Gedenkveranstaltung in Alt St. Alban: Gebet für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Der Stadtsuperintendent hat in diesem Jahr das Gebet bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag in der Kirchenruine Alt. St. Alban neben dem Gürzenich gesprochen: „Gott, Schöpfer und Erhalter des Lebens. Unbegreiflicher. Fremd bist du uns zuweilen, und doch suchen wir dich als den, der vor allem Leben da war und dem auch das Leiden und der Tod nicht fremd ist, und der für die Zukunft steht. Wir stehen hier vor dir in Alt St. Alban. An dem Ort, der 77 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs die Spuren des Krieges bewahrt hat und damit die Erinnerung wachhält. Diese Kirche hat kein Dach mehr. Es wurde im Bombenhagel zerstört und es wurde offen gelassen, um das Verlorene zu zeigen.“

Über der Ruine sei der Himmel zu sehen und zu spüren. Wind und Wetter hätten Zutritt. „Ein ehrlicher Ort. Hier wird nichts beschönigt.“ Dort werde das ausgehalten, was sei. Dir, der Du vor Urzeiten dieses Leben schuf, ist nichts Menschliches verborgen. Du kennst das Leid derer, die ihr Leben in den Weltkriegen, in der Ferne in Russland, in Polen und der Ukraine, oder in Frankreich, Griechenland und in unserem Land in einem sinnlosen Krieg verloren haben. Du kennst das Leid der Kinder, die ihren Vater nie haben zurückkehren sehen. Sein Platz ist für so viele frei geblieben. Die Kriege haben auch Jahrzehnte später ihre bitteren, stillen Folgen.“  Und den jetzt Lebenden sei der Krieg wieder sehr nah nach dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine. „Wir bringen die Not der Menschen in der Ukraine vor Dich.“

„Der offene Himmel ruft uns zum Frieden“

Seiger erinnerte an Soldaten, die in den Schlachten sterben, an die Not der Kinder, Frauen und alten Menschen, an die vielen Verletzten und an die, die Hunger und Kälte leiden. Und: „Wir bitten Dich für die russischen Soldaten, die in einen sinnlosen Krieg geschickt werden. Wir bringen ihr Leid in gleicher Weise vor Dich und bitten für ihre Familien.“ Der Stadtsuperintendent bat Gott, bei denen zu sein, die Befehle geben und Regierungsverantwortung haben, und Seiger bat, verhärteten Herzen den Willen der Anständigen zum Frieden und zur Achtung des Rechts zu geben, so dass Wege zu einem neuen Frieden und zu einem guten Zusammenleben in Europa gefunden werden können.

Seiger betete auch für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die im Einsatz seien, um Leben zu schützen und „unsere Werte“ zu verteidigen. „Hier an diesem Ort, Ewiger, spüren wir: Der Himmel sieht das alles. Er hält es aus und er leidet mit denen, denen das Leben genommen wurde. Auf allen Seiten der unseligen Kriege. Der offene Himmel ruft uns zum Frieden. Du willst Leben und keine Zerstörung! Und so beten wir das Gebet, das wir von Jesus, dem Friedenstifter, kennen und das weltweit, in Russland und der Ukraine und an so vielen Orten gebetet wir.“ Es folgte das Vaterunser.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker wandte sich an die zahlreichen Vertreter der deutschen Streitkräfte, die an der Gedenkveranstaltung teilnahmen. „Ich danke ausdrücklich Ihnen dafür, dass Sie weltweit Menschen und die Freiheit schützen.“ Und sie fuhr fort: „Immer da, wo Gewalt zur Durchsetzung von politischen Interessen eingesetzt wird, setzen wir auf die Kraft der Überzeugung und die Hoffnung, dass nicht der Krieg sondern die Kooperation zu Erfolgen führt.“

Traditionelle Gedenkfeier mit Kranzniederlegung

Zu der traditionellen Gedenkfeier mit Kranzniederlegung in St. Alban laden alljährlich die Stadt Köln, die Bezirksregierung, der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und der Standortälteste der Bundeswehr ein. Gedacht wird der Gefallenen, Vermissten, Verwundeten, Vertriebenen, Verfolgen und Ermordeten des Nationalsozialismus und der beiden Weltkriege und aller Kriege an diesem Tag.

Regierungspräsident Dr. Thomas Wilk sprach den Text des Totengedenkens und erinnerte neben den Soldaten auch an andere Opfer: „Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung.“ Der sogenannte Volkstrauertag wurde nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt, um an all die zu erinnern, die diesem Krieg zum Opfer gefallen waren.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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