Daniela Krause-Wack: „Bildung ist ein Türöffner“

Daniela Krause-Wack ist seit zwei Jahren Studienleiterin bei der Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region und zuständig für die Fachbereiche Persönlichkeit, Gesundheit, Kommunikation. Vor ihrem Start in Köln arbeitet die ausgebildete Sozialpädagogin und Diakonin knapp sieben Jahre lang in einer diakonischen Einrichtung in Potsdam. Dort hat sie sich neben seelsorgerlichen und liturgischen Aufgaben insbesondere mit der Ausgestaltung diakonischer Kultur beschäftigt. Sie sagt: „Mich beschäftigt die Frage, welchen Einfluss Spiritualität und Kirche in Gruppen und Institutionen nimmt. Und ich denke, dass diese Frage sehr viel mit unseren eigen persönlichen Erfahrungen und Entfaltungsräumen zu tun hat und mit der Art, wie Kirche spricht.“ Ein Gespräch über Körperlichkeit im christlichen Glauben, Selbstfürsorge und persönliche Weiterentwicklung:

Körperlichkeit und Spirituelles – wie passt das zusammen?

Daniela Krause-Wack: In der Melanchthon-Akademie gibt es sehr viele Angebote, die Körperlichkeit und auch den Umgang mit Stress in den Mittelpunkt stellen. Meine Vorgängerin Angelika Kirchhof hat dies mit engagierten, kompetenten Menschen großartig aufgebaut. Wir möchten die verschiedensten Zielgruppen erreichen, und ihnen dabei helfen, gesund zu sein und eine Verbindung zu ihrem Körper herzustellen. Diese körperorientierte Dimension ist gerade in der Pandemie sehr wichtig, unabhängig davon, dass dieses Thema ohnehin ein Zukunftstrend ist. Wir gehen ja in vielen Bereichen in Kommunikation mit gesellschaftlichen Trends und zeigen Perspektiven dazu auf. Mit dem Körper zu arbeiten: Das ist eine richtiggehende Sehnsucht der Menschen, die häufig eine spirituelle Dimension mit sich bringt, und braucht von daher in der Akademie einen Platz. Die Menschen können sich über das Körperliche selbst verorten und ihren Platz in der Welt hinterfragen. Wir lernen immer mehr darüber, wie Seele, Körper und Geist miteinander verbunden sind.

Wie sieht es im Gottesdienst aus?

Daniela Krause-Wack: Wir falten unsere Hände, wir stehen auf und setzen uns wieder hin. Das wird der Fülle der christlichen Spiritualität nur bedingt gerecht. Schon Paulus sagte, dass der Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist. Und davon ausgehend stellt sich die Frage: Wie gehen wir dann mit ihm um? Dieser Frage bin ich weiter auf die Spur gegangen.

Deswegen findet sich in Programm der Melanchthon-Akademie nun auch das christliche Yoga?

Daniela Krause-Wack: Ja, genau. Das ist ein Ansatzpunkt. In der alten Yogatradition stand der Sportaspekt ursprünglich gar nicht im Fokus, sondern der Körper sollte auf die Meditation vorbereitet werden. Das christliche Yoga ist von Pia Wick gemeinsam mit Pfarrern und Pfarrerinnen und Theologen und Theologinnen entwickelt worden. Pia Wick ist Yogalehrerin und Christin und hat eine eigene Yogapraxis. Sie verbindet biblische Texte mit Yogaübungen (Kurs-Infos für März s.u.) und hat darüber auch im Online-„PowerTalk“ in der Mittagspause referiert. Auf diese körpernahe und emotionale Art und Weise spüren die Teilnehmenden die Bibelworte ganz anders. Wie fühlt es sich denn an, wenn Körper ein Tempel sein soll? Oder: Gott legt uns ein leichtes Joch auf die Schultern. Was heißt das? Wo fühle ich das? In welcher Übung kann ich das umsetzen?

Wie schauen Sie auf die vergangenen zwei Jahre?

