„Gottes Liebe kennt keine Grenzen“: Verabschiedung von Pfarrer Martin Gröger

„Gottes Liebe kennt keine Grenzen“: Am Sonntag, den 23. Januar, hat in der Kartäuserkirche der Verabschiedungsgottesdienst von Pfarrer Dr. Martin Gröger stattgefunden. Der 43-Jährige wechselt im Februar nach Bonn als Gemeindepfarrer an die evangelische Stadtkirche, der Kreuzkirche am Kaiserplatz. Seit 2014 arbeitete Martin Gröger als Pfarrer in Köln, zunächst als Vikar in Nippes, dann ab 2018 als Pfarrer an der Kartäuserkirche. Hier hat er an vielen innovativen Projekten mitgewirkt. Pfarrer Mathias Bonhoeffer sagt: „Es war eine sehr angenehme, unkomplizierte Zusammenarbeit, wir haben viel Spaß gehabt. Er hat mit seinen Projekten hier vieles bewegt. Ich wünsche ihm viel Glück – er hat von Abschied gesprochen, es ist für mich eher ein Aufbruch.“ Und die Projekte in der Kartäuserkirche? „Den Weingarten haben wir in diesem Jahr auf jeden Fall im Kalender stehen und auch die Mittagsruhe werden wir weiterführen“, freut sich Mathias Bonhoeffer.

Welche Projekte sind dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Martin Gröger: Ich arbeite am liebsten eng mit Menschen zusammen. Eines der ersten Projekte war die ,PROT’s Sitzung – Protestantischer Karneval in Köln: Für ne joode Zweck‘. Das waren fünf Abende mit Karnevalsprogramm in einer bis oben hin vollen Kirche. Das war noch vor Corona. Hierfür haben wir 80 Ehrenamtler zusammengetrommelt. Wir haben selbst Kartoffelsalat gemacht, und ich weiß noch ganz genau, dass ich ganz spontan ziemlich viele Schüsseln und zwei riesige Töpfe gekauft habe, damit wir das ganze Essen zubereiten konnten (lacht). Dann habe ich mit Kollegen gemeinsam das nächtliche „Kloster-Clubbing“ ins Leben gerufen. DJane Sabine hat für laute Musik gesorgt. Es gab Getränke und wir haben Party-Volk direkt von der anderen Straßenseite in unseren leer geräumten Kapitelsaal geholt. Frei nach dem Konzept: Räume öffnen, Kirche zeigen! Ich mag niedrigschwellige Angebote, um Menschen einen Zugang zu Kirche zu ermöglichen, die diesen Zugang sonst nicht unbedingt haben. Das hat auch gut bei der Hochzeitsmesse Traudich! geklappt. Wir hatten einen gemeinsamen Stand von katholischer und evangelischer Kirche, an dem wir Menschen beraten haben, die kirchlich heiraten möchten. Nach dem schlimmen Hochwasser im Juli 2021 hatten wir überlegt, wie wir den Betroffenen helfen können. Das wollten wir mit dem ,Weingarten‘ machen, was richtig gut geworden ist. Gemeinsam mit der KG Ponyhof, einer Kölner Karnevalsgesellschaft, haben wir einen Wein-, Bier- und Getränkeausschank rund um unsere Kirche organisiert und mit den Einnahmen die von der Flut Betroffenen unterstützt. Zirka 70.000 Euro an Spenden konnten wir so sammeln. Zuletzt habe ich gemeinsam mit unserem Organisten und einem Kollegen ein spirituelles Angebot bei uns in der Kapelle der Kartäuserkirche geschaffen: Immer mittwochs: ‚Mittagsruhe‘ – Musik, Stille, Psalm, Kaffeetrinken.

Welche Projekte gab es noch?

Martin Gröger: So viele! Die Rhein-Konfirmation war durch Corona erstanden. Das war sehr schön, weil alle 40 Konfis da sein konnten – wir haben das ja draußen gemacht – und es hat viel besser geklappt als gedacht. Wir hatten anfänglich Angst vor der Kombination ,Rheinufer und festlicher Anlass mit Stöckelschuhen‘ (lacht). Aber Köln ist experimentierfreudig genug, um sich darauf einzulassen. Auch das Projekt ‚Bei Anruf Andacht!‘ war total nett. Damals habe ich gemeinsam mit unserem Kirchenmusiker Thomas Frerichs Gottesdienste auf ‚Bestellung‘ auf dem Gehweg gefeiert. Das war eine spontane Idee von der Tochter meines Kollegen. Wir haben das Lastenfahrrad einfach umgestylt, den Gottesdienst mobil gefeiert und so den Advent nach Hause gebracht. Sowas ist richtig cool: zum richtigen Zeitpunkt die richtige Idee zu haben.

Viele Projekte sind scheinbar sehr gut angekommen…

Martin Gröger: Die Aktionen sind immer aus Situationen entstanden, wo man die traditionellen Wege nicht weiter gehen konnte. In einige Projekte haben wir mindestens genau so viel Energie reingesteckt, und da ist nichts draus geworden (lacht). Man steckt nicht drin – das Wichtigste ist, dass man die richtigen Menschen an der Seite hat, die Lust haben, mit einem etwas auf die Beine zu stellen. Dass man gut vernetzt ist – und dass die Menschen auch Lust haben zu kommen und mitzumachen.

Was hat dir die Zeit bedeutet bzw. was nimmst du daraus mit?

Martin Gröger: Das größte Geschenk an dieser Zeit war für mich das Team: mit den Menschen vor Ort zu arbeiten – und generell ein Team zu haben, das für vieles zu begeistern war. Wir haben viel experimentiert und geschaut, was dabei herauskommt. Deswegen war es ein wunderbares Arbeiten hier – mit dem Spirit der Großstadt. Wir haben ausprobiert, wie Kirche auf andere Art und Weise funktionieren kann.

Bleibst du mit Köln verbunden?

Martin Gröger: Das Hauptproblem an Bonn ist ja, dass es nicht Köln ist (lacht). Bestimmt bleibe ich mit den Menschen verbunden. Ich tue mich schwer mit Abschiednehmen. Ich habe hier unheimlich viele Freunde und Bekannte und hoffe, dass da ganz viele Freundschaften erhalten bleiben. Was ich mitnehmen will, ist die Offenheit von Köln. Man sagt den Kölnern ja nicht umsonst nach, dass sie jeden sofort ins Herz schließen.

Wie gehen die Projekte hier weiter?

Martin Gröger: Pfarrer Mathias Bonhoeffer wird viele Projekte fortführen, manches umändern und auch sicher viele Neues anstoßen. Es gehört ja dazu, dass man nicht nur vor Ort ist, sondern auch ein Feeling für die Menschen hat. Die Klosteranlage hier hat ganz viel Charme. Die Corona-Pandemie bietet auch die Chance, vieles ganz anders zu machen. Wie die Gemeinde in die Zukunft geht und mit Herausforderungen umgeht, wird hier weiter heiß diskutiert. Das steht fest (lacht).

Text: Frauke Komander
Foto(s): Johanna Biehl

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