Diakoniespende 2023/2024: Lokal Vielfalt – gemeinsames Kochen als Brücke für Integration

Miteinander sein ist selten so wichtig, wie in der Zeit am Ende eines Jahres. Die Wochen vor und nach den Festtagen, mit ihren langen Abenden, sind für viele Menschen Anlass, sich zu treffen, zu spielen, zu lachen und zumindest kurzzeitig den üblichen Stress zu vergessen. Die kleine Pause rund um Weihnachten und Silvester selbst ist in der Regel für die Freunde und die Familie reserviert. In vielen Familien gibt es ein festliches Menü, das vorab liebevoll geplant und dann sorgfältig zubereitet wurde. Essen symbolisiert schon immer neben Gemeinschaft auch Gastfreundschaft, es schafft einen Rahmen für vertrauensvolle Gespräche, bringt zur Ruhe und sorgt für Wohlbehagen. Wer bei gutem Essen gemeinsam Zeit verbringt, ist nicht einsam.

Auch beim „Lokal Vielfalt“ im Kölner Norden wird regelmäßig gemeinsam gekocht und gegessen. Das Projekt ging im Sommer 2022 mit ganz unterschiedlichen Aktionen an den Start und ist der diesjährige Empfänger der Diakoniespende des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Das Besondere dieser Spende: Bis zum Ende der Aktion im September 2024 verdoppelt der Kirchenverband bis zu einer Summe von 100.000 Euro jede Spende. Das Projekt „Lokal Vielfalt“, derzeit beheimatet im Turmcafé der Nathanael-Kirchengemeinde in Bilderstöckchen, wird getragen durch einen Steuerungskreis, zu dem neben dem Diakonischen Werk Köln und Region auch die Melanchthon-Akademie und mehrere Kirchengemeinden gehören. Zu diesem Steuerungskreis gehört auch Pfarrerin Dorothee Schaper, die sich außerdem für diese sehr besondere Kochgruppe engagiert.

Kochgruppe mit geflüchteten Menschen: Austausch, Vernetzung, Verständnis

Praktisch seit Beginn des Projektes „Lokal Vielfalt“ trifft sich eine Gruppe Studierender mit afrikanischen Wurzeln samstags im Turmcafé, um in Gemeinschaft zu kochen und zu essen. Aber auch zum Austausch und zur gegenseitigen Unterstützung. Denn es gibt etwas, das sie verbindet: Sie alle studierten in der Ukraine und wurden mit Ausbruch des Krieges plötzlich zu Geflüchteten aus einem Drittstaat. Fast alle an den Kochabenden Teilnehmenden erlebten zudem auf ihrer Flucht nach Deutschland rassistisch motivierte Anfeindungen. „Diese Menschen sind in einer ungemein schwierigen Situation“, berichtet Dorothee Schaper. Sie haben keinen ukrainischen Pass, können also in der Regel Leistungen wie das Bürgergeld nicht in Anspruch nehmen. Sie hängen, wie die Pfarrerin sagt, „zwischen Baum und Borke“. Umso wichtiger ist es ihnen daher, sich einmal wöchentlich unter dem Dach des Projektes treffen zu können, zu wissen, dass die anderen ihre Situation verstehen und vielleicht sogar einen praktischen Ratschlag haben. Und umso wichtiger ist diese Vernetzung in einer so emotionalen Zeit wie dem Dezember mit seinen Feiertagen.

Die jungen Leute hoffen alle darauf, ihr Studium in der Ukraine beenden zu können. So sagt Dorothee Schaper: „Ein Studienabbruch ist keine Option, wenn man unbedingt Mediziner oder Ingenieur werden möchte und das Geld dafür mühsam mit der Familie angespart hat.“ Die am Kochkurs Teilnehmenden lernen unterdessen in Köln Deutsch, auch mithilfe von Sprachpaten und suchen nach Möglichkeiten für Praktika oder nach Arbeitsplätzen. „Einige haben Praktikumsplätze bekommen, einige konnten aus den Hotels und Übergangswohnheimen inzwischen in Wohnungen umziehen“, freut sich Dorothee Schaper. Wichtig, so sagt sie, sei der wöchentliche Austausch mit Menschen, die in einer ähnlich schwierigen Situation stecken, die sich Tipps geben können, aber auch ein Stück weit gegenseitige Seelsorge betreiben. „Vernetzen konnten die Studierenden sich im Lokal Vielfalt mit Unterstützung des Vereins Pamoja Afrika, der Antirassismus-Programme bietet, und des Solution Centers Köln, einer Gemeinde, die für ihre Gottesdienste die Räume in Bilderstöckchen nutzt. Zum Teil werden auch Gottesdienste gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde gefeiert“, erläutert die Pfarrerin.

Diakoniespende 2023/2024 des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region

Das „Lokal Vielfalt“ ist Empfänger der Diakoniespende 2023/2024 des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Das Besonderes daran: Der Kirchenverband verdoppelt jede Summe bis zu einem Spendenaufkommen von 100.000 Euro. Die Diakoniespende soll dafür verwendet werden, das Angebot des „Lokal Vielfalt“ um einen festen, zentral gelegenen Standort sowie ein „Lokal Mobil“ zu erweitern, um die Angebote des Projektes auch in den anderen Kölner Stadtteilen sichtbarer werden zu lassen.

Lokal Vielfalt

Das „Lokal Vielfalt“, dem die diesjährige Diakoniespende des Kirchenverbandes Köln und Region zugutekommt, ist ein Modellprojekt des Diakonischen Werkes Köln und Region. Es will Möglichkeiten schaffen, sich transkulturell – unabhängig von Herkunft, Sprache und Nationalität – auf Augenhöhe zu begegnen. Das „Lokal Vielfalt“ ist Treffpunkt und Anlaufstelle für Menschen mit und ohne internationale Geschichte, für ehrenamtlich Engagierte, gemeinnützige Initiativen.

Alles über die Diakoniespende 2023/24 des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region finden Sie hier.

Text: Katja Pohl
Foto(s): APK

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