Daniela Krause-Wack: In der Akademie finden dauerhaft Reflektionsprozesse für unsere Angebote statt. Das finde ich wunderbar. Ein wichtiges Element meiner Arbeit ist der Austausch mit Dozierenden. In den letzten zwei Jahren habe durch diesen Austausch unglaublich viel gelernt, Fragen gestellt und mir Schwerpunkte erklären lassen. Ich bin erstmal die Hörende, das ist wichtig. Vieles entsteht im Prozess, im Reflektieren. In den vergangenen zwei Jahren war natürlich auch die Corona-Pandemie ein wichtiges Thema in der Erwachsenenbildung. Wie halten wir den Laden am Laufen? Wie schaffen wir es, Veranstaltungen durchzuführen? Wie kriegen wir Hygienekonzepte umgesetzt? Wie digitalisieren wir auf eine sinnvolle Art und Weise? Die Dozenten haben sich auf die digitalen Herausforderungen eingelassen und es sind wundervolle neue didaktische Konzepte entstanden. Durch technische Umfragetools konnten wir eine andere Form der Beteiligung schaffen. Wir sind ganz andere Kommunikationswege gegangen und konnten andere Zielgruppen erreichen. Viele digitale Kurse werden sogar besser gebucht als die Kurse in Präsenz. Menschen, die sich gerade mitten in einer Familienphase befinden, können an den digitalen Formaten einfacher teilnehmen. Für uns ist es mittlerweile normal, dass Kursteilnehmende nicht aus Köln kommen oder sich in ihrem Urlaub dazu schalten.

Was wird Sie in Zukunft beschäftigen?

Daniela Krause-Wack: Die Digitalisierung wird uns weiter beschäftigen und ich glaube, dass ein großer Aspekt sein wird, Menschen in den verschiedensten Lebensphasen etwas zu bieten. Wir müssen in Lebensphasen denken! Bildungsurlaube sind auch tolle Formate, weil man Raum bekommt, um über die eigene Rolle zu reflektieren und Neues zu lernen. Ein Punkt, an dem ich weiter arbeiten werde, ist daher, Angebote für die Menschen zu schaffen, die in ihren spezifischen Lebenssituationen hilfreich sind: Wissen zu vermitteln, so dass sie gestärkt weitergehen können, mit Themen wie gewaltfreier Kommunikation, Herausforderungen mit dem Älterwerden, „Inneres Kind“-Arbeit, Erkennen der eigenen Bedürfnisse, die in einem schlummern, Resilienz, der Umgang mit Krisen wie der Klimakrise, Selbstfürsorge. Vieles davon haben wir in unserem Hauptbildungsort „Schule“ nicht gelernt. Die Erwachsenenbildung ist deswegen enorm wichtig: Bildung fungiert hier als Türöffner zur Umgestaltung des Lebens. Ein Kernstück ist dabei aus meiner Perspektive das Thema: Selbstfürsorge.

Was bedeutet für Sie Selbstfürsorge?

Daniela Krause-Wack: Selbstfürsorge und Selbstliebe ist mehr als Insta-Selflove und ein Hashtag-Trend, sondern ein Grundbedürfnis des Menschen, das auch im Christentum zentral ist. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – hier ist die Selbstliebe der Referenzpunkt. Wer mit sich selbst fürsorglich umgeht, kann auch besser mit anderen fürsorglich umgehen. Als Kirche müssen wir die MitarbeiterInnen stärken und dieses Thema hat deswegen auch eine großen Organisationsaspekt. Als Diakonin möchte ich neben den fachlichen Komponenten der Angebote auch immer wieder die christliche Perspektive mit hinein flechten.

Kurs „Christliches Yoga – bewegt, gestärkt und entspannt“

Christliches Yoga ist eine wirksame Technik, die hilft, inneren Frieden zu erleben. Der Kurs findet Samstag, 12.03., und Sonntag, 13.03., jeweils von 10.30 bis 16.30 Uhr statt. Durch verschiedene Entspannungsübungen werden die Teilnehmenden still und ruhig. Atemtechniken erfrischen und schenken einen klaren, wachen Geist. Yogaübungen stärken, dehnen und richten auf. Die Bibel wird uns mit ihren vielfältigen Inspirationen bewegen. Erfahrung mit Yoga ist keine Voraussetzung für dieses Wochenende, aber der Wunsch nach Bewegung und Stille, um tiefer in das Körperwissen von Yoga und der Bibel einzutauchen. Die leichten Übungen können alle Teilnehmenden ausführen und entsprechend ihrer Befindlichkeit anpassen.

www.melanchthon-akademie.de

Text: Frauke Komander
Foto(s): Daniela Krause-Wack

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