Evangelische Kirchengemeinde Köln-Lindenthal bietet Dyaden-Meditation an

Meditation nicht alleine im stillen Kämmerlein, sondern zu zweit – in der Kirche: Die evangelische Kirchengemeinde Köln-Lindenthal bietet seit dem August an jedem vierten Donnerstag im Monat eine Dyaden-Meditation an. Nach der langen Zeit von „social distancing“ kann die Dyade eine besonders heilsame Form des Meditierens sein. Wir erforschen uns selbst in der Begegnung mit einem Gegenüber. „Tiefes Zuhören auf der einen und ehrlicher Ausdruck auf der anderen Seite ermöglichen eine tiefe Verbindung. Zu zweit öffnet sich ein Raum, in dem eine größere Wirklichkeit erfahrbar wird“, sagt Pfarrerin Katja Korf – das Interview mit ihr:

Wie sind Sie auf die Meditationsform aufmerksam geworden?

Katja Korf: Ich kenne die Meditationsform aus der gewaltfreien Kommunikation, in diesem Bereich habe ich mehrere Ausbildungen gemacht. Dabei wurde die Dyaden-Meditation immer wieder geübt. Vor allem der US-Amerikaner Robert Gonzales hat die Meditationsart publik gemacht.

Was ist der Unterschied zwischen der Dyaden-Meditation und anderen Meditationsarten?

Katja Korf: Die Dyaden-Meditation ist eine Mischung aus Kontemplation und Kommunikation. Bei der klassischen Meditation ist man ja eher für sich und schaut nach innen. Das Besondere bei der Dyade ist, dass ich nicht nur nach innen schaue, sondern meine Gedanken laut ausspreche und ein anderer Mensch daran teilhat. Wir bilden Zweiergruppen, die sich in der Kirche verteilen, und dann sitzen wir uns zu zweit gegenüber. Jeder hat fünf Minuten Redezeit mit einer Frage als Fokus. Erst stellt der eine die Frage und der andere redet, danach ist es andersherum. Insgesamt dauert die Meditation 40 Minuten, denn es gibt vier verschiedene Fragen, die beide beantworten. Man geht nach innen und erforscht die Frage, spricht das aber aus, und hat einen Menschen gegenüber, der das Gehörte bezeugt. Die Antworten bleiben nicht im Stillen, dafür braucht es manchmal Mut. Aber es hat eine unglaubliche Kraft, die aufkommenden Gedanken auszusprechen.

Was sind das beispielsweise für Fragen?

Katja Korf: Beispielsweise: Was ist in dir lebendig? Was ist, wenn Vertrauen dich heute leitet? Wenn du dich für Inspiration öffnest, was wird in dir wach?

Kommen die Antworten dann meist sofort oder dauert es, bis die Teilnehmenden antworten?

Katja Korf: Ich leite das so an, dass ich sage: Lass die Frage erst einmal in dich hineinsinken und auch tiefer als in den Kopf, in den ganzen Körper. Auf die Frage folgt daher oft erst Denken und Schweigen, dann kommt es stockend und dann sprudelt es irgendwann.

Reichen fünf Minuten?

Katja Korf: Zuerst denken die Leute immer „Oh, so lange muss ich reden!“ (lacht). Aber bei allen kommt die Erkenntnis, jetzt ist die Zeit schnell vorbei gegangen. Der feste Rahmen der Antwortdauer gibt ja eine Sicherheit. Die Frage soll nicht abschließend erkundet werden, sondern es wird Raum gegeben, für das, was da aufsteigen will. Man weiß tatsächlich vorher nicht, was kommt. Das Schöne ist, dass man einen sicheren, geschützten Raum hat und dass da jemand sitzt und wohlwollend zuhört. Das ist im Alltag oft anders. Im Alltag sind wir oft mit Inhalten beschäftigt und wenn man jemandem zuhört, denkt man oft, was man selbst dazu sagt – ob man zustimmt oder nicht – und wir sind da oft nicht ganz beim anderen. Bei der Dyaden-Meditation kann das ein wildfremder Mensch sein, mit dem man spricht – es entsteht trotzdem eine tiefe Verbindung. Das kann sehr heilsam sein. Gerade durch die Pandemie, wo sich so viel bewegt hat, so vieles im Umbruch war und ist und so viel Angst herrscht.

Wer kann an der Meditation teilnehmen?

Katja Korf: Jeder ist willkommen, man kann einfach dazu kommen. Das Meditationsangebot ist offen. Wir sind im August gestartet und machen das einmal im Monat. Bisher ist es noch ein kleiner Kreis, der darf gerne noch wachsen.

Mehr Informationen:

Dyaden-Meditation an jedem vierten Donnerstag im Monat

von 19.00 – 20.00 Uhr

in der Paul-Gerhardt-Kirche

https://www.evangelisch-in-lindenthal.de/2021/09/21/dyaden-meditation/

Text: APK
Foto(s): Daniel Storck/APK

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