2016 – 2021: Fünf Jahre Rheintaufe der Kartäuserkirche am Stromkilometer 689,5

Wasser und Licht

Seit im Juli 2016 erstmals elf Täuflinge der Kartäuserkirche am Kölner Rheinufer in die christliche Gemeinschaft aufgenommen worden waren, sind hier – immer in den Sommermonaten – zahlreiche Jungen und Mädchen im Säuglingsalter ebenso wie ältere Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene getauft worden, zuletzt am 20. Juni 2021. „Wir machen das nicht, weil wir gerne Wasser über Kinder und Jugendliche werfen“, betonte Pfarrer Mathias Bonhoeffer bei der Rheintaufe 2017, „sondern weil Christus uns dieses Sakrament überliefert hat.“ Dabei erinnerte er an den Taufbefehl im Matthäus-Evangelium: „Macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Matthäus 28,19-20)

Wasser ist die Grundlage allen Lebens, birgt aber zugleich ein sehr zerstörerisches Potenzial. Davon spricht die Bibel in der Geschichte über die Vernichtung der Ägypter im Roten Meer. (Dies mussten aktuell in der Unwetterkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz auch viele Menschen unmittelbar und äußerst leidvoll erfahren.) Eine zweite Voraussetzung des Lebens ist das Licht, erläuterte Pfarrer Bonhoeffer in der Tauffeier 2017. Wenn die Taufkerzen an der Osterkerze entzündet werden, dann verdeutliche dies zeichenhaft, dass das göttliche Licht die Mächte der Finsternis vertreibt.

Unter freiem Himmel

Pfarrerin Dr. Anna Quaas lenkte bei der Rheintaufe 2017 den Blick auf das Zusammenspiel zwischen Himmel und Erde. Dieses trete bei einer Taufe unter freiem Himmel besonders sinnfällig vor Augen. Sie erinnerte an die Jesu Taufe im Jordan, bei der sich der Himmel öffnete und der Geist Gottes in Gestalt einer Taube erschien: „Denn es ist ein einmaliger Moment im Leben der Menschen, die damit getauft werden“, so Quaas.

Auch in diesem Jahr erwies sich das Rheinufer als ein guter Ort für eine Taufe. Treffpunkt war wie immer am Stromkilometer 689,5 im Rheinpark. Sechs Kinder sollten getauft werden: Wilma, Mattes, Junis, Collin sowie die Zwillingsschwestern Marie und Leonie. Waren in der Nacht zum 20. Juni 2021 noch Gewitter über Köln hinweggezogen, begannen die Gottesdienst-Vorbereitungen am Sonntagmorgen bei Sonnenschein, einigen schnell vorüberziehenden Wolken und angenehmen 25 Grad Celsius.

Ab etwa halb elf Uhr trafen die ersten Tauffamilien ein. Den Corona-Schutzregeln entsprechend bildeten sie separate Sitzgruppen und nahmen mit Schutzmasken auf Decken, Stühlen und Bänken Platz. Insgesamt feierten diesen Taufgottesdienst rund 150 Teilnehmende. Am Rheinstrand erklangen Kinderstimmen, Rufen, Lachen und Gespräche, Soundcheck-Klänge und entferntes Glockenläuten vom anderen Rheinufer, Möwenschreie und das Rauschen der Wellen in den Uferkieseln. Auf dem träge dahinfließenden Strom passierten immer wieder große Lastschiffe den Ort, mehrfach auch Sportkanus.

Schön, dass ihr alle da seid

Pünktlich um elf Uhr eröffneten die beschwingten Klänge von Piano und Saxofon den Gottesdienst. Dieser wurde gestaltet von Pfarrer Matthias Bonhoeffer, Pfarrer Dr. Martin Gröger, Johanna Biehl, Almuthe Löber, Kantor Thomas Frerichs (Piano) und Burkhard Müller (Saxofon). „Schön, dass ihr alle da seid“, begrüßte Pfarrer Bonhoeffer die Gemeinde und bemerkte schmunzelnd, dass es kein Zufall sein könne, dass es bei dieser sechsten Taufe im sechsten Jahr sechs Täuflingen gebe. Nach der Begrüßung der Täuflinge und ihrer Familien wurde gemeinsam gebetet und gesungen: „Sing and pray … oh, what a wonderful day!“

