Armin Beuscher: „Beim Laufen und beim Beten gehört das Loslassen dazu“

Armin Beuscher gibt nun sein Amt als Sportbeauftragter des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region EKV auf, Marco Beumers wird sein Nachfolger. Der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal hatte das Amt seit 2016 inne. Zum ersten Mal in diesem Bereich aktiv wurde er 2005, als ein ökumenischer Arbeitskreis, in dem er den EKV vertrat, Veranstaltungen im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft organisierte, die die Themen „Kirche und Sport“ verbinden sollten.

Kirche, Spiritualität und Sport – wie passt das zusammen?

Armin Beuscher: Über viele Jahre war mein Motto: „Laufend Beten“. Laufen und Beten – das passt zusammen. Wenn mein Tempo dem Ein- und Ausatmen angepasst und nicht zu engagiert war, dann bin ich in einen Rhythmus des Betens und der Meditation gekommen. Der Grundrhythmus des Atmens beim Sitzen und Beten des Herzensgebetes ist: doppelt solange ausatmen wie einatmen. Das geht auch bei dem eben angedeuteten entschleunigten Lauftempo. Das geht auch gut beim Schwimmen. Beim Laufen und beim Beten gehört das Loslassen dazu: Die Gedanken ziehen lassen und im Augenblick ankommen, meinen Atem wahrnehmen, mich wahrnehmen in Gottes Gegenwart, in Gottes Schöpfung. An der Sporthochschule der Kölner Uni hat ein Wissenschaftler den Zusammenhang von Laufen und Beten erforscht. Ein Ergebnis: Es passieren ähnliche Dinge im Kopf beim Beten wie beim Laufen. Mit meinen Worten: Es tut beides gut. Und wenn wir das Beten so auch in den Alltag und die Freizeit  hineinnehmen, dann sind wir dem nahe, was andere das „immerwährende Gebet“ nennen.  Sport macht den Kopf frei, das Herz offen und tut wohl. Und der Glaube und vor allem die gelebte Spiritualität bewirkt das auch.

Welche Aufgaben als Sportbeauftragter haben Ihnen besonders viel Freude bereitet?

Armin Beuscher: Als Team-Player waren für mich all die Projekte spannend, bei denen ich gemeinsam mit anderen Menschen Projekte vorbereitet, entwickelt und auch umgesetzt habe. Ein besonderer Dank geht hier an meine katholischen Sportsfreundinnen und -freunde – eine besondere Freude. Ich habe in all den Jahren im Bereich von Kirche und Sport erlebt, wie gut es tut, mit katholischen Geschwistern gemeinsam unterwegs zu sein, ob im Arbeitskreis „Kirche und Sport“ des Erzbistums Kölns oder in Zusammenarbeit mit dem Team des katholischen Sportverbands DJK. Für uns sind Glaube und der Sport Herzensanliegen. Unser gemeinsames Ziel ist es, Menschen mit der guten Nachricht und mit Angeboten im Bereich des Breitensports zu erreichen. Und das war vielfältig, erfolgreich und sehr erfreulich.

„Kirche läuft“, „Präses-Cup“, „Konfi-Cup“ und „Kirche tanzt“: Es gab zahlreiche Events, die Sie begleitet haben. Was ist Ihnen dabei besonders im Gedächtnis geblieben?

Armin Beuscher: Ein Highlight war die Veranstaltung „Kirche tanzt“. Drei Veranstaltungen haben wir geplant, eine konnten wir realisieren – die beiden anderen sind wegen Corona ausgefallen. Doch die eine, die wir mit über 600 Teilnehmenden realisiert haben, war ein grandioses Erlebnis. Alt und Jung, Menschen, die gerne für sich allein oder lieber als Paare tanzen, alle kamen auf ihre Kosten. Drei unterschiedliche musikalische Gruppen haben den Abend gestaltet und sowohl der Raum als auch das Konzept und natürlich die Anwesenden haben diesen Abend perfekt gemacht. Auch hier wäre ohne die katholischen Geschwister eine Planung und Durchführung in dieser Größenordnung nicht möglich gewesen.

Woran erinnern Sie sich außerdem gerne?

Armin Beuscher: Es sind viele kleine Erfahrungen, zum Beispiel „Kirche läuft“. Der Stadionlauf ist ein Fest der Inklusion und der Freude an Bewegung. Jede teilnehmende Person hat die Möglichkeit zwischen sehr engagierten und sehr lockeren Laufformaten zu wählen.  Es ist ein großes Zusammensein von Menschen mit und ohne Behinderung. Die Laufenden mit einem kleinen geistlichen Impuls auf die Strecke zu schicken, ist für mich eine wunderbare Form der Verkündigung. Besonders eindrücklich war für mich auch unsere Ökumenische Segensstation. Wir haben Kinder und ihre Familien und wer auch sonst den Wunsch hatte mit einem kleinen Ritual gesegnet: eine Kraftoase mitten auf der Wiese, umgeben von einem bunten und trubeligen Fest.

Was bedeutet Ihnen Sport persönlich?

Armin Beuscher: Sport und körperliche Bewegung sind etwas Heilsames und Gutes für mich – und ich denke, für alle Menschen.  Ich bin ich ein großer Freund des Breitensports und möchte viele Menschen ermutigen, sich zu bewegen, das Sofa zu verlassen, ihre Form der Bewegung und Sportlichkeit zu entdecken, das ist mir ein Anliegen. Meine Leidenschaft war über viele Jahrzehnte das Laufen. Meine Lieblingssportart ist der Fußball, hier weniger begabt als leidenschaftlich. Mein Herz schlägt für einen Verein, der mir den letzten 60 Jahren auch manche Sorgen bereitet hat und trotzdem immer meine Loyalität haben wird. Seit gut einem Jahr kann ich aufgrund einer Krebserkrankung nicht mehr laufen und merke noch mehr, wie notwendig und stärkend Sport und Bewegung für mich sind. Ich versuche jeden Tag viele Schritte zu gehen, mein tägliches Ziel von etwa 10.000 Schritte erreiche ich in der dunklen Jahreszeit oft nicht so ganz. Sport und Körperbewusstsein haben ganz viel mit dem mich spüren, lebendig sein, mich wertschätzen und lieben zu tun.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?

Armin Beuscher: Mein Nachfolger Marco Beumers ist im letzten Jahr schon wunderbar gestartet. Er hat die von mir und Kollege Karl-Heinz Iffland jahrzehntelang begleitete Aufgabe, in Köln und Umgebung für den Präses-Cup ein Fußballerinnen- und Fußballerteam zusammenzustellen, beim ersten Versuch schon erfolgreich angepackt. Er konnte mit zwei Teams teilnehmen und hat mit dem Rheinteam die begehrte Trophäe gewonnen. Ich wünsche Marco Beumers, dass er seine eigene große sportliche Kompetenz und seine Leidenschaft weiterhin so beherzt einbringt und vor allem ein breites Echo und viele Verbündete in unseren evangelischen Reihen findet, die ihn unterstützen und auch Freude daran haben, mitzutragen und mitzumachen, ob beim Laufen, ob beim Tanzen, ob beim Fußballspielen, ob bei anderen Sport-Events. Ohne Unterstützung geht es nicht: Lassen Sie/lasst euch von ihm einladen – ob in der Verwaltung oder im Seelsorgedienst, ob in der Jugendarbeit oder im Bereich der Diakonie. Und ich wünsche ihm, dass die ökumenische Zusammenarbeit und Freundschaft ihn auch so trägt, wie sie mich getragen hat. Gottes Segen für all sein Anpacken.

Text: APK
Foto(s): Privat

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