Der Begriff Gott ist immer rätselhaft und verwirrend – Manfred Kock auf der Kölner Kirchenbank
„Der Begriff Gott ist immer rätselhaft und verwirrend. Denn es sind stets menschliche Erfahrungen und Begriffe, mit denen wir uns dem Geheimnis Gottes nähern. Das müssen wir lernen – unsere Aussagen sind nicht Gott selbst“, sagt Manfred Kock, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands und Präses i.R. der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Im Rahmen der Gespräche unter dem Titel „Kölner Kirchenbank“ sprach der 82-Jährige mit Sammy Wintersohl vom Evangelischen Kirchenverband Köln darüber, was gemeint sein könnte, wenn Christen über Gott sprechen und formuliert seine Antwort in einem Satz, der die ganze Essenz des Christseins in wenigen Worten umfasst: „Gott ist die Macht und die Wirklichkeit, die sich meiner angenommen hat, indem er Mensch wurde.“ Dieser Gedanke bilde die Brücke, um in die Welt Gottes hineinzukommen. Es sei eine Botschaft, die verkündet werden müsse, damit die Menschen die Möglichkeit hätten, den Umgang damit individuell für sich zu klären.
Jesus habe durch seine Menschwerdung etwas in die Welt hineingetragen, das bis heute wichtig sei, ist der Theologe überzeugt und ermutigt dazu, selbst aktiv zu werden in der Nachfolge Christi. Er mahnt aber auch, sich nicht einem Irrglauben hinzugeben, dazu alleine die Kraft finden zu können: „Gott ist zwar einer, der Schwäche lehrt, aber auch Stärke schenken kann.“
„Beten und Handeln“ sieht der Pfarrer als zentrale Punkte an. „Gerade im Gebet, dem Gespräch im Angesicht Gottes, kann ich Kraft schöpfen, dankbar sein für das, was ich in der Welt sehe.“ Sicherlich sei das ein Selbstgespräch, räumt Manfred Kock ein: „Jedoch hilft es in der Hinwendung zu Jesus.“ Diese Hinwendung ist für den Kölner keine ausschließlich spirituelle Erfahrung – sie bedarf auch der Übung, der regelmäßigen Auseinandersetzung und der Gemeinschaft. „Wenn jemand sich Gott nähern möchte, sollte er beten lernen, um daraus Kraft zu schöpfen. Er sollte sich eine Gemeinde suchen, damit sein Glaube nicht verhungert – selbst wenn er nicht jedes Mal etwas aus der Predigt für sich nutzen kann – und sich beim Lesen der Bibel bewusst dem Wort Gottes aussetzen.“ Ein Wort, das durch das Hinterfragen, durch immer wieder neue Interpretationen lebendig bleibe. „So entsteht Vielfalt und das ist etwas Wunderschönes. Andere Formen und Möglichkeiten des Glaubens können mich so sehr bereichern.“
Das Lesen der Bibel, verhelfe im Übrigen auch zu Hoffnung, betont Kock. Allerdings könne eine solche Hoffnung durchaus auch enttäuscht werden, denn: „Gott lässt sich von uns nicht festlegen.“
Daran anknüpfend stellt sich unwillkürlich die Frage: Wie kann Gott all das Leid und die Kriege in der Welt zulassen? Manfred Kock sieht hier ein unlösbares Rätsel, sagt, die Frage nach dem „Warum“ stelle er nicht mehr. „Wir leben mit dieser Dunkelheit. Doch wir sind auch dort in der Gegenwart Gottes. Das ist ein Trost, denn letztlich weiß ich, dass er die Welt zu Gutem bestimmt hat.“ Eine Zuversicht, die er unter anderem aus der Offenbarung des Johannes schöpft, die dem Menschen zusichert, dass das Leid ein Ende haben wird und der Mensch auf Gott zugehen wird.
Einen Vorgeschmack auf diese Ewigkeit schenke ihm die Gemeinschaft am Tisch des Herrn beim Abendmahl, sagt der Theologe. Dort werde die Gegenwart Christi in Brot und Wein spürbar und „das tut sehr gut“.
Text: Katja Pohl
Foto(s): APK
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