Die Liturgie wechselte zwischen Gebeten und Lesungen einerseits und den frohen, rhythmischen Klängen der Musik andererseits. Nach der Lesung des Taufbefehls aus dem Matthäus-Evangelium und einem gemeinsam gesprochenen Glaubensbekenntnis wurden die Paten und Eltern gebeten, mit den Täuflingen aufzustehen. Sie beantworteten die Tauffragen und bekräftigten, dass ihr Kind der Gemeinschaft der Kirche aufwachsen soll.

Ein großes Fest

Nacheinander traten nun die einzelnen Familien ans Wasser. Die beiden Pfarrer stiegen mit den Eltern und Paten etwa knöcheltief in das flache Rheinwasser. Während sie die Taufformel „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ sprachen, schöpften sie dreimal mit der hohlen Hand Wasser aus dem Rhein und ließen es dem Kind über den Kopf fließen. Die Pfarrer taufen zuerst nacheinander, dann gleichzeitig an zwei Plätzen am Rhein mit kleinen Gruppen von jeweils zwanzig Personen. Die Musiker bekräftigen den Taufakt mit einem Lied, das den Zuspruch Gottes in der Taufe zum Ausdruck bringt: „Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur… Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Du bist du!“

Nach Taufspruch, Segen und Überreichung der Taufurkunde lud Jugendmitarbeiterin Johanna Biehl die Eltern mit den Täuflingen noch einmal einzeln zum Altartisch, um ihnen persönlich gestaltete Taufkerzen zu überreichen. Mit dem ABBA-Klassiker „Lay all your love on me“ klang das feierliche Taufgeschehen stimmungsvoll und lebensbejahend aus.

Alles unter Gottes buntem Bogen

Danach richtete sich Pfarrer Dr. Gröger in einer Ansprache an die Tauffamilien und griff dabei den jeweiligen Taufspruch auf. Er verband das Taufgeschehen im Rhein mit der biblischen Verheißung: „Nach der Sintflut erscheint Gottes Regenbogen in den Wolken, alle Farben versammelt, alle Völker und Nationen, Geschlechter, Rassen, Nationen, alle Vorlieben, die wir als Menschen so entwickeln, all das, was uns besonders macht und auszeichnet, all das, was uns verbindet und ‚gleich‘ macht. Alles unter Gottes buntem Bogen.“ Diese ‚Gleichheit‘ sei keineswegs ‚gleichmacherisch‘, sondern leuchte in allen Farben des Lebens: „So wie wir sind. So wie all die Täuflinge sind, die wir heute getauft haben!“

Vom Jordan zum Rhein

„Wir brauchen Wasser, zum Taufen, zum Leben, damit wir sein können, wer wir sind. Ohne Wasser bewegt sich nichts. Wir taufen und spenden damit Gottes Segen.“ Mit diesen Worten schlug Pfarrer Gröger den Bogen zu einem anderen biblischen Geschehen, zur Taufe Jesu im Jordan: „Johannes hat mit Wasser getauft und er hat vorhergesagt, dass Gottes Geist mit Jesus Christus auf die Erde kommt. Als Jesus getauft wurde, hat sich der Himmel aufgetan, so steht es im Neuen Testament. Eine Taube als Symbol des Geistes Gottes ist auf Jesus Christus herabgekommen zum Zeichen dafür, dass Himmel und Erde, Gott und Menschen zusammengehören, heute und alle Tage.“

Rheintaufe 2022

Die nächste Rheintaufe der Kartäuserkirche wird im kommenden Jahr an einem Samstag gefeiert: am 13. August 2022 um 15 Uhr, dieses Mal nicht direkt am Rheinstrand, sondern oberhalb der Uferkante auf den Rheinwiesen im Rheinpark. Die Gemeinde bleibt damit aber in Rheinnähe und unweit „ihres“ Stromkilometers 689,5.

Fotogalerie von Rheintaufen der ersten fünf Jahre









Text: Manfred Loevenich
Foto(s): Manfred Loevenich

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