Inspiration beim Jugendfestival Missionale

Ermutigung und Inspiration – und eine Kirche, die jederzeit ansprechbar ist: Mehr als 300 Konfirmandinnen und Konfirmanden aus dem gesamten Rheinland sind zum Jugendfestival Missionale im Deutzer Kulturbunker gekommen. Dabei erlebten sie Musik, Gemeinschaft, Spiele und nicht nur innerhalb der Workshops viele Impulse. Tobias Diekmeyer, Jugendreferent in Köln-Kalk, benennt die Ziele dieser Veranstaltung, die sich schon seit rund 30 Jahren, getragen von Ehrenamtlichen, an junge Menschen richtet: „Wir möchten die Jugendlichen ermutigen, inspirieren und zum Glauben einladen.“ Für ihn, so hebt er hervor, sollte die heutige Kirche weniger selbst sprechen, sondern ansprechbar sein, ganz bewusst hinhören. Dazu passt es sehr gut, dass in den Workshops Themen aufgegriffen wurden, die eng mit dem aktuellen Geschehen in der Welt verknüpft sind, die Lebenswirklichkeit der Konfis prägen.

Und so ging es um die Bewahrung der Schöpfung, den Umgang mit Social Media, um Gaming und Trendsportarten, Rassismus im Alltag und auch darum, den Glauben zum Beruf zu machen. Bei der Auswahl der Themen hat Tobias Diekmeyer mit seinem Team genau hingehört und hingeschaut. „Kinder und Jugendliche fragen oft schon früh nach dem Sinn, haben Zukunftssorgen, sind auf der Suche nach ihrer Identität. Entsprechend haben wir die Workshops organisiert.“ Und so gab es mit „Queer im Gespräch?“ einen Workshop, der schon im Vorfeld unterschiedliche Meinungen ausgelöst hatte, mit „Krieg & Frieden“ eine Seminarrunde, die letztlich ein Stück weit zur persönlichen Seelsorge wurde.

„Queer im Gespräch?“

Nadja Rückert, Sozialarbeiterin im Kölner Jugendzentrum „Anyway – für lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, inter* und queere Jugendliche“ und Emma Kerlin, FSJlerin im Evangelischen Jugendreferat, luden zu „Queer im Gespräch?“ ein. 13 Teilnehmende tauschten auch aus, klärten zunächst innerhalb des Plenums Begrifflichkeiten und stellten Fragen aus der Praxis heraus. Nadja Rückert berichtet: „Es ging unter anderem darum, wie ich auf einer Jugendfreizeit mit einer nicht nichtbinären Transperson umgehe.“ Fazit war: Das Gespräch suchen – zum einen mit der Transperson, aber auch mit den Eltern und der Jugendgruppe. Wieder passte der von Tobias Diekmeyer geäußerte Wunsch des gegenseitigen Zuhörens.

Nadja Rückert sagt dazu: „Es gibt in diesem Themenbereich keine allgemein gültigen Lösungen.“ Sie sei begeistert gewesen, wie offen die Teilnehmenden, darunter auch zwei Mitarbeitende, für das Thema gewesen sind. Ein Punkt, der ebenfalls aufkam und zu einem Wechsel der Perspektive anregte, war die Frage, wie queere Menschen die Kirche empfinden. „Oft beruht eine negative Haltung dieser Personen auf schlechten Erfahrungen innerhalb der Kirche.“ Auch da könne und müsse man viel mehr ins Gespräch kommen, ist die Sozialarbeiterin überzeugt.

„Krieg und Frieden“

„Krieg und Frieden“ war das Seminar überschrieben, das aus aktuellem Anlass relativ kurzfristig in das seit drei Jahren geplante Programm aufgenommen wurde. Nils Düster, Pastor in Heidelberg, leitete den Workshop. Er berichtete aus seinem Leben – als junger Mann im Wehrdienst dachte er darüber nach, Zeitsoldat zu werden, entschied sich dann um, wandte sich der Theologie zu. Rund 20 Teilnehmende berichteten unter anderem davon, dass sie morgens nicht mehr zwingend Nachrichten hören, um „nicht den ganzen Tag mit diesen negativen Impulsen umgehen zu müssen.“

Von der globalen Sicht auf die Welt entwickelte sich das Gespräch allerdings schnell zu einem sehr persönlichen Austausch. Bezugnehmend auf die Bergpredigt und Leo Tolstois „Krieg und Frieden“ fragten die Teilnehmenden nach Möglichkeiten, Frieden im Kleinen, innerhalb der Schule oder des Freundeskreises, zu schaffen. „Viele junge Menschen sind angesichts der weltweiten Probleme sprachlos und zum Teil auch abgestumpft. Sie interessieren sich eher dafür, was sie in ihrem direkten Umfeld für ein friedliches Miteinander tun können“, hat Nils Düster beobachtet. Mit der Workshoprunde sprach er über Feindesliebe, über das Gebot „Du sollst nicht töten“ und offen darüber, dass auch er keine Antwort darauf hat, warum Gott Leid zulässt.

Es war ein buntes und vielfältiges Missionale Jugendfestival mit einem Bühnenprogramm voller Musik und Denkanstößen, Möglichkeiten, beim Essen ins Gespräch zu kommen, Angeboten, sich auszutoben und zum Schluss einem Konzert der Rapper von O’Bros. Das Jugendfestival Missionale wird von der Evangelischen Kirche im Rheinland veranstaltet. Es ist Teil des Gesamtkonzeptes der Veranstaltungsreihe Missionale. Die nächste Missionale findet am 8. Juni 2024 in Köln statt. Weitere Informationen unter: www.missionale.de

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

Der Beitrag Inspiration beim Jugendfestival Missionale erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.