Gottesdienst in der Kartäuserkirche zum Abschluss des 5. Kurses der Ausbildung in Seelsorge für Ehrenamtliche

Dank und Freude, Ermutigung und Stärkung prägten den Gottesdienst zum Abschluss des 5. Kurses (2022/23) „Lebenswege begleiten – Ausbildung in Seelsorge für Ehrenamtliche“ im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. Mit dem Gottesdienst in der Kartäuserkirche werde eine Ausbildung von fast 1,5 Jahren rund, begrüßte Pfarrer Karsten Leverenz nicht allein die acht Kursteilnehmenden und etliche ihrer Angehörigen. Zugegen waren zudem die hauptamtlichen Mentorinnen und Mentoren, die die Auszubildenden in ihren Praxisfeldern begleitet haben. Zu diesen zählen die Krankenhausseelsorge, Altenheimseelsorge, Gefängnisseelsorge, Gehörlosenseelsorge und Seelsorge in verschiedenen Bereichen von Kirchengemeinden.

Mit Silke Schmidt und Hartmut Melenk hieß Leverenz auch zwei Mitglieder des Verbandsvorstandes willkommen. Beide hatten am vorausgegangenen Kolloquium teilgenommen. In dessen Verlauf sei man laut Leverenz noch einmal „miteinander im Gespräch“ gekommen. Man habe sich ausgetauscht, wie die Ausbildung erfahren worden sei und was sie ermögliche.

Gemeinsam mit Leverenz führte Pfarrerin Dagmar Schwirschke die Ausbildung durch. „Gott, wir danken Dir für diesen Gottesdienst“, sprach sie vor der Lesung (Das Salz der Erde, Mt 5,13-16). In der Ausbildungszeit habe man Bewährtes und Vertrautes neu bewertet, anderes habe Verfestigung erfahren. Schwirschke würdigte die miteinander erfahrene Offenheit, das miteinander Ringen, das gemeinsame Lachen und die geteilte Freude. „Wir schauen auf die Erfahrungen, die sie in den ganz verschiedenen Seelsorge-Feldern gemacht haben“, stellte die Pfarrerin fest und: „Wir sind gewachsen.“

Bislang habe jeder Kurs ein eigenes Gesicht gehabt, blickte Leverenz eingangs seiner Predigt auf das Ausbildungs-Angebot. Es sei immer wieder ein neues Unterfangen, um nach 15 bis 16 Monaten festzustellen, wohin die Reise gegangen sei. Den nun beendeten Kurs charakterisierte der Krankenhausseelsorger als „besonderen“. Er attestierte ihm ein „sehr starkes spirituelles Fundament“. Die Teilnehmenden hätten sich aufgeschlossen auf dieser spannenden Reise mit Gesprächen von großem Gewinn eingelassen auf Prozesse und ihre eigene Biografie.

Mit Johannes 9,1-7 (Heilung eines Blindgeborenen) hatte Leverenz nach eigener Aussage eine „besondere Geschichte mitgebracht“. Jesus sei dem Blinden nicht zufällig begegnet, sondern weil er offen gewesen sei, sich eingelassen habe auf das, wen und was er antreffe. „Das ist nah an ihrer Praxis“, zog Leverenz eine Parallele zur Arbeit der Ehrenamtlichen. Diese sei ein großes Einlassen „auf das, was ihnen begegnet, auf das, was da ist“. „Sie können vor dem Besuch etwas planen, wovon der andere vielleicht nichts versteht. Oder sie können offen sein für das, was sich gerade im Moment aktualisiert.“

Jedoch sei es nicht ganz so einfach, offenzubleiben, gab der Pfarrer zu bedenken. „Wir haben den Impuls, etwas wie Leid irgendwie verstehen zu wollen, weil es fassbarer wird.“ Deshalb fragten wir, vergleichbar mit den Jüngern, nach der Ursache. Aber Jesus blocke ab. Denn das Wesentliche sei nicht die Ursache, sondern das Einlassen auf den Menschen. Und so habe man auch im Kurs vermittelt: „Bleibt bei Eurem Gespür, bleibt bei dem, was da ist.“

In der Ausbildung habe man viel gelernt, so Leverenz. Auch gelernt, durch aktives Zuhören Menschen stützend zu dienen. Lösungsorientierung sei dabei nicht gefragt. „Ich muss nichts bewirken, nichts schaffen“, ging Leverenz auf das Geheimnis der Seelsorge ein. „Ich darf mich öffnen, da sein, sehen, lernen.“ Wir sähen und ließen uns ein auf eine Lebensgeschichte, eine Krankheitsgeschichte. Die Begegnung auf einer tieferen Ebene bezeichnete der Pfarrer als das Herzstück der Seelsorge. Im Anderen vom Geheimnis des Lebens zu entdecken. Im Anderen ein Ebenbild Gottes zu spüren. Wir tauchten mit den anderen in eine uns tief verbindende Wirklichkeit. Dabei gehe es weniger um Deutung. „Es geht darum, dass ich mich einlasse. Um Erfahrung und tiefe Verbundenheit mit den anderen zu spüren und zu schmecken.“ Der andere sei ebenso einzigartig wie wir selbst.

Begegnung mit all ihren Grenzen und mit all ihrer Fülle – „sie werden sie leben und verkörpern“ und reich beschenkt aus ihnen herausgehen können, versicherte Leverenz den Teilnehmenden. Einander so zu begegnen, habe Wirkung, stellte der Seelsorger fest. „Es ist ein Sehen und angesehen werden. Sowohl bei den anderen als auch bei sich selbst“, nannte er es ein gegenseitiges Geschehen in der Gegenwart Gottes und des Leidens. Es sei ein Risiko, dass wir immer wieder eingingen. „Wir wissen nicht, was uns erwartet. Aber mit dieser Haltung dürfen wir in Begegnungen hineingehen“, um die Wirklichkeit zu spüren, um zu erleben, zu entdecken, wer wir wirklich seien. Das wünschte Leverenz den Ausgebildeten über ihre Tätigkeit in der Seelsorge hinaus für ihr gesamtes Leben.

