Buntes Sommerfest der AntoniterCityKirche mit „Start with a Friend“
„Es ist nicht wichtig, woher du kommst. Freundschaft kennt keine Grenze“, hatte ein Gast in englischer Sprache auf einem großen Papierbogen zum Thema verewigt. Und ein großes Verständnis unter- und füreinander war deutlich spürbar auf dem Sommerfest der AntoniterCityKirche und deren Kooperationspartner „Start with a Friend e.V.“ (SwaF).
Es handelte sich um das erste größere Fest im CityKirchenZentrum des 2020 fertiggestellten AntoniterQuartiers an der Schildergasse. Corona bedingt hatte die Evangelische Gemeinde Köln bislang darauf verzichten müssen. Die Premiere erlebte einen großen Zuspruch und gestaltete sich, wie angekündigt, richtig „bunt“; ausgesprochen lebendig mit Begegnung, Kreativität, Live-Musik, Spiel, Information, Essen und Trinken.
„Start with a Friend“: Austausch auf Augenhöhe
Freundschaftlicher Austausch auf Augenhöhe, lautet das Ziel des bundesweit aktiven gemeinnützigen Vereins „Start with a Friend“. SwaF und seinen zahlreichen lokalen und regionalen Kooperationspartner geht es darum, „persönliche Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Einwanderungsgeschichte“ und die „gleichberechtigte Teilhabe in diesem Land“ zu ermöglichen. „Durch Austausch und gemeinsames Engagement stärken wir die Menschen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie.“
2016 gründete sich der Kölner Standort der Tandem-Organisation. Derzeit zähle man hier knapp 2.000 Community-Mitglieder, so Mitbegründer Otis Benning. Das seien je etwa zur Hälfte Menschen mit und ohne Einwanderungserfahrungen. Sie seien einerseits in Partnerschaften zusammengebracht worden. Über gemeinsame Hobbies und Interessen würden so Freundschaften und Bekanntschaften ermöglicht.
Events, Kochabende, Spaziergänge
Es gehe also um einen sozialen Austausch, nicht um ein ein- oder gegenseitiges reines Hilfsprojekt. Andererseits bildeten sich nicht nur Tandems. Auch multimediale Lern- und Ausbildungsformate, gemeinsame regelmäßige Events, Kochabende, Spaziergänge und anderes mehr bereicherten die vielfältige und lebendige SwaF-Gemeinschaft in Köln. „Wir feiern und diskutieren gemeinsam und lernen voneinander.“
Zu den SwaF-Kooperationspartnern zählt die AntoniterCityKirche. 2019 wurde das gemeinsame, generationsübergreifende Projekt „Alt trifft Jung“ aus der Taufe gehoben. „Wir bieten den Senioren unserer Kirchengemeinde und jungen Einwanderern einen Raum, in dem sie vorurteilsfreie Kontakte auf Augenhöhe knüpfen können“, ist Martin Weiler unverändert überzeugt von der Zielsetzung.
Weiler ist Vorsitzender des Bezirksausschusses Antoniterkirche und seitens der Gemeinde Initiator des Kooperations-Projekts. Mit Pandemiebeginn mussten die Aktivitäten auf Eis gelegt werden. Unter Corona-Bedingungen durchgeführte Konzerte auf dem Hof des AntoniterQuartiers mit Musik aus unterschiedlichen Kulturen und Stilrichtungen verhalfen zu ersten sicht- und hörbaren Früchten der Zusammenarbeit. „Ich finde es krass“, bewertete Benning im Gespräch die sehr gute Entwicklung dieses Miteinanders. „Wir führen in Köln viele kleine Veranstaltungen durch. Hier im Quartier haben wir die Infrastruktur, gemeinsam größere Sachen zu machen. Das hätten wir uns vor drei Jahren nicht erträumt.“
„Ein wichtiger Baustein ist die Musik“
„Ein wichtiger Baustein ist die Musik“, moderierte Weiler. Sie verbinde Menschen rund um den Erdball. Daher bereicherten ganz verschiedenen Musik-Genres auch das Sommerfest. Den Konzertreigen im großen Saal eröffnete Organist, Komponist und Dirigent Thomas Pehlken, Kreiskantor des Kirchenkreises Köln-Nord, mit klassischen Stücken am Flügel. Seine feinen Interpretationen von Werken beispielsweise von Schumann, Mozart, Chopin und Grieg drangen durch die geschlossene Tür gedämpft auch auf den lauschigen Innenhof zu den dort speisenden und sich unterhaltenden Gästen.
Später überzeugten der stimm- und bewegungsstarke Singer-Songwriter Oskar Dunkelblau und Band unter anderem mit sozialkritischen und biographisch-lokal gefärbten Beiträgen. Zum Abschluss der Live-Auftritte rissen Enis Ibraimovski und Band die Besuchenden mit Roma-Musik vom Balkan mit.
