Stephan Neugebauer: „Digitalisierung ist ein sehr wichtiger Motor unseres Fortschritts“

Stephan Neugebauer ist kommissarischer Verwaltungsleiter beim Evangelischen Kirchenverband Köln und Region – er sagt: „Ich bin mir relativ sicher, dass niemand die Kirche unterstützt, sei es persönlich oder durch die Kirchensteuer, weil wir als Verwaltung so kreative Protokolle schreiben oder so ästhetisch buchen. Deshalb ist es wichtig, dass wir durch kompetente Arbeit im Hintergrund die fachliche Arbeit derer, die den kirchlichen Auftrag erfüllen, ermöglichen.“ Das Interview über Digitalisierung, positive Unternehmenskultur und „evangelisch.läuft“:

Was macht ein kommissarischer Verwaltungsleiter?

Stephan Neugebauer: Die Aufgaben eines kommissarischen Verwaltungsleiters sind im Prinzip die Gleichen, die auch ein Verwaltungsleiter hat, nur eben „vorübergehend und in Vertretung“. Wobei „vorübergehend“, wie wir gerade erleben, ein sehr dehnbarer Begriff ist und meist hat man noch zumindest große Teile der bisherigen Aufgaben zusätzlich zu den kommissarischen. Hier hat der Vorstand allerdings vor einiger Zeit dankenswerterweise entsprechende, organisatorische Maßnahmen ergriffen und in meinem Fall für eine deutliche Entlastung gesorgt. Am ehesten kann man die Arbeit eines Verwaltungsleiters mit der Arbeit eines angestellten Geschäftsführers in der Verwaltung vergleichen.

Wo kommen Sie her, was ist Ihr Hintergrund?

Stephan Neugebauer: Persönlich komme ich aus dem Rhein-Sieg-Kreis, wo ich mich nach dem Abitur gegen ein Studium und für eine Ausbildung im EKV entschieden habe. Daraus resultierend feiere ich dieses Jahr mein 25-jähriges Dienstjubiläum. In der Ausbildung habe ich viele Stationen im EKV durchlaufen und kennengelernt, einschließlich eines Praktikums im damaligen Verwaltungsamt Köln-Nord. Am Ende der Ausbildung wurde ich im Bereich der Gehaltsabrechnungsstelle des EKV eingesetzt, in welcher für alle angeschlossenen Gemeinden und einige weitere, kirchennahe Institutionen die Abrechnung der Gehälter erledigt wird. In diesem klar dienstleistungsorientierten Bereich arbeitet der EKV eng mit den Verwaltungen in Köln und Region zusammen. Hier habe ich Einblick in viele Rechtsgebiete, wie Tarif-, Sozial- und Steuerrecht erhalten und auch erste Leitungserfahrungen sammeln dürfen. Danach habe ich als stellvertretende Sachgebietsleitung den NKF-Einführungsprozess begleitet und habe dann nach dem Ausscheiden der damaligen Sachgebietsleitung Finanzen im Zuge der Neuorganisation die Abteilungsleitung Finanzen nebst Liegenschaften und die stellvertretende Verwaltungsleitung übertragen bekommen.

Was ist Ihnen wichtig für die Zukunft?

Stephan Neugebauer: Für die Zukunft ist mir vor allem wichtig, dass der EKV die Evangelische Kirche in Köln und Region auf allen Ebenen weiterhin dabei unterstützt, ihre Aufgaben wahrzunehmen. In einer zunehmend kirchenfernen Gesellschaft ist der Zusammenhalt umso wichtiger, damit wir weiterhin handlungsfähig bleiben und die Menschen erreichen können.

Was sind Ihre Ziele? Wie wollen Sie diese erreichen?

Stephan Neugebauer: Ich sehe es als mein Ziel, verwaltungsseitige Rahmenbedingen für unsere Einrichtungen, Gemeinden, Gesellschaften und sonstige Institutionen zu schaffen, welche deren Ideen und Zukunftspläne unterstützen. Dazu braucht es eine flexible und leistungsfähige Verwaltung als verlässlichen Partner bei der Planung und Umsetzung, um nicht an bürokratischen Hürden zu scheitern. Ich bin mir relativ sicher, dass niemand die Kirche unterstützt, sei es persönlich oder durch die Kirchensteuer, weil wir als Verwaltung so kreative Protokolle schreiben oder so ästhetisch buchen. Deshalb ist es wichtig, dass wir durch kompetente Arbeit im Hintergrund die fachliche Arbeit derer, die den kirchlichen Auftrag erfüllen, ermöglichen – sei es eben durch die Fertigung von Protokollen, die rechtzeitige Begleichung von Rechnungen oder die pünktliche Zahlung von Gehältern an unsere Kolleginnen und Kollegen.