Bevor Torsten Krall, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, den Kursteilnehmenden ihre Urkunden überreichte, richtete auch er Worte der Ermutigung und des Dankes an sie. Dank und Lob durften ebenso die Ausbildenden Leverenz und Schwirschke sowie die Mentorinnen und Mentoren entgegennehmen. Krall ist im Kirchenverband für die Seelsorgebereiche und damit auch für die Ausbildung Ehrenamtlicher in Seelsorge zuständig.

Die Tageslosung „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, Euer Gott“ (3 Mose 19, Vers 2) passe zur Ausbildung, stellte Krall fest. Da die Losung bei ihm zunächst Druck ausgelöst habe, habe er sich erinnert, im Studium mal etwas Befreiendes gelernt zu haben. „Es geht nicht darum, was ich richtig mache und sage, sondern in Kontakt zu sein mit Gott. Ich bin in Kontakt – dann warte ich ab, was passiert. Das passt wunderbar zu dem, was Seelsorge ist.“

Das Gefühl, man müsse die richtigen Worte finden, führe zum gleiche Druck-Empfinden. Aber es komme auf den Kontakt an. „Und darauf, zu warten, was passiert.“ Hier säßen ein paar Heilige, die es ausprobiert hätten, sagte Krall. „Wie geht das, heilig zu sein? Wenn du es wagst, dann passiert es.“ Es gehe darum, das Warten auszuhalten und zu schauen, was daraus entstehe. „Ich freue mich, dass sie sich als Heilige auf den Weg machen“, sagte der Superintendent. Wir bräuchten Heilige, die den selbstlosen Kontakt wagten, den Glauben und das Vertrauen weitertrügen. Heilige, die Begegnung versuchten im Vertrauen, es werde schon etwas passieren. „Dann hat das Wirkung. Die Welt, auch die Kirche, braucht solche Menschen, die auf andere zugehen – und Gott braucht sie auch.“

„Die Ausbildung möchte Ehrenamtliche, die andere Menschen in unterschiedlichen, oft auch schwierigen und bedrängenden Situationen seelsorglich begleiten wollen, auf diese Aufgabe gut vorbereiten“, fasste Schwirschke nach dem Gottesdienst zusammen. „Mit Hilfe theoretischer Einheiten, durch die Arbeit an der eigenen Person und in vielen verschiedenen Übungen gewinnen die Ehrenamtlichen Sicherheit, Ruhe und das Vertrauen, ein Gespräch gut führen zu können, ohne jemals im Voraus wissen zu können, was ihnen im Gespräch und im Kontakt mit dem Gegenüber begegnen wird.“ Die auch in der Gehörlosenseelsorge des Kirchenverbandes und als Gestalttherapeutin tätige Pfarrerin informierte, dass nach den unterschiedlichen Modulen beinhaltenden Ausbildung allen Ehrenamtlichen Supervisionsgruppen angeboten würden, „um in ihrem Dienst weiter für sie da zu sein und sie möglichst gut zu versorgen“.

Eine der aktuellen Absolventinnen ist Beate Wegener: „Zu Beginn meines Ruhestandes hatte ich den Wunsch, mich ehrenamtlich in der evangelischen Kirche zu engagieren, indem ich Menschen in einer Senioreneinrichtung besuche und begleite. Dieses wollte ich aber nicht tun, ohne gut darauf vorbereitet zu sein“, nannte sie nach dem Gottesdienst ihre Motivation. In der Ausbildung habe sie gelernt, „wie wichtig es ist, dem Gegenüber gut zuzuhören, sich Zeit zu nehmen, um ihn/sie kennenzulernen und dadurch ins Gespräch zu kommen“. Wegener erinnerte an Rollenspiele in Kleingruppen zur Einübung von Gesprächssituationen, „die uns in unserem Dienst begegnen können“. Ebenso intensiv und hilfreich habe sie die anschließende Besprechung, die Reflexion durch die Dozierenden empfunden. „Gerade auch Rollengespräche, die nicht so verlaufen sind, wie es sich die ´Seelsorgerin´ in der Übungssituation gewünscht hätte, wurden professionell analysiert und waren kostbar für die eigene Tätigkeit.“ Da man parallel zur theoretischen Ausbildung bereits den Dienst im jeweiligen Seelsorgefeld habe aufnehmen können, „war es möglich, das in den Rollenspielen Erlernte in der Praxis anzuwenden“. Wegener schätzt den Kurs nicht nur im Hinblick auf die Begleitung der von ihr besuchten Menschen. Auch für die eigene Person bedeute dieser eine Bereicherung und Weiterentwicklung. Denn man habe sich ebenso „intensiv mit Themen wie Glaube und Tod und Sterben auseinandergesetzt.“

 

 

Weitere Informationen zum Angebot

Das zweistufige Angebot „Lebenswege begleiten – Fortbildung und Ausbildung in Seelsorge für Ehrenamtliche“ als Basis- und Aufbaukurs richtet sich an Ehrenamtliche, die andere Menschen seelsorglich schon begleiten beziehungsweise zukünftig begleiten möchten und Interesse an einer Erweiterung und Vertiefung ihrer Kompetenzen haben: Lebenswege begleiten – Ausbildung in Seelsorge für Ehrenamtliche – Evangelischer Kirchenverband Köln und Region (kirche-koeln.de)

 

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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