfe“. Diese Hilfe bestehe auch in der Demut, Gottes Wort weiterzutragen.
Palmsonntag
Denn: „Wer in den Fußstapfen Jesu Christi unterwegs ist, braucht mehr als die eigene Kraft.“ Die Superintendentin erinnerte an das Geschehen von Palmsonntag: „Beim Einzug Jesu Christi in Jerusalem hatte er keine Insignien der Macht dabei.“ Der Esel stehe beispielhaft für die „Leichtigkeit im Schauspiel des Einzugs“.
Die Bibel stecke voller Liebesgeschichten, begann Tillmann Poll nach der Ordination seine Predigt. Nicht zuletzt liebe Gott diese Welt so sehr, dass er seinen eigenen Sohn gesandt habe. „Jesus geht Gottes Weg weiter und gibt seine Liebe weiter, seine Vision.“ An Palmsonntag erhofften sich die Menschen in Jerusalem ein Ende der Besatzung.
Eine Liebe, die aktiv gestaltet werden muss
Jesus Christus habe das Brot des Lebens gebrochen. Und wurde dann verraten, verhaftet und verurteilt. Gottes Liebe sei in ihrer Leidenschaftlichkeit und Entschiedenheit gefährlich. „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Ob am Kreuz der Traum von der Liebe Gottes ausgeträumt sei, fragte der frisch ordinierte Pfarrer. So wie vielleicht derzeit in der Ukraine. Oder im Mittelmeer, das zum Grab für ungezählte Geflüchtete werde?
„Ist es angesichts des Leids, das geschieht, weltfremd, von Gottes Liebe zu sprechen.“ Aber es gebe doch Zeichen der Hoffnung: Paare in der Ukraine, die in Uniform heiratete, Meldungen über Geflüchtete, die es bis Sizilien geschafft hätten. „Auf die Kreuzigung folgte die Auferweckung“, sagte Poll. „Das letzte Wort ist Gottes Liebe. Eine Liebe, die die Kreuzigung nicht leugnet. Eine Liebe, die aktiv gestaltet werden muss.“
Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann
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