Wie stehen Sie zu Themen wie Digitalisierung in der Verwaltung oder Home-Office?

Stephan Neugebauer: Ich halte die Digitalisierung für einen sehr wichtigen Motor unseres Fortschritts und auch für eine Möglichkeit der notwendigen Effizienzsteigerung und damit Ressourcenschonung. Als Verwaltung sehe ich uns auch bei diesem Thema als Ansprechpartner und Multiplikator, weshalb es wichtig ist, diesem Bereich besonderes Augenmerk zu schenken. Nicht zuletzt wurde daher der Bereich Informationstechnologie als Stabsstelle direkt an die Verwaltungsleitung angegliedert. Im Informationszeitalter werden in diesem Bereich nun mal wesentliche Entscheidungen getroffen, die über die Funktionalität oder eben Dysfunktionalität von ganzen Verwaltungsbereichen entscheiden. Um hier fachlich auch einigermaßen gut aufgestellt zu sein, habe ich auch beispielsweise vor zwei Jahren eine Fortbildung zum IT-Administrator gemacht und ich war dort bei weitem nicht der Einzige, der in dem Bereich eigentlich nicht unmittelbar tätig ist. Home-Office ist hierbei ein Nebenaspekt und gehört für mich eher als Baustein in den Bereich der modernen Arbeitsplatzgestaltung. Hier sehe ich auch gerade im Hinblick auf Unternehmens- und Begegnungskultur sowohl Chancen als auch Herausforderungen, die es im Gleichgewicht zu halten gilt.

Was ist Ihrer Meinung nach die Rolle der Verwaltung in der heutigen Zeit? Was hat sich im Gegensatz zu früher verändert?

Stephan Neugebauer: Die Verwaltung hat im Prinzip noch immer die Rolle des Ordnenden und Regelnden, damit Prozesse in einer komplexen Gesellschaft reibungslos ablaufen können. Geändert hat sich der Anspruch sowohl im Miteinander innerhalb der Verwaltung, als auch in der Darstellung und im Auftreten nach Außen. Dieses neue Rollenverständnis, die Verwaltung als Dienstleiter und Wegbereiter, war in meiner Ausbildung noch eine brandneue Idee, darf aber zwischenzeitlich als Standard angesehen werden.

Welchen Stellenwert hat für Sie eine positive Unternehmenskultur?

Stephan Neugebauer: Eine positive Unternehmenskultur ist nicht nur ein Attraktivitätsfaktor für ein Unternehmen bei Bewerbungen – übrigens in Zeiten des Fachkräftemangels kein zu vernachlässigender Faktor – sondern auch ein wichtiger Baustein zur „Resilienz“ eines Unternehmens und seiner Mitarbeitenden. Ich habe erfahren dürfen, dass eine positive Unternehmenskultur nicht nur für Mitarbeitende ein soziales Netz und damit eine tragende Form von Gemeinschaft sein kann, sondern auch, wie Mitarbeitende bereit sind, mehr für „ihr“ Unternehmen zu leisten, einfach weil sie sich aufgrund der positiven Unternehmenskultur damit identifizieren.

Sie machen aktiv bei „evangelisch.läuft“ mit. Wie passen für Sie Sport und Kirche zusammen?

Stephan Neugebauer: Für mich passen Sport und Kirche in vielerlei Hinsicht zusammen. Generell gesprochen dient Sport der Gesunderhaltung und Bewahrung unseres Körpers, der auch Teil der Schöpfung ist und verdient, gut behandelt zu werden – wie der Rest der Schöpfung eben auch. Ganz persönlich erlebe ich gerade beim Laufen die Schöpfung sehr intensiv. Das erdet, verbindet und gibt Kraft für neue Herausforderungen. Und davor und danach und bei anderen Sportarten natürlich noch mehr, gehört der Gemeinschaftsaspekt, der uns als Kirche ebenfalls kennzeichnet, auch zum Sport dazu.

Text: Thorsten Levin
Foto(s): APK

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