Melanchthon-Akademie: Nachruf auf Dozenten Dogan Akhanli
Dogan Akhanli ist tot. „Die Melanchthon-Akademie Köln trauert um ihren Dozenten und Gesprächspartner“, erklären Akademieleiter Martin Bock und Pfarrerin Dorothee Schaper, die bei der Melanchthon-Akadmie für die für die Fachbereiche christlich-muslimische und interreligiöse Begegnung zuständig ist. „Dogan Akhanli war ein großer Geist, ein lebenserfahrener Schriftsteller und Denker mit einem weiten Herz und einer gewalterfahrenen Seele mit einer klaren und entschiedenen Haltung für die Aufrechterhaltung von Menschenrechten in der Türkei, in Deutschland und weltweit. Das machte ihn zu einem sehr besonderen Dozenten und Weggenossen.“
Georg Fritze-Gedächtnisgabe des evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte
2014 erhielt Dogan Akhanli die Georg Fritze-Gedächtnisgabe des evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte. In seiner Dankesrede zu diesem Preis sprach er von der dringenden Notwendigkeit transnationaler Erinnerungsräume. Die Melanchthon-Akademie griff diese Aufforderung zum Weiterdenken auf und veranstaltete mit Dogan Akhanli mehrere Vorträge und Seminare in diesem Themenfeld. Desweiteren kooperierte sie mit Dogan Akhanli im Zusammenhang des Gedenkens an den armenischen Genozid insbesondere im Einsatz für die Gedenkstele ‚Dieser Schmerz betrifft uns alle‘ der Initiative ‚Völkermord erinnern‘ .
Fatih Akin sagte in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung der Georg-Fritze-Gedächtnisgabe an Dogan Akhanli: „Wer ihm begegnet, den lässt er an seiner Wärme und Weichheit teilhaben, die auch mit seiner eigenen Geschichte zu tun hat. Denn er ist ein Mensch, dem zwar Brutalität und Gewalt Wunden geschlagen haben, dessen Lehre daraus aber weit weg von diesen Schrecknissen führt. Menschen wie er ertragen ihre Schmerzen nicht dadurch, dass sie anderen ebenfalls Gewalt antun, wie das leider so oft geschieht. Sie können diese Schmerzen deshalb ertragen, weil sie mit dem selbst erlittenen Unrecht und dem, das andere erdulden mussten, behutsam und zartfühlend umgehen. Dogan Akhanlı tut genau das. Daher rührt seine große Überzeugungskraft.“ Er habe gesellschaftliche Diskurse in Gang gesetzt und Heilungen ermöglicht – sogar zwischen Opfern und Tätern.
„Dogan Akhanlis besonnene und bescheidene Art, sein undogmatisches, weites und weltverbindendes Denken und sein beherztes, mutiges Handeln haben wir sehr geschätzt und hat uns sehr beflügelt“, erklären Martin Bock und Dorothee Schaper. Sein Lebensweg verdiene hohen Respekt. Die Welt verliere einen diktaturkritischen, weltverbundenen und lebensklugen Schriftsteller. Die Akademie verliere einen sehr besonderen, engagierten und menschenfreundlichen Dozenten. „Wir sind dankbar für die gemeinsame Zeit. Wir sind traurig und unser Mitgefühl ist mit seiner Familie, seinen Angehörigen und zugehörigen Freund:innen.“
Text: Martin Bock und Dorothee Schaper/APK
Foto(s): Engelbert Broich
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