Miteinander-in-Kontakt-Kommen im Programm
Das Sommerfest bezeichnete Benning hoffnungsfroh als Auftakt der „richtigen Phase“ des Kooperationsprojekts. Entsprechend waren auch spielerische Angebote zum Miteinander-in-Kontakt-Kommen im Programm verankert. In einem der Räume bestand die Möglichkeit aufzuschreiben und zu malen, was man mit den Themen Freundschaft und Heimat(en) verbindet. Jüngere zeigten sich an der Buttonmaschine aktiv. Andere nutzten die Foto-Ecke auf dem Innenhof, um mittels einer Polaroidkamera aktuelle Eindrücke zu präsentieren.
Auf einer zig Meter langen Tischreihe boten sich Augen und Nasen ein verlockendes Buffet mit Speisen insbesondere aus der orientalischen und europäischen Küche. Vielfalt war angesagt: Kaltes und Warmes, Scharfes und Fruchtiges, Süßes und Salziges, Leichtes und Deftiges. Schon am Tag zuvor hatten insbesondere SwaF-Ehrenamtliche stundenlang vorgekocht und zubereitet.
Ihre Kreationen trafen den Geschmack der Besuchenden. Denn Weiler konnte am Ende bilanzieren, dass das Buffet „gut aufgegangen ist“. Quasi leergefegt bis auf die noch reichlich gefüllten Töpfe mit Chili mit oder ohne Fleisch. Diese beiden leckeren Varianten erfuhren zu später Stunde eine ausgezeichnete Verwendung. Anwesende Mitglieder der mit SwaF kooperierenden Hilfsorganisation „Team Seyyah“, die wiederum mit dem „Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner e.V.“ sowie deren mobiler Obdachlosenhilfe „Kölner Kältebus“ zusammenarbeitet, vermittelten etliche Chili-Portionen an Wohnungslose.
Mehrere gut besuchte Kurzführungen
Von der Gemeinde wurden mehrere gut besuchte Kurzführungen zu zwei Themen angeboten. Weiler informierte komprimiert wie plastisch über die Entstehung des AntoniterQuartiers und führte zu den Fundamenten einer römischen Bibliothek in der nicht öffentlich zugänglichen Tiefgarage. Auf dem Grundstück habe einst ein Gemeindezentrum aus den 1950/60er Jahren gestanden. In dessen Sanierung hätte die Gemeinde stärker investieren müssen.
Alternativ habe sie den 2020 fertiggestellten Neubau in Angriff genommen. Der moderne Gebäudetrakt befinde sich im Besitz der Gemeinde und werde vielfältig genutzt. Neben dem Gemeindezentrum mit Veranstaltungsräumen fänden sich hier gastronomische Betriebe, Büros von Dienstleistern und Wohnfläche. „Wir befinden uns hier innerhalb des früheren römischen Viertels“, fuhr Weiler fort. Es sei klar gewesen, dass Archäologen bei der vorgeschriebenen Grabung im Vorfeld des Quartierbaus fündig werden würden.
Nicht gerechnet habe man aber mit einer solchen Sensation: Aufgedeckt hätten die Fachleute nichts Geringeres als die massiven Fundamente der ältesten bekannten römischen Bibliothek nördlich der Alpen. Deren großflächiger Erhalt habe eine kostensteigernde Änderung der Baupläne notwendig gemacht, sprach Weiler von einer engen und guten Kooperation von Gemeinde und Römisch-Germanischen Museum/Archäologische Bodendenkmalpflege.
Die Fundamente lägen in wesentlichen Teilen im Erdreich. Der Verlauf eines kleinen südwestlichen Anbaus sei durch eine entsprechende Pflasterung des Garagenbodens angedeutet. Im oberirdisch erhaltenen Abschnitt wies Weiler auf Nischen für Schriftrollen hin, die in ihrer Art damals typisch für Bibliotheksbauten gewesen seien.
Orgelführung in der AntoniterCityKirche
Kantor Johannes Quack zog innerhalb seiner Orgelführung in der AntoniterCityKirche Interessierte nicht nur mit Erläuterungen zur 1969 eingeweihten sowie 2013 umfangreich restaurierten und erweiterten Peter-Orgel in Bann. Zudem vermittelte er beispielhaft Grundsätzliches über das „komplizierteste Musikinstrument“. „Alles, was Sie hören, ist mechanisch produziert, exakt wie bei der Blockflöte“, verglich der Kirchenmusikdirektor anschaulich, um abschließend mit seinem Spiel zu begeistern.
„Aus meiner Sicht ist unser Konzept wunderbar aufgegangen“, sprach Weiler resümierend von einem rundum gelungenen Sommerfest. Sehr positiv seien die zahlreichen Rückmeldung ausgefallen. Über den Nachmittag und Abend verteilt hätten sich rund 180 Menschen auf der Ebene des Gemeindezentrums aufgehalten.
Dabei registrierte Weiler je zur Hälfte Angehörige der Gemeinde und SwaF-Mitglieder. Erfreulich war für ihn durchgehend zu beobachten, dass sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und über Altersgrenzen hinweg begegnet seien. „Auch die drei Konzerte mit ganz unterschiedlichen Musikrichtungen haben gut funktioniert“, freute sich Weiler.
Